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Review: Adeptus Titanicus Dominus

Eine titanische Gaudi, wenn man sich darauf einlassen kann

Der Entwickler Membrane Studios ist in der Branche ein noch eher unbekannter Name. Das erste Projekt dieser kleinen 2-Mann Spieleschmiede, eine Videospiel-Umsetzung des 2018 erschienen Adeptus Titanicus aus dem Hause Games Workshop, ist nun erschienen. Klingt nach einem mutigen und spannenden Projekt für ein Erstlingswerk, bieten Marke und Genre viel Potential für einen potentiellen Erfolg.

Adeptus Titanicus Dominus ist im 41. Jahrtausend im Kalin Sektor des Imperiums der Menschheit angesiedelt. Der Planet Kalin IX wurde durch Chaos Legionen angegriffen und die Spieler übernehmen nun die Rolle eines Titanenmanipels, das ausgesandt wurde um die Invasionsstreitkräfte aufzuhalten. Der Fokus des Spiels liegt dabei auf dem Steuern und Befehligen gigantischer Mechs in einem rundenbasierten Strategiespiel, bei dem in der Regel der Schwerpunkt auf dem Halten von Missionszielen oder der Vernichtung der gegnerischen Truppen oder Titanenmanipel liegt. Dies ist, wie im Tabletop-Vorbild, auch in verschiedene Runden aufgeteilt, bei der abwechselnd der Spieler und die gegnerische KI ein Modell ihrer Einheit ziehen.

Das Gameplay von Adeptus Titanicus gestaltet sich dabei sehr schlicht und ist dadurch verhältnismäßig nahe an der Vorlage. Das Spielt kann komplett mit der Maus und wenigen Klicks bedient werden. Das Interface ist sehr schlicht gehalten und auf den ersten Blick sehr aufgeräumt. Der Spieler hat bei jedem seiner Titanen die Möglichkeit einen von vier verschiedenen Bewegungsmodi zu wählen. Einer sorgt dafür, dass der Titan stehen bleibt, dafür aber deutlich genauer trifft, die anderen sind ein sich stetig verschlechternder Beschuss, je nachdem wie weit sich der eigene Titan bewegt.

Das Spiel bietet aktuell drei Klassen. Die schnellen leicht bewaffneten Warhound Titanen, deren Stärke in ihrer Bewegung und Wendigkeit liegt, die schwer Bewaffneten Reaver Titanen, die eine Mittelklasse zwischen einem schnellen Warhound und einem schwerfälligen Warlord Titanen bilden und der sehr schwer gepanzerte Warlord Titan, der als schwere Waffenbatterie eingesetzt wird. Jede Klasse hat ihre Vor- und Nachteile. Während der Warhound Titan schnell von Punkt A nach B kommt, zerreißt der Warlord Titan unvorsichtige Gegner über lange Distanz hinweg in viele kleine Einzelteile.

Die Orden des Adeptus Titanicus sind die eiserne Faust der Herrschaft des Imperators. Ein Samthandschuh würde keinen Zweck erfüllen. – Grand Master Augrim, Divisio Militaris Orden der  Imperial Eagles

Beschädigungen werden in der Regel am Modell angezeigt. Verlorene Gliedmaßen oder Explosionen deuten einen Ausfall der Systeme an. Hier liegt jedoch einer der großen Schwachpunkte des Spiels. Wird ein Titan kritisch an einer Waffe getroffen erscheint kurz ein kleines rotes Symbol über dem Kopf des Titanen, das anzeigen soll, dass eine Waffe beschädigt, aber nicht zerstört ist. Eine Möglichkeit einzusehen was beschädigt wurde und wie stark gibt es in dem minimalistischen Interface nicht. Meist erfährt man welche Waffe zerstört ist, wenn diese einen im Feuergefecht im Stich lässt. Ein Aufrufen der Datenkarten, die zwar im Spiel enthalten, aber nicht zu gebrauchen sind ist nur bedingt möglich. Diese zeigen meist nur die Lebenspunkte des Titanen an und die zuvor im Menü ausgerüstete Bewaffnung.

Die Bewaffnung kann der Spieler vor dem Gefecht selbst auswählen und dieses System bedient sich sehr stark bei der Tabletop Vorlage. Es wird nach einem Punktesystem eingekauft, wobei ein Titan in seinem Rohzustand beispielsweise 250 Punkte kostet. Dazu kommt dann das Waffenloadout bei dem die beiden Hauptwaffen beliebig kombiniert werden können und ebenfalls mit unterschiedlichen Punktewerten zu Buche schlagen.

Die Technik des Spiels ist vermutlich der größte Knackpunkt. Viele Dinge funktionieren einfach nicht oder nur mangelhaft, Mechaniken sind nicht zu Ende gedacht und das nach knapp zwei Jahren Early Access. Die Grafik des Spiels ist nicht auf dem Stand eines Spiels im Jahr 2021. Im Vergleich mit alten Strategieperlen wie Schlacht um Mittelerde oder Dawn of War 2 reiht sich das Spiel in etwa deren Qualitätsstufe ein. Die Performance des Spiels ist häufig sehr wechselhaft, selbst auf guten Systemen läuft Adpetus Titanicus einfach nicht rund. Vor allem im Multiplayer merkt man das sehr stark. Möchte man dieses Spiel im Multiplayer spielen, sollte man am besten die eigenen Freunde mitbringen, da wir zur Testzeit keine weiteren Spieler in der Onlinelobby fanden. Desweiteren schien der Multiplayer in unserer Version massiv an Bugs und Glitches zu leiden. Bei einer Person fiel ständig das Interface aus und konnte nur durch wildes raus- und wieder reintabben reaktiviert werden. Außerdem gab es mehrere Freezes und Abstürze. Die Soundqualität der Titanen lässt auch deutlich zu wünschen übrig. Klingen manche wenige Files nach saftigen Plasmakanonen, so wirken dagegen die meisten nach viel benutztem Kinderspielzeug. Dies fördert leider nicht die Atmosphäre die eine Warhammer 40.000 Lizenz hergibt.

Adeptus Stammtisch: Adeptus Titanicus Dominus: Lets Play Kampagne 1

Adeptus Titanicus Dominus Multipalyer angespielt

Der beste Aspekt des Spiels ist allerdings der phänomenale Soundtrack. Dieser sucht selbst unter den großen Warhammer Titeln seines gleichen und reiht sich direkt in Größen wie „Angels of Death“ von Dawn of War 2 oder dem Mechanicus Soundtrack. Komponist Evan Rogers trifft mit den sieben Titeln des Titanicus Soundtracks genau die „Grim Dark“ Attitüde die das Warhammer 40.000 Universum nach außen repräsentiert und lebt. Der Soundtrack ist frei auf dessen Social Media Plattformen abrufbar und bietet auch eine tolle Hintergrundmusik für die Spiele am heimischen Küchentisch.

Die Tabletop Vorlage

Adeptus Titanicus lebt von seinem neuen interessanten Regelwerk. Games Workshop hat die richtigen Schrauben gedreht, damit sich das System so weit von den Hauptspielen Warhammer 40.000 und Warhammer Age of Sigmar unterscheidet und so eine eigene Dynamik und eigene interessante Mechaniken etabliert. Das Tabletop wird seit 2018 kontinuierlich weiterentwickelt, das System wurde bereits um drei weitere Titanenklassen, die alle ihren eigenen Spielstil besitzen, erweitert.

Modele wie der Warmaster-Titan mit seinen Plasma-Annihilatoren bestehen schon einmal aus knapp 300 Teilen!

2. Fazit von Co-Autor Sven Römbke:

Die Membrane Studios haben sich leider mit einem derartigen Projekt etwas übernommen. Das Spiel leidet unter seinem schlechten technischen Zustand, was auch der grandiose Soundtrack nicht mehr retten kann. Dies könnte auch der Grund für den bereits im White Dwarf enthaltenen Gutscheincode sein. Eine Vollpreisempfehlung kann ich nicht geben.

Fazit

Wertung - 6

6

Als ich gehört habe das eine Tabletop Umsetzung von Adeptus Titanicus kurz vor dem Release stand, war ich wirklich begeistert und wollte möglichst schnell in den Titel reinspielen. Diese Euphorie legte sich aber bereits nach wenigen Stunden. Die technischen Probleme und die mangelnde Abwechslung im Gameplay motivierten mich einfach nicht genug die Kampagne zu beenden oder weiter im Multiplayer, sollte man Mitspieler gefunden haben, zu spielen. Das wahre Highlight des Spiels ist und bleibt einfach der Soundtrack, der bei mir in Zukunft häufig die musikalische Untermalung der Spiele am Küchentisch bilden wird. Eine Vollpreisempfehlung kann ich leider nicht geben, allerdings könnten Hardcorefans auf ihre Kosten kommen, wenn sie die Augen vor dem technischen Zustand verschließen können.

Genre: Strategie
Entwickler: Membraine Studios
System: PC
Erscheint: erhältlich
Preis: ca.  25 Euro

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