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Retro: Sega Saturn

Heute ist Sega ein reiner Software-Hersteller, der für die Konsolen von Sony, Microsoft und Nintendo Spiele entwickelt. Mitte der 90er war die Situation allerdings eine völlig andere… Vor 20 Jahren am 22. November 1994 erschien in Japan Segas 32-Bit Hoffnung, der Sega Saturn!

Die ursprünglich amerikanische Firma Sega, die 1952 nach Japan ausgewandert war, blickte stets optimistisch in die Zukunft. Das Mega Drive hatte zwar nicht die erhoffte Marktführung gebracht, war aber dennoch eine sehr erfolgreiche Hardware. Auch die gescheiterten Experimente namens Mega CD und 32x konnten nichts daran ändern, dass man rosigen Zeiten entgegensah. Der Hauptkonkurrent Nintendo war noch lange nicht so weit, einen Nachfolger für das Super NES zu veröffentlichen, und der Branchenneuling Sony wurde nicht als ernsthafte Bedrohung wahrgenommen, als Sega im November des Jahres 1994 ihr neues Flaggschiff, den Saturn, in Japan veröffentlichte.

Bis 1999 erschienen immer wieder neue Modele des Saurns (im Bild der Derby Stallion Saturn mit einem halbtransparenten Gehäuse) Eine tolle weiterentwicklung war der 3D-Controller der mit seinem Analog-Stick neue Steuerungsmöglichkeiten bot.
Bis 1999 erschienen immer wieder neue Modele des Sega Saturn (im Bild der Derby Stallion Saturn mit einem halbtransparenten Gehäuse) Eine tolle Weiterentwicklung war der 3D-Controller der mit seinem Analog-Stick neue Steuerungsmöglichkeiten bot.

In den ersten Monaten lief alles bestens. Die Bewohner Nippons mochten den 32-Bit-Kasten auf Anhieb und sollten ihm auch in den kommenden Jahren treu bleiben. Der Grund waren vor allem die exklusiven Spielhallen-Umsetzungen zum Start. Allen voran Virtua Fighter und das beliebte Rennspiel Daytona USA.  Auf den anderen beiden großen Märkten sah die Sache aber völlig anders aus.  Spiele wie Ridge Racer wirkten im Vergleich zu den ersten Saturn Games wie eine eine andere Generation, der zweit Schwung an Spielen sah zwar schon besser aus. So gab es eine günstige Remix Version von Virtua Fighter mit hübschen Texturen, doch die Kunden hatten ihre Entscheidung schon gefällt. Sowohl in den USA als auch in Europa war der Konsolenkrieg kurz, heftig und hatte am Ende einen klaren Gewinner. Sonys PlayStation kam bei den Käufern deutlich besser an als der Saturn. Es gibt zwar keine genauen Zahlen, aber Kenner der Szene gehen davon aus, dass sich Segas CD-Schlucker weltweit etwa 10 Millionen mal verkauft hat und dass fast die Hälfte der Geräte im Land des Lächelns über die Ladentheken gingen.

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Die 32-Bit Konsole entwicklete sich schnell zum Liebling der 2D Beat ém Up Fans

Aber warum floppte der Saturn letztlich? Auf diese Fragen gibt es eine ganze Reihe von Antworten und noch wesentlich mehr Vermutungen. Eine der Hauptursachen ist sicherlich die komplexe Hardware-Struktur des Systems. Obwohl der Sega Saturn rein theoretisch der PlayStation in einigen Bereichen überlegen war, schafften es nur sehr wenige Programmierer, dem Gerät seine Geheimnisse zu entlocken. Das Herz der Konsole bilden zwei 32-Bit-RISC-Prozessoren, die mit jeweils 28,6 MHz getaktet waren. Leider erschwerte diese interessante Idee die Arbeit der Game-Macher erheblich. Yu Suzuki, Segas legendäres Spielegenie, soll einmal gesagt haben, dass er nur einen von hundert Programmierern für gut genug hält, die Leistungsgrenzen der beiden CPUs zu erreichen. Und so kam es, wie es kommen musste. Viele Entwickler wandten sich frustriert von der Konsole ab und konzentrierten sich auf Sonys Hardware. Bis auf wenige Ausnahmen stammen alle technisch beeindruckenden Saturn-Games von Segas eigenen Teams.

Unglaublich! Yu Suzuki s Megaepos “Shen Mue” hätte eigentlich schon am Sega Saturn erscheinen sollen!
Unglaublich! Yu Suzuki s Megaepos “Shenmue” hätte eigentlich schon am Sega Saturn erscheinen sollen!

Multimedia-Maschine
Da half es auch nicht das Sega den Saturn auch als Multimedia-Maschine im Markt positionieren wollte. Sowohl die Photo-CD-Software als auch das Erweiterungsmodul mit dem man Video-CD´s ansehen konnte foppten genauso wie die Formate. Auch das Internet-Modem inkl. Web-Browser war klar seiner Zeit voraus so das dass Online-Zubehör auch nur von wenigen Spielen  unterstützt wird. Die grafische Online-Community „Habitat 2“ wurde übrigens von den damaligen Adventure Gurus von LucasArts entwickelt. Auch wenn mit der Zeit Segas Hauseigenen Teams einige 3D Grafikperlen aus dem Saturn holten so war die Konsole vor allem auch die Heimat der 2D Fans. Durch eine extra erhältliche Ram Erweiterung sind auf dem 32-Bitter 1:1 Versionen von Spielhallen-Hits wie King of Fighters möglich. Etwas von dem PlayStation Besitzer nur träumen konnten. Dank des mit dem Saturn fast identischen STV-Arcade Boards kommen zudem vom 1994 bis 1998 rund  25 Spiele auf dem Markt die praktisch ohne Abstriche und oft sogar gleichzeitig in der Spielhalle und auf dem Saturn erscheinen. Darunter Spiele von Tecmo, Sunsoft und natürlich auch Sega selbst.

Auf der Hauptplatine des Saturns befanden sich gleich 2 Hauptprozessoren und 2 Grafikchips. Ein Erbe aus der 32X Zeit und der Grund warum es so schwer war die volle Power aus dem Gerät zu holen.
Auf der Hauptplatine des Saturns befanden sich gleich 2 Hauptprozessoren und 2 Grafikchips. Ein Erbe aus der 32X Zeit und der Grund warum es so schwer war die volle Power aus dem Gerät zu holen.

Natürlich gab es noch eine ganze Reihe anderer Faktoren, die dafür verantwortlich sind, dass die Saturn-Verkäufe schon lange Zeit vor der Veröffentlichung des Nachfolgers Dreamcast gegen null tendierten. Fragwürdiges Marketing, die Vernachlässigung einiger beliebter Genres und nicht zuletzt das hartnäckige Gerücht, dass die Konsole eigentlich als 2D-Maschine konzipiert wurde, sorgten dafür, dass die 32-Bit-Ära für Sega schließlich mit hohen Verlusten endete.

segarally03_cdDie Games
Trotz der vielen Probleme, die der Saturn hatte, und der relativ kurzen Lebensdauer des Systems bleibt die Hardware für Sammler und Zocker ein interessantes Stück. Das liegt vor allem an den vielen Exklusivtiteln. Ein paar dieser Perlen, die man auf keiner anderen Konsole findet, wollen wir euch kurz vorstellen.

Virtua Fighter 2
Noch heute fragen sich viele Fans, zu welchen kleinen Wundern der Saturn noch fähig gewesen wäre. Was für ein Potential in dem klobigen Toploader schlummert, hat vor allem der zweite Teil der „Virtua Fighter“-Serie bewiesen. Vergleicht man die Grafik des Beat ém Ups mit der seines Vorgängers, könnte man glauben, dass die beiden Games auf unterschiedlichen Konsolen laufen. Aber nicht nur die detaillierten Polygonkämpfer und die flüssigen Animationen lassen das Original alt aussehen. Auch in Sachen Gameplay ist „Virtua Fighter 2“ eine Klasse für sich. Eine gute Taktik und schnelle Finger sind der einzige Weg zum Erfolg, wenn man gegen einen geübten Zocker antritt. Dank des riesigen Repertoires an Angriffsmöglichkeiten und der unterschiedlichen Stile der einzelnen Charaktere kann man eine halbe Ewigkeit damit verbringen, die eigene Kampfkunst zu perfektionieren.

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Sega Rally
Auch bevor der Saturn auf den Markt kam, gab es eine nahezu unüberschaubare Anzahl hochkarätiger Racer. Trotzdem gelang es Sega kurz nach dem Start ihrer neuen Konsole das klassische Genre noch einmal zu revolutionieren. „Sega Rally“ war das erste wirklich aufwändige Rennspiel, in dem man nicht nur geteerte Straßen unsicher machen durfte, sondern auch auf kniffligen Rallyepisten sein Können unter Beweis stellen musste. Sand, Wasser, Eis und hügelige Passagen sind die wahren Gegner bei diesem Ausnahmetitel, der auch echten Profis einiges abverlangt. Zum Glück kann man sich jederzeit auf seinen treuen Beifahrer verlassen, der durch Zurufe auf kommende Gefahren aufmerksam macht. Neben einem kurzweiligen Arcade- und einem motivierenden Championship-Modus gibt es auch die Möglichkeit, im Split-Screen gegen einen zweiten menschlichen Fahrer anzutreten.

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Saturn Bomberman
Diese Episode der „Bomberman“-Saga galt nicht nur lange Zeit als Höhepunkt der Serie, sondern auch als eines der besten Multiplayergames aller Zeiten. Mit zwei Multitaps und genügend Controllern können sich hier bis zu zehn Zocker die Bomben um die Ohren werfen. Bis heute ist die Stimmung, die bei einer langen „Saturn Bomberman“-Nacht aufkommt, unerreicht. Die Schadenfreude, die man empfindet, wenn man gleich mehrere Gegner mit einem geschickten Manöver ausgeschaltet hat, lässt die simple 2D-Grafik absolut nebensächlich erscheinen.

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Nights into Dreams
Sonic hatte auf dem Saturn einfach kein Glück. Seine wenigen Ausflüge auf die Konsole kamen viel zu spät und konnten auch seine treuesten Fans nicht wirklich vom Hocker reißen. Ein anderer Held übernahm zeitweise die Position des blauen Igels und mauserte sich zum inoffiziellen Maskottchen von Sega. Dieser Platzhalter hieß Nights und natürlich wurde das gleichnamige Spiel von dem legendären Sonic Team kreiert. Yuji Nakas Handschrift ist dabei unverkennbar. „Nights“ begeistert durch innovatives Gameplay, knallbunte Optik und eine Spielgeschwindigkeit, bei der einem schon mal schwindelig werden kann. Der Analog-Controller, der zusammen mit dem Spiel ausgeliefert wurde, war für die damalige Zeit eine kleine Revolution und erlaubte es den Zockern, gewagte Flugmanöver auszuführen, die mit einem regulären Steuerkreuz undenkbar gewesen wären. Auf dem Saturn ist „Nights“ in vielen Bereichen ungeschlagen und gilt allgemein als der Titel, den man einfach haben muss, wenn man die Konsole sein Eigen nennt.

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Panzer Dragoon Trilogie
Spiele mit Kriegern die auf fliegenden Drachen kämpften gab es schon lange vor Lair, Sega Panzer Dragoon Spiele gelten bis heute als Referenz. War Panzer Dragoon schon beachtlich und gilt zu Recht lieferte sowohl grafisch wie auch akustisch als echtes Highlight so zweigte wohl erst Panzer Dragoon Zwei was in der Sega Konsole steckte. Viele der Effekte die dieser Fantasy Shooter auf den Bildschirm zauberte hätte man der Sega Konsole nie im Leben zugetraut. Kritiker in aller Welt verstummten und staunten. Verschlagen schon die beiden ersten Teile in der Entwicklung für damalige Verhältnisse enorme Summen (Zum Beispiel wurden die Prager Symphoniker für den Soundtrack engagiert oder das Design stammt vom weltbekannten französischen Comic-Künstler Jean Giraud (Moebius)) So machte Sega mit dem abschließenden 3. Teil den treuen Saturn jüngern ein ganz besonderes Geschenk. Panzer Dragoon Saga hatte zwar, abgesehen von der Spielwelt, mit seinen Vorgängern nicht mehr viel gemein. Der gelungene Mix aus Adventure und Rollenspiel punktet wie seine Vorgänger durch das Charakter- und Creaturedesign und die einmalige Atmosphäre. Als eines der letzten Saturn Games in Europa kam das Spiel nur mit einer geringen Auflage (5000 Stück) auf den Markt und gilt daher als absolutes Sammlerstück!

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Virtua Cop 2
Dank Sega´s ungebrochener Vorherrschaft in der Spielhalle wurden Saturn Besitzer mit erlesenen Arcade-Umsetzungen versorgt. Ein weiteres Hightlight war Virtua Cop 2 das seinerzeit genauso wie sein Vorgänger und der Spinn-Off „House of the Dead“ exklusiv auf dem Saturn erschienen ist. Virtua Cop 2 gehört zur den Spielen die zeigen das der Sega Saturn alles andere war als eine reine 2D Maschine. Die Flüssige 3D Optik und die drei abwechslungseichen Level machen das Spiel zu einem der besten Lightgun-Shooter seiner Generation. Geht man mit einem Freut mit zwei Pistole gemeinsam auf Verbrecherjagd verzeiht man schnell den geringen Spielumfang und das Genrebedingte „Auf Schienen-„ Gameplay. Perfektes Spielhallenfeeling für Zuhause!

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Deep Fear
Im Oktober 1998 erscheint mit Deep Fear das letzte Saturn Spiel in Europa. Mit dem Spiel beweißt Sega eindrucksvoll das es nicht nur Capcom versteht erstklassiger Survival-Horror Spiele zu entwickeln. In der nahen Zukunft stürzt ein UFO in den pazifischen Ozean, als ein US U-Boot das die Lage klären soll außer Kontrolle geratet und die Unterwasser Forschungsanlage „Big Table“ angreift wird diese schwer beschäftigt und unter anderen die Luftversorgung zerstört. In der Rolle des ehemaligen Navy-Seal Soldaten John Mayer kämpft ihr auf der Station ums überleben, nur dumm das sich immer mehr eurer Kollegen zu aggressiven Mutanten verwandeln. Technisch wie auch Spielerisch erinnert das Spiel sehr an die Resident Evil Spiele doch Sega hat nicht nur geklaut sondern hat das Genre auch durch einige neue Elemente wie die Sauerstoff-Sättigung erweitert. Ein spannendes Grusel-Adventure das ruhig ein Remake auf einer modernen Konsole verdient hätte.

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