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Kolumne: Wenn Zahlen wichtiger scheinen als Spielspaß

Mit dem raschen Fortschritt der Technik im Unterhaltungsbereich – Stichwort Virtual Reality und neue Hardware – gehen optisch immer raffiniertere Videospiele einher. Eine derart rapide Entwicklung findet was neue Grundkonzepte Gameplay-Ideen angeht leider nicht statt. Zwar sorgen Independent-Entwicklerstudios durchaus für frischen Wind mit neuen Ansätzen, doch die Bestseller sind nach wie vor Shooter wie Call of Duty und jährliche Neuauflagen des FIFA-Fanchise, die mit der Zeit immer besser aussehen. Der Trend ist klar: Die Spieler wollen vor allem audiovisuell unterhalten werden.

cod advanced warfare screen
Call of Cuty: Advanced Warfare wird seinen Vorgängern in Sachen Inszenierung und Spektakel in nichts nachstehen.

Spieler werden zu Pixelzählern

Viele Menschen scheinen „gute Grafik“ mit hoher Auflösung und vielen Bildern pro Sekunde (kurz: fps) zu verwechseln. Eine Full-HD-Auflösung von 1080p bei 60fps scheint für viele Spieler ein absolutes Qualitätsmerkmal geworden zu sein, ohne dem den Spielen etwas fehlt. Nicht ohne Grund verlautbarten einige Leute lautstark ihre Stornierung der Vorbestellung für das Xbox One-exklusive Spiel Sunset Overdrive nachdem bekannt wurde, dass der Titel nur mit 900p und 30fps läuft. Dass der neue Streich der Ratchet & Clank-Entwickler von Insomniac Games trotzdem flüssig läuft und toll aussieht war für diese Menschen unerheblich, viel wichtiger sind letztendlich unbedeutende Zahlen. Schon früher waren diese Themen ein Problem, doch neuerdings stürzt sich auch die Fachpresse dank hoher Klickzahlen auf diese Debatte.

Sunset Overdrive Preview 4
Besonders das Design von Sunset Overdrive kann punkten. Wen interessiert da noch 900p?

Bestätigung der gewählten Plattform

Die Gründe für die Versessenheit auf Full-HD und hohe fps-Zahlen lassen sich allerdings nicht nur auf hohe Erwartungen an die Spiele zurückführen. Ein oft wichtiger Faktor ist auch, dass sich Käufer einer Spielkonsole selbst darin bestätigen wollen, die richtige Plattform gewählt zu haben. Angesichts des recht hohen Kostenpunks einer neuen Xbox One oder PlayStation 4 von 400 Euro durchaus verständlich, doch oft führen die Vergleiche der Daten auch zu kindischen Streitereien. Groß war der Aufschrei, als Blizzard Entertainment verlautbarte, dass das Action-Rollenspiel Diablo III auf der PlayStation 4 eine Auflösung von 1080p hat und sich Xbox One-Besitzer mit „nur“ 900p zufriedengeben müssen. Der Druck war dermaßen groß, dass Microsoft Blizzard dazu drängte und auch aktiv dabei unterstützte, das Spiel mithilfe eines Updates auch auf der Xbox One in Full-HD laufen zu lassen.

Diablo Ultimate Evil 3
Groß wäre der Unterschied bei nur 900p angesichts dieser Grafik nicht gewesen.

Auf das Wesentliche besinnen

Es wird Zeit, sich wieder dem wichtigsten Aspekt des Hobbys Videospiele zu besinnen – dem Spielspaß. Auch wenn ein Spiel atemberaubend aussieht, hat es bei fehlenden interessanten Mechaniken kaum Unterhaltungswert. Ein Haufen von Rechtecken konnte in Thomas Was Alone vom Indie-Entwickler Mike Bithell eine interessantere Geschichte erzählen als die meisten typischen Shooter der letzten Jahre. Die Qualität eines Spiels hat in vielen Fällen kaum etwas mit der Auflösung, Framerate oder Polygonzahl zu tun. Viel wichtiger ist der Spaß am Spielen.

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