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Kolumne: 2016 – Ein Blick zurück

Im Konsolenrennen nichts Neues
Sony gewinnt immer noch. Microsoft verliert immer noch. Nintendo interessiert sich nicht mehr. Die PlayStation 4 ist weiterhin auf Platz 1 in den weltweiten Verkaufscharts, wobei Microsoft zur Abwechslung ein paar Monate die Spitzenposition der US-amerikanischen Charts sichern konnte. Mit einer groß angelegten Entschuldigungs-Tour 2016 steht laut Microsoft nun wieder “der Gamer” im Mittelpunkt jeder Strategieentscheidung. Symbol für diesen Sinneswandel: die neue Xbox One S. Eine schicke Hardware mit 4K und als einzige Konsole auf dem Markt mit einem Laufwerk für 4K Blu-rays. Dazu noch die überraschende Ankündigung auf der E3, Rückwärtskompatibilität zur geliebten Xbox 360 einzuführen, und plötzlich stellt sich schon etwas eher die Frage, welche Konsole man denn kaufen sollte. Sony konterte mit einer besseren PS4, der PS4 Pro, und dürfte viele Käufer gefunden haben. Leere PS4 Pro-Regale und wöchentlich fallende Xbox One S-Preise; als wäre man mit einer Zeitmaschine in das Jahr 2013 gereist.

Wiedersehen mit Nintendo
“Gab es die Wii U 2016 noch?”, wird man sich in einigen Jahren fragen, denn in Erinnerung bleiben nur die ersten Mobile Games Pokémon GO und Super Mario Run. Pokémon löste ein Phänomen aus, das Investoren und Analysten der Tech-Welt immer noch nicht begreifen können. Pokémon, das war für viele nur ein Hype aus den 90ern. Schon längst vorbei. Heutzutage kennen die Kids ja nur Snapchat und YouTuber. Aber siehe da, ob Kids oder Erwachsene, plötzlich spielte jeder Pokémon auf dem Handy. Monate später sind es nicht mehr ganz so viele, Pokémon GO ist aber immer noch in den Top Charts der App Stores zu finden immer noch sehr erfolgreich. Die Taschenmonster feiern nach dem Sommerblockbuster GO und den Chartstürmern Sonne/Mond ihr wohl erfolgreichstes Jahr.

Mit Super Mario Run bekommen die Aktionäre endlich ihren lang ersehnten Traum: Mario auf dem Handy. Freude Schöner Götterfunken möchte man meinen, stattdessen stürzt Nintendos Aktie mal eben um knapp 20% ein. Das Problem: Super Mario Run macht Geld, aber nicht genug Geld.

Für Nintendo ist 2016 wie ein großes Familienfest, auf dem man alte Bekannte nach Jahren wiedersieht. “Super Mario? Den kenne ich doch von früher!”, dachten viele, als Mario plötzlich in der japanischen Olympia-Präsentation in Rio de Janeiro auftauchte. “Pokémon? Das kenne ich doch von früher!”, dachten viele, als plötzlich jeder Fernsehkanal über Pokémon GO berichtete. “Nintendo? Das kenne ich doch von früher”, dachten viele, als plötzlich das NES Classic Mini angekündigt wurde und über Nacht zum coolsten Gadget/Spielzeug des Jahres wurde.

2016 ist das Jahr, als der Mainstream wieder zu Nintendo fand.

Wenn sich selbst Sequels nicht verkaufen
Dishonored 2, Watch_Dogs 2, Gears of War 4, Skylanders, Uncharted 4 und selbst Call of Duty: Infinite Warfare. Schlechte Verkäufe und fallende Preise wohin das Auge reicht. Sequels als sichere Investitionen sind für viele Publisher Geschichte. Die wichtigste Frage: Warum? Warum verkauft sich ein Watch_Dogs 2 nicht gut, wenn es doch eine viel bessere Spielwelt, einen Charakter mit Charakter und ein an sich besseres Spiel bietet? Warum verkauft sich Dishonored 2 nicht besser, wenn der erste Teil sich doch zum Highlight vieler Stealth-Fans entwickeln konnte? Und was ist aus der Call of Duty-Reihe geworden?

Das Hauptproblem für Infinite Warfare nennt sich Black Ops 3. Das Call of Duty von 2015 ist immer noch sehr beliebt und wird täglich gespielt, wie sonst sollen Spieler weiter aufleveln und bessere Waffen freischalten. An sich ja eine gute Sache für Publisher Activision, wäre da aber nicht das neue Call of Duty, das sich auch verkaufen soll. Am besten zum Launch und zum Vollpreis. Als Call of Duty-Fan steht man also vor der Entscheidung. Entweder das neue Spiel kaufen und wieder ganz von vorne mit dem Aufleveln und Freischalten anfangen oder einfach bei Black Ops 3 bleiben und 60 Euro sparen. Da hat man ja eh schon viele Stunden reingesteckt, die Freunde spielen das auch alle immer noch und Durchspielen kann man den Multiplayer sowieso nicht. Das ist ja der Sinn des Multiplayers. Problematisch wird es, wenn plötzlich alle Spiele endlose Multiplayer anbieten, sie trotzdem jährlich erscheinen und alle 60 Euro kosten. Call of Duty, Overwatch, Uncharted, Destiny, Gears of War und viele mehr, sie alle fordern vom Spieler Zeit und belohnen mit Loot, Skins und neuen Waffen. Aber wer spielt schon mehrere dieser endlosen Multiplayer? Das “MMO-Problem” ist auf Shooter übergeschwappt. Spieler entscheiden sich für ein Spiel und spielen das für eine sehr lange Zeit. Wie mit World of Warcraft ist es eigentlich egal, wie gut andere MMOs sind, am Ende kehren die Spieler zu WoW zurück. Wer sich für Overwatch entschieden hat, wird nicht Hunderte von Stunden in ein anderes Spiel investieren, wenn man in derselben Zeit doch Boxen in Overwatch freischalten könnte.

Das größte Problem von Watch_Dogs 2 heißt GTA: Online. Nicht GTA V, die Handlung dürften mittlerweile schon viele wieder vergessen haben. Es ist der Online-Multiplayer, der Spieler immer noch zu GTA zieht. Warum noch eine große Sandbox kaufen, wenn GTA: Online für das gewünschte Open World-Chaos doch vollkommen ausreicht?

VR ist da
VR ist endlich da, steckt aber noch in den Kinderschuhen. Es wird noch dauern, bis die Technologie erschwinglich genug für den Massenmarkt ist und die Entwickler gelernt haben, was ein gutes VR-Spiel eigentlich ausmacht. Wer von heute auf morgen auf die VR-Revolution mit haufenweise Spielen und günstigen Preisen für die Headsets gehofft hatte, lebt in einer Fantasiewelt. VR steht ganz am Anfang des Produktlebenszyklus, das wird alles noch etwas dauern.

2016 wird einen langen Schatten nach sich ziehen. Die enttäuschenden Sequels zwingen die Publisher zum Umdenken. Die neue PS4 Pro, die erste Konsole der “Zwischengeneration”, zwingt Konsumenten zum Umdenken und der Erfolg der Mobile Games zwingt Nintendo zum Umdenken. 2016 mag vielleicht etwas unscheinbar gewirkt haben, die Konsequenzen aus diesem Jahr wird jedoch die komplette Industrie zu spüren bekommen. (kf)

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