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Retro-Review: Jim Power: The Lost Dimension

Bereits 2014 erwarb Piko Interactive die Lizenz zum Amiga-Klassiker Jim Power um eine Version für das NES entwickeln zu können. Zu der Lizenzvereinbarung gehörten auch die alten Assets des Spiels und einige weitere Dateien. Bereits 2016 wurde die Entwicklung abgeschlossen und um eventuelle Lizenzprobleme aus dem Weg zu räumen und weitere Details zur Veröffentlichung klären zu können, wollte Piko Interactive nochmals mit dem ursprünglichen Entwickler in Kontakt treten, doch dieser war bereits verstorben.

Daher dauerte es bis September 2019, bis die vollständigen Rechte an Jim Power vom Partner des ursprünglichen Schöpfers an Piko Interactive verkauft werden konnten, um endlich die neue Version von Jim Power ohne Probleme veröffentlichen zu können. Die NES-Fassung wurde vom Programmierer Shiru, der sich unter anderem auf Entwicklertools für Retro-Spiele, das Programmieren von Spielen und Demos für 8- und 16-Bit Systeme spezialisiert hat, von Grund auf neu entwickelt. Für eine bestmögliche NES-Version entwickelte er neue Level-Design-Tools, Grafikkonvertierungstools und eine neue Spiel-Engine.

Um etwas Geld in die Kasse zu bekommen, wurde im Januar 2020 eine Kickstarter-Kampagne gestartet, die erstmals die NES-Version als Modul anbot. In dieser Kampagne wurde auch die bis dahin unveröffentlichte Mega Drive Version angeboten, die bei den Dateien aus der ersten Lizenzvereinbarung gefunden wurde. Das Spiel war damals bereits vollständig spielbar, wurde aber kurz vor Erscheinen eingestampft.

In der Jim Power: The Lost Dimension Collection sind nun die beiden Versionen für das NES (Jim Power: The Lost Dimension) und dem Mega Drive (Jim Power: The Lost Dimension in 3-D) vereint.

Neben dem digitalen Download für Nintendo Switch, PlayStation 4 und 5 sowie Xbox One/ Series gibt es die Spiele für Switch und PlayStation 4 auch als limitierte Edition bei Strictly Limited Run. In der einfachen Version kosten diese 29,99 € und in einer Special Edition 49,99 €. Zusätzlich ist Jim Power The Lost Dimension als Cartridge Version für Super Nintendo, Nintendo Entertainment System (NES) und Sega Mega Drive für 49,99 € erhältlich.

Jim Power kehrt auf PS4/ Switch und Retrokonsolen zurück


Beide Versionen erzählen die gleiche Geschichte und sind ähnlich aufgebaut. Jim Power: The Lost Dimension (in 3-D) ist größtenteils ein Run and Gun, ähnlich wie Turrican oder Contra, mit abwechselnden Shoot ´em Up-Passagen, bei dem die Welt vor dem übernatürlichen Alien Vaprak gerettet werden muss.


Vaprak aus dem NES Intro

Während die NES-Fassung ein schönes Intro spendiert bekommen hat und aus drei Level mit jeweils drei Welten und einem Endboss, die mit einer Art Shoot ´em Up-Frequenz eingeleitet wird, besteht, besitzt die Mega Drive-Fassung sieben Welten, in denen es nur drei Run and Gun-Level gibt. Die restlichen vier Welten sind in zwei unterschiedlich zu spielenden Shmup-Level inszeniert.

In beiden Spielen gilt es, die Invasoren abzuwehren, um am Ende Vaprak zu besiegen. Die Feinde bestehen nicht nur aus besessenen Hunden, Menschen oder Vögel, sondern ebenfalls aus verschiedenen Aliens. Der Schwierigkeitsgrad ist selbst auf der einfachsten der drei Stufen schon ziemlich happig. Zwar beginnt das Spiel noch recht einfach, aber ein auswendig lernen der angreifenden Gegner ist dringend anzuraten, da es oftmals zu Attacken von heranfliegenden Gegnern oder Geschossen bei Erreichen eines bestimmten Punktes kommen kann, der von vorher nicht sichtbaren Gegnern erfolgt.

Auch bei der Mega Drive-Version wird die Originalmusik von Chris Hülsbeck verwendet, welche das Spiel mehr begleitet, als dass sie eine zusätzliche Note hinzufügt, allerdings wird diese auch nie nervig. Die NES-Version orientiert sich überraschend stark an den Sound und fällt nicht ab.

Unterschiede zwischen NES- und Mega Drive-Version

Obwohl sich beide Spiele auf das Super Nintendo-Original von 1993 berufen, der Amiga Klassiker hieß „Jim Power: Mutant Planet“, gibt es doch einige Verbesserungen. So sind die Top-Down-Level in seitlich scrollende Fluchtsequenzen (Shoot ´em Up) mit einem Jetpack geändert worden und die Kollisionsabfrage ist etwas großzügiger geraten.

Größter Unterschied zwischen den beiden Versionen ist neben der Grafik, die für NES Verhältnisse mit sauberen Animationen und einem großen Jim Power Sprite sehr gut und für Mega Drive-Verhältnisse nicht schlecht aussehen, die runter tickende Uhr in der Mega Drive-Version. Die Uhr läuft von zwei Minuten herunter und kann durch Einsammeln eines Items wieder auf zwei Minuten gestellt werden. Die Items sind zwar fair verteilt, aber nur, wenn auch ordentlich durch das Level geflitzt wird. Dies bringt eine zusätzliche Hektik ins Spiel, welches wegen des hohen Schwierigkeitsgrades gar nicht nötig gewesen wäre. Dadurch haben Gegner ein noch leichteres Spiel, das Ableben von Jim Power zu beschleunigen.

Während bei der NES-Version jede Berührung mit einem Feind eins der fünf Leben kostet, ist die Mega Drive-Version etwas gnädiger. Dort wird erst bei drei Feindkontakten ein Leben abgezogen, außer Jim Power wird von einer der vielzähligen Fallen erwischt, dann ist sofort ein Leben weg. Während die Mega Drive-Version nur drei Continues bietet, besitzt die NES-Version unendlich viele.


Das Arsenal von Jim Power aus dem NES Intro

Jim Power nutzt einen Blaster, dessen Durchschlagskraft bis zu viermal verbessert oder durch Einsammeln anderer Items die Art der Geschosse geändert werden können. Zusätzlich besitzt Jim Power eine stärkere sekundäre Feuerkraft. Dank der dritten Taste der Mega Drive-Version kann der Sekundärschuss zwar leichter ausgelöst werden und trifft alles um Jim Power herum, aber die Anzahl ist auf fünf beschränkt, die mit Items erhöht werden kann, während die NES-Version keine Beschränkung bei der Häufigkeit des Einsatzes besitzt und durch längeres Drücken der Feuertaste in Blickrichtung abgeschossen werden kann. In den Shoot ´em Up-Frequenzen braucht der Blaster allerdings ein paar Sekunden, bis er wieder mit voller Schusskraft eingesetzt werden kann. Durch die unterschiedliche Einbindung der zweiten Feuerkraft, führt die Handhabung zu unterschiedlichen Taktiken in den beiden Spielen.


NES Jetpack Level

Wie schon am Anfang geschrieben ist die Levelgestaltung bis auf das erste Level sehr unterschiedlich. Zwar erkennt man Gegner und Teile der Levelstrukturen wieder, doch sind die Feind- und Boss-Angriffsmuster teilweise anders. Durch den häufigeren Einsatz der Shoot ´em Up-Levels spielt sich die Mega Drive-Version deutlich variabler. Während in der NES-Version Jim Power mit einer Art Jetpack nach Abschluss einer Welt durch die Level fliegt und mit den beiden Feuertasten in beide Richtungen schießen kann, sind die Mega Drive-Level zum großen Teil in einem Schiff zu absolvieren und nur selten mit einem Jetpack. Leider sind die Shmup-Level im Schiff nicht wirklich gut gelungen und vor allem auf einem kleinen Display, wie bei der Switch, verhindert die Farbgebung ein Erkennen aller feindlichen Kugeln. Auch das es in der Mega Drive-Version zu Sackgassen kommen kann, macht das Leveldesign nicht besser.

Anpassungen am Spiel

QUByte Classics spendiert den beiden Neuauflagen einige Anpassungsmöglichkeiten. Um die Steuerung an eigenen Vorlieben anzupassen, können die Feuerknöpfe frei konfiguriert werden. Es gibt vier Bildschirmfilter (Sharp, Smooth, XBR und CRT), wobei der CRT-Filter etwas zu viel Wert auf NTSC-Darstellung, neben typischen Scan Lines kommt es auch noch zu wellenartigen Bewegung der Scan Lines, legt, was beim Spielen mehr gestört hat, als das Retrofeeling aufgekommen wäre.

Das Seitenverhältnis kann von Normal (ein Teil des 16:9 Bild wird für das Spiel in 4:3 benutzt), Fit (volles 4:3, nur links und rechts Ränder) und Stretch (Bild wird auf 16:9 gestreckt) umgestellt werden. Zusätzlich haben beide Spiele jeweils fünf Speicherplätze, die zu jederzeit genutzt werden können und müssen.

Fazit

Wertung - 6.5

6.5

Wer sich auf Jim Power The Lost Dimension einlassen möchte, sollte etwas für Trial-and-Error oder Masochismus übrighaben. Die beiden Neuinterpretationen von Jim Power: The Lost Dimension sind immer noch beinharte Spiele eines alten noch schwereren Spiels, welche aber durch sehr viel Speichern und immer wieder neu versuchen, im Gegensatz zur CD32-Version aus der Kickstarter Kampagne, da bin ich nie über die zweite Welt hinausgekommen, geschafft werden können. Einzig manche Passagen in der Mega Drive Version sind etwas unfair, die einem das ein oder andere Leben zusätzlich kosten. Mich hat es trotz teilweise dutzender Versuche, um nur ein paar Sekunden weiterzukommen, dennoch größtenteils gut unterhalten, anders kann ich mir die vielen Stunden, für beide Versionen habe ich jeweils knapp über acht Stunden benötigt, nicht erklären. Zur Endbenotung kann bei der NES-Version bis zu einem Punkt hinzugefügt und bei der Mega Drive-Version sollte mindestens ein halber Punkt abgezogen werden.

Genre: Run and Gun, Shoot ´em Up
Entwickler: Piko, QUByte Classics
System: Nintendo Switch, PlayStation 4, Xbox One
Erscheint: erhältlich
Preis Download: ca. 10 Euro

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