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Kolumne: Der Tag an dem sich Games Workshop für einen Fehler bei Warhammer 40.000 entschuldigte…

James Workshop got it wrong this time. And that time. And the other one time too.

Die Leagues of Votann sind endlich gelandet und schon bevor sie überhaupt einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnten, wurden sie auf diversen Turnieren verboten – unter anderem auf fast allen Turnieren in Deutschland – andere Länder wollten nachziehen. Doch was war das Problem? Würfel-unabhängige Mechanismen und viel zu niedrige Punkte sorgten bei den Turnierveranstaltern für helle Aufregung, nachdem der Codex schon kurz vor dem Release im Netz zu finden war. Für die fachkundigen Spieler war auf einen Blick klar: die Squats sind viel zu stark und Testspiele mit Proxy-Modellen gegen die Meta-Armeen wie Tyraniden, Harlequins und Eldar zeigten schnell, dass Games Workshop mit diesem Codex weit über das Ziel hinausgeschossen ist. Der Bann für die Turniere wurde ausgesprochen, bevor der Codex überhaupt offiziell erschienen war.

Zwar sind Banns und Verbote für Warhammer nichts Ungewöhnliches, in 40k waren sehr lange Forgeworld-Modelle auf den meisten Turnieren verboten und bei Warhammer Fantasy überhaupt alle besonderen Charaktermodelle. Auch Armeelisten aus dem White Dwarf waren teilweise nicht auf den Turnieren zugelassen. Aber noch nie wurde ein kompletter Codex verboten. In der Zentrale von Games Workshop haben natürlich alle Alarmglocken geläutet: selbstverständlich würden sich die Kyn auch so verkaufen, aber für die Balance musste ein Early-Patch her. So haben sich die Game Designer mit den Turnierveranstaltern kurz geschlossen und eine für die Community passende Lösung gefunden und in einem Punkteupdate und einem Errata zum Release herausgebracht. Zusammen mit einem humorvollen Video mit James Workshop, in dem sie selbst sagen: “We got it wrong, this time.” Und auch das ist schon ein Meme an sich. GW hätte nämlich schon zu ein paar anderen Momenten ein Video veröffentlichen können.

Hier ein paar Highlights:

Wer nämlich denkt, dass Punkteanpassungen so kurz nach dem Codex was besonderes sind, der ist noch nicht lange im Hobby. Den Rekord haben nämlich die Custodes aufgestellt. Die bekamen nämlich ein Punkteupdate BEVOR der Codex überhaupt da war! Richtig gehört, der Codex war vor Release eigentlich nicht mehr 100% aktuell und wurde auch kurz nach dem Release richtig hart mit der Nerf-Keule getroffen. Das wäre doch auch schon ein Video wert gewesen.

Bevor die Custodes die Turnierszene kurz an sich gerissen hatten, dominierten die Drukhari das Meta – und zwar ein ganzes Jahr lang! Kein Nerf oder Punkteupdate schaffte es ihre Gewinnserie zu unterbrechen und abgesehen von Admech und Orks konnte lange kein Codex mit ihnen mithalten, allerdings waren die Nerfs für diese beiden Armeen effektiv genug um die Dark Eldar weiter auf der Spitze herum tanzen zu lassen. Was massgeblich für die Stärke des Codex beigetragen hatte, war quasi ein Day-One-DLC: Book of Rust, eines der Kampagnenbücher, das kurz nach dem Codex erschienen ist, gab ihnen den Cult of Strife und die damit zusammenhängende Kriegsherrenfähigkeit, die eine Succubus zum effektivsten Nahkämpfer des 40k-Universums gemacht hatte. Zurecht haben sich viele Spieler über dieses zusätzliche Buch geärgert: zusätzliche Kosten und ein Buch mehr zum Schleppen und dabei war der Codex selbst erst zwei Wochen alt. Aber was tut man nicht für eine Armee, die ein Jahr lang das Meta dominiert? Auch hier hätte sich James Workshop in einem Video zu Wort melden können (Wobei Games Workshop in der letzten Preview zum 35. Geburtstag von Warhammer 40k angedeutet hat, dass dieses Konzept tot sei. Hurra!)

Auch mit den Harlequins hätte er einmal zusammen auftreten können: Als der Codex Craftworlds erschien, war sofort jedem klar, die Gecken würden bei diesen Punktwerten überperformen. Die Starweaver, die vergleichbar mit den Venoms der Dark Eldar sind und im Grunde genau dasselbe tun am Schlachtfeld, kosteten deutlich weniger als die Transporter ihrer dunklen Vettern. Bei diesem düsteren Scherz hatte wohl Cegorach, der Eldargott der Harlequins, selbst seine Hände im Spiel. Und das Update ließ auch nicht lange auf sich warten, was dazu führte, dass unzählige Starweaver-Bausätze auf Willhaben, Ebay oder anderen Verkaufs- und Tauschbörsen angeboten wurden. Sehr zur Freude der Casualspieler.

Mit noch mehr Entschuldigungsvideos über der Tyraniden-Codex und der langen Wartezeit für den zweiten Lebenspunkt für Chaos Space Marines oder überhaupt dem noch immer nicht erschienen Codex Astra Militarum könnte Games Workshop auch schon eine Sitcom auf Warhammer+ produzieren – und bei der Beliebtheit des Charakters James Workshop wäre das ein Segen für den Streaming Dienst von Games Workshop. Warum aber entsteht überhaupt so eine unglaubliche Diskrepanz bei der Stärke der Codices, dass ein Codex Leagues of Votann überhaupt auf Turnieren verboten werden musste?

Die Verschwörungstheorie dahinter ist ja, dass die Codices natürlich absichtlich immer stärker werden, damit sie auch verkauft werden. Allerdings spricht einiges dagegen, nicht nur, dass sich die Codices auch ohne einen Powercreep verkaufen. Der wahrscheinlichste Grund ist tatsächlich, dass Games Workshop die Codices zu Beginn der Edition alle fertig hatte! Zu Beginn der Edition, als die zwei ersten Codices am Markt erschienen, verkündeten sie kühn: wir bringen euch alle Codices innerhalb von einem Jahr, damit ihr alle auf einem Level spielen könnt. Und das geht nicht, wenn die Codices erst noch geschrieben werden müssen. Was dann geschehen ist, wird in Zukunft in den Geschichtsbüchern stehen: als der Death Guard Codex aufgrund eines Virus um ein Monat verschoben wurde, hatten noch alle über die Ironie gelacht – kurz darauf sorgte aber eben dieser Virus dafür, dass die Welt seither ganz anders funktionierte. Brexit und ein querliegendes Transportschiff trugen ihr übriges dazu bei und aus dem Ziel “Alle Codices in einem Jahr” wurde “nach zwei Jahren noch immer nicht alle Codices da” – und da konnte GW wie so viele andere Firmen nicht viel dagegen tun.

Die Codices wurden also höchstwahrscheinlich getestet, und zwar gegen alle neuen Codices ohne irgendwelche Nerfs. Jedoch hatte diese unglaubliche Verzögerung dafür gesorgt, dass Codices über einen viel längeren Zeitraum ungebremst das Meta dominieren konnten. Wären aber wie geplant jedes Monat 2-3 Codices erschienen, wären die Drukhari gar nicht so stark aufgefallen, da keine zwei Monate später schon andere Giganten wie Admech, Orks und Custodes dagewesen wären und noch ein Monat später schon die Eldar und Tyraniden. Und auch die Chaos Space Marines hätten weniger als ein halbes Jahr auf den Extra-Lebenspunkt warten müssen (das Fehlen von Armor of Contempt im Codex lässt auch darauf schließen). So jedoch war der Bedarf für Erratas und Nerfs enorm hoch und jeder Codex war bereits geschwächt, bevor der Nächste erschien. Der Powercreep ist also sehr wahrscheinlich künstlich erschaffen und nicht Teil eines Marketing-Plans.

Der nächste Codex ist Astra Militarum und wie bei allen Armeen davor wird auch dieser sicher wieder vorab geleaked werden. Und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wird das Powerlevel des Codex sehr hoch sein. Aber das macht nichts. Im Gegensatz zu früheren Edition müssen wir nicht mehr eine ganze Edition warten, bis ein Codex an Stärke verliert, sondern Games Workshop hört auf die Community und es gibt jetzt Anpassungen des Powerlevels der Codices – und lustige Entschuldigungsvideos mit Meme-Charakter.

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Bilder: © Copyright Games Workshop Limited 2022.

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