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Review: 65

Wenn Adam „Kylo Ren“ Driver in einem Science-Fiction-Film auf einer prähistorischen Erde gegen gefräßige Dinos antreten muss, sollte eigentlich nicht viel schiefgehen können, oder? „65“ beweist in 93 Minuten eindrucksvoll, dass selbst ein hochkarätiger Schauspieler und Dinos kein Garant für gigantische Unterhaltung sind.

In einem Land vor unserer Zeit

Worum es geht: Adam Driver spielt Mills, der eine 2-Jahres-Mission im Weltall antritt, um eine Therapie für seine kranke Tochter zu finanzieren. Dabei kommt es allerdings zu Problemen und das Raumschiff legt eine Bruchlandung auf unserer Erde vor 65 Millionen Jahren hin. Denn: Mills und die einzige weitere Überlebende, das Mädchen Koa (Ariana Greenblatt, „Love and Monsters“), sehen zwar aus wie Menschen, sind aber eigentlich von einem anderen Planeten. Gemeinsam folgen die zwei Extraterrestrischen dann der simplen Handlung, um zu einer Rettungskapsel zu gelangen, bevor es zu spät ist, denn – kleiner Spoiler – am Himmel nähert sich große Gefahr in Form eines Asteroiden. Auf der Reise zur Rettungskapsel springen dann im 10-Minuten-Takt allerlei Monster in den Weg von Mills und Koa. Und hier ist die Bezeichnung „Monster“ verwendet, weil es sich bei denen genau andersrum verhält wie bei Mills und Koa. Die Viecher sollen zwar irdische Dinosaurier sein, sehen aber eigentlich aus wie Aliens.

Dino Crisis

Die Drehbuchautoren und Regisseure Scott Beck und Bryan Woods hätten bei der Hauptattraktion des Films so viele Möglichkeiten gehabt. Man hätte den „Jurassic“-Weg gehen und Kreaturen erschaffen können, die sehr dinomäßig daherkommen, aber doch nicht ganz paläontologisch akkurat sind. Man hätte aber auch ganz tollkühn schreckliche Echsen auf die Leinwand bringen können, die den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen – zum Beispiel gefiederte Raptoren und farbenfrohere Dinosaurier. Was man in „65“ allerdings zu sehen bekommt, sind durchwegs graue Killer-Viecher die nur noch entfernt als Dinosaurier zu erkennen sind. Ein seltsames T-Rex-Ankylosaurus-Hybrid-Baby und ein vierbeiniger Pseudo-Giganotosaurus, der mehr an den Indoraptor aus „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ erinnert, sind hier die Krönung der kreativen Schöpfung. Einzig kurz auftauchende Flugsaurier, die nicht so übel aussehen, geben einen kurzen Eindruck davon, wie cool es mit einem realistischen Ansatz gewesen hätte sein können. Aber selbst, wenn man über das hanebüchene Saurier-Design hinwegsieht, machen die Interaktionen zwischen ihnen und den Überlebenden keinen Spaß. Sie sind hektisch inszeniert und schneller vorbei, als dass man visuelle Freude davon gewinnen könnte.

Arlo und Spot

Adam Driver und Ariana Greenblatt harmonieren gut. Vor allem die Tatsache, dass sich Mills und Koa anfangs nicht verständigen können, da sie eine andere Sprache spricht, und so erst zusammenfinden müssen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, hat Potential. Aber irgendwie geht am Ende alles im Sumpf aus Dino-Flucht und Mills‘ Tochter-Trauma unter. Der hat nämlich Schuldgefühle, weil er seine Tochter so lange alleine gelassen hat. Etwas, das man durch eine völlig deplatzierte, lange Exposition auf der Heimatwelt von Mills sowie durch zahlreiche Videotagebücher vermittelt bekommt. Galanter eingesetzt hätte dies durchaus dienlich zur Ausfeilung des Charakters sein können. Im Kino sitzend fragt man sich aber eher, warum die Zeit nicht für raffiniertere Actionsequenzen genutzt wurde – und wann denn endlich der Asteroid kommt, damit man heimgehen kann.

Wertung

Adam Driver und Dinos. Man will es mögen, aber das Drehbuch und das Design der Saurier lassen selbst bei hartgesottenen Fans kaum Freude aufkommen. Der Streifen ist jetzt nicht so schlecht, dass man ihn gar nicht ansehen sollte (wie gerne hätte ich 6.5 als Wertung gegeben ☹), aber ins Kino muss man dafür nicht. Lieber das Geld für zwei Monate Apple TV+ nutzen. Da kommt im Mai die neue Staffel der Dino-Doku „Prehestoric Planet“ und die liefert ziemlich sicher nicht nur realistischer gestaltete Urzeitechsen, sondern auch besser choreografierte Action.

Kurzinformationen
Kinostart:  9.3.2023
Filmlänge: 93 Minuten
Land, Jahr: USA, 2023
Genre: SciFi/Action
Regie: Scott Beck, Bryan Woods

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