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Review: Agatha Christie – Tod auf dem Nil

Disco, Dampfer, Deduktion!

Agatha Christie’s Tod auf dem Nil gehört zu den Kronjuwelen der Kriminalliteratur. Der Stoff inspirierte bis heute mehrere Bühnenfassungen, drei prominente Verfilmungen (1978 unter John Guillermin mit Peter Ustinov, 2004 in der ITV-Reihe mit David Suchet sowie 2022 unter Kenneth Branagh) und schon 2008 eine erste Videospiel‑Adaption als Wimmelbild‑Abenteuer. 2025 legt Microids Studio Lyon nach: Mit Agatha Christie – Death on the Nile verwandelt das Team den Klassiker in ein modernes Krimi‑Adventure – inklusive 70er‑Jahre‑Zeitversatz, Zweit‑Protagonistin und frisch polierter Ermittlungswerkzeuge. Und ja: Wir haben auf dem PC ermittelt.

Hercule Poirot trifft Jane Royce

Die Neuinterpretation verlegt die Handlung in die späten 70er und stellt Hercule Poirot eine neue Figur an die Seite: Jane Royce, eine Privatdetektivin mit eigenem Fall, der sie von London über Mallorca und New York bis nach Ägypten führt. Auf der Karnak kreuzen sich die Wege – und der berühmte Mordfall nimmt seinen Lauf. Die Erzählung bleibt dem Buch im Kern treu, streut aber Zusatzkapitel und ein Epilog‑Doppel (Variante A/B) ein. Das sorgt für Mehrwert für Kenner – auch wenn der stetige Perspektivwechsel zwischen Poirot und Royce anfangs etwas holprig wirkt.

Mindmap, Timeline & Konfrontationen

Das Gameplay ist klassisch: Schauplätze erkunden, Hinweise sichern, Verdächtige befragen. Würze liefern drei Systeme:

  • Mindmap: Erkenntnisse verknüpfen, Schlüsse ziehen, Sackgassen entlarven.
  • Timeline‑Rekonstruktion: Tatablauf als begehbares „Diorama“ nachstellen – herrlich befriedigend, wenn die Puzzleteile klicken.
  • Konfrontationen: Mit Beweisen Widersprüche aufdecken – Poirot at his sassiest. Dazu gesellen sich kleinere Logik‑ und „Alltags“‑Rätsel (vom Jukebox‑Fix bis zum Koffer‑Tetris). Nicht alles ist gleich stark, aber das Paket motiviert.

Schwierigkeit & Komfort

Drei Stufen – von „Story“ (mit Hilfen) bis „Herculean“ (ohne Netz & doppelten Boden) – erlauben Feinjustage. Praktisch: Man kann die Schwierigkeit jederzeit ändern und Kapitel gezielt erneut spielen. Sammelobjekte (goldene Schnurrbärte & Co.) verlängern die Kuschelkrimi‑Zeit, ohne sich vorzudrängen.

70er‑Vibes mit PS2‑Mimik

Art Direction? Stimmig: Warmes 70er‑Farbspektrum, schicke Innenräume, ein Karnak‑Deck, das nach Cocktailkarte riecht. Kritikpunkt bleibt die Animation – Gesichter und Gesten wirken oft hölzern, Lippen‑Sync schwankt. Der Score schmiegt sich angenehm an, setzt aber in einzelnen Szenen abrupt aus. Unterm Strich mehr „Cosy Mystery“ als Hochglanzkino – das passt zum Tempo, knabbert aber an der Immersion.

Technik (PC‑Test)

Getestet auf PC mit Gamepad sowie Maus/Tastatur: Flüssige Erkundung, kurze Ladezeiten, keine Abstürze. Kleinere Bugs (Interaktionsmarker zickig, vereinzelt UI‑Haker) traten auf, ließen sich aber umgehen. Die deutsche, englische und französische Vertonung sind an Bord; wir bevorzugten Englisch wegen Akzentnuancen (Poirot’s französischer Einschlag, Royce’ London‑Ton).

Plattform‑Check: PlayStation 5, Xbox Series X|S & Nintendo Switch

Auf PlayStation 5/Xbox Series X|S profitiert die Präsentation von höherer Bildschärfe und schnelleren Ladezeiten; die steifen Animationen bleiben systemübergreifend. Auf Nintendo Switch wirkt die Bildschärfe weicher und die Performance weniger seidig, ist für ein gemächliches Adventure aber „locker gut genug“. Inhaltlich sind alle Versionen identisch.

Anpassbare Steuerung, mehrsprachige Untertitel/Audio, ein klar strukturiertes Journal/Mindmap und die frei wählbare Hilfedichte erleichtern den Einstieg. Eine explizite „Dialog überspringen“‑Option hätten wir uns für Replays gewünscht.

Fazit:

Wertung: - 7.5

7.5

Wer Agatha Christie liebt, wer gern deduziert statt ballert und wer sich an 70er‑Schick nicht sattsehen kann, findet hier einen entspannten, inhaltlich respektvollen Krimiabend. Wer kinoreife Animationen erwartet oder gar Action‑Setpieces, liegt auf der falschen Pier. Agatha Christie – Death on the Nile ist ein „Cosy‑Crime“ zum Mitknobeln: stilsicher im Setting, stark in Mindmap & Timeline, mit sympathischem Zweiergespann aus Hercule Poirot und Jane Royce. Technik und Animationen hinken hinterher, die Erzähl‑Wechsel brauchen Anlauf – aber am Ende sitzt man zufrieden auf dem Sonnendeck und nippt am „Monsieur Poirot“ (mit extra Zuckerrand). Ein gelungener Fall mit Luft nach oben – und Appetit auf den nächsten Klassiker.

Genre: Krimi Adventure
Entwickler: Microids Studio Lyon
Erscheint: erhältlich
System: PlayStation 5, Xbox Series, Nintendo Switch, und PC
Preis: ca. 40 Euro 

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