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Kino-Review: American Hustle

David O. Russell versteht es wie kaum ein anderer Genres zu unterwandern und etwas Unerwartetes zu servieren. Sein “Kriegsfilm” Three Kings, war letzten Endes alles nur kein typischer Kriegsfilm. Sein Boxer-Drama The Fighter atmete zwar den Geist der 80er, war aber letzten Endes etwas ganz anderes, als man erwarten konnte und seine romantische Komödie Silver Linings sprengte die Grenzen des Genres und war letztes Jahr eines der große Überraschungs-Highlights. Nun folgt sein “Undercover-Drama” American Hustle, das man ebenfalls nur schwer festnageln kann und das schließlich fast den Comedy-Wahnsinn einer Screwballkomödie in sich trägt.

Die USA in den 70er Jahren: Der schmierige Irving Rosenfeld (Christian Bale) betreibt einige Waschsalons, sein eigentliches Talent ist allerdings die Trickbetrügerei. Er versteht es die richtige Knöpfe in den Leuten zu drücken und ihnen ihr Geld abzuluchsen. In Sydney Prosser (Amy Adams) findet er eine Seelenverwandte und bald schon ist sie nicht nur seine Partnerin, sondern auch seine Geliebte. Das allerdings muss Irving vor seiner durchgeknallten Frau Rosalyn (Jennifer Lawrence) geheimhalten. So richtig kompliziert wird es allerdings als der Cop Richie DiMaso (Bradley Cooper) Irving und Sydney in die Falle lockt und sie in Folge für ihn andere Verbrecher auffliegen lassen sollen. Ganz oben auf der Abschussliste steht der korrupte Politiker Carmine Polito (Jeremy Renner)…

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American Hustle beginnt mit den Wörtern „Some of this actually happened.“. Der Film basiert in seinen Grundzügen auf der wahren Geschichte der Undercoveroperation “Abscam”. Allerdings verraten bereits die einleitenden Worte, dass man es mit der historischen Genauigkeit nicht allzu ernst nimmt. In American Hustle geht es nicht um Geschichtsunterricht, es geht auch nicht so richtig um die Undercoveraktion des FBIs – all dies ist bloße Fassade. In Wirklichkeit geht es David O. Russell darum seine Ansammlung an verrückten Charakteren auszuloten, die Abgründe von menschlichen Wünschen zu untersuchen und schlicht ein aberwitziges Comedyfest abzuhalten.

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Denn obwohl Kurzinhalt und die wahre Geschichte dahinter eher darauf hindeuten, dass es sich um ein ernsthaftes Crime-Drama handelt, so ist American Hustle doch in Wirklichkeit eine handfeste Komödie – man könnte es auch eine screwballartige Farce nennen. Besonderns mit den Dialogen hat sich David O. Russell selbst übertroffen. Es ist ein wahres Fest den Charakteren dabei zuzuhören wie sie ihre Weisheiten preisgeben, ausflippen oder ganz einfach völlig in den Größenwahn abdriften. Es gelingt dem Film sehr gut den Finger in die Wunde der Selbstüberschätzung zu legen und er zeigt auf sehr humorvolle Art und Weise was mit den Menschen wirklich passiert, die dem “American Dream” hinterher jagen. 

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Dabei ist es David O. Russell erneut sehr gut gelungen das beste aus seinen Darstellern heraus zu holen. Besonders Christian Bale spielt ausgezeichnet, weil es ihm am besten gelingt die Tragik seiner Figur in Einklang mit seiner humoristischen Ebene zu bringen, bzw. weil der Humor seiner Figur nicht zu letzt aus einer großen inneren Tragik erwächst. Alleine seine Erscheinung mit dem dicken Bauch, der kläglich kaschierten Glatze und dem dennoch überaus ausgeprägten Selbstvertrauen bringt diese Ebenen auf den Punkt. Ebenfalls ausgezeichnet ist Jennifer Lawrence in einer recht untypischen und völlig durchgeknallten Rolle. Amy Adams und Bradley Cooper runden das Leadquartett ab und bringen ebenfalls jede Menge Drive in den Film. Nicht zu unterschätzen sind weiters die kleineren Auftritte von Jeremy Renner und Robert de Niro, dessen Mafia-Filmvergangenheit geschickt ausgespielt wird.

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American Hustle fehlt dabei allerdings die erzählerische Kompetenz z.B. eines GoodFellasum wirklich in den höchsten Filmolymp aufzusteigen. An zahlreichen Stellen begnügt sich der Film damit einen guten Witz zu präsentieren, ohne atmosphärisch und narrativ in die Tiefe zu gehen. Auch muss erwähnt werden, dass der Film etwas holprig startet und man sich nicht von Anfang an von der Erzählung eingehüllt fühlt, bzw. durch die elliptische Erzählstrutkur zunächst eine unnötige Fragmentierung entsteht – das entwickelt sich aber im Laufe des Films zum Besseren. Und letzten Endes sorgt die feurige Visualisierung des Zeitgeists, der großartige Humor und die wunderbaren Dialoge für einen höchst unterhaltsamen Film den man sich nicht entgehen lassen sollte. (Michael Föls/Filmring.at)

Review Overview

Wertung: - 8

8

Grandiose Dialoge, famose Darsteller und eine schwungvolle Inszenierung

American Hustle erreicht zwar nicht die emotionale Kompetenz des letzten David O. Russell Films Silver Linings und der Film schafft es auch nicht erzählerisch in die Klasse von Crime-Meisterwerken wie GoodFellas aufzusteigen, allerdings erzeugt der Film dennoch einen elektrisierenden Strudel des Wahnsinns, der gekonnt die Abgründe des American Dreams aufzeigt. Grandiose Dialoge, famose Darsteller und eine schwungvolle Inszenierung des Zeitgeists resultieren in einem schwer unterhaltsamen Film, den man gesehen haben sollte. Auch wenn der Einstieg nicht ganz rund läuft, so greifen am Ende die Zahnräder perfekt ineinander und die aberwitzige Geschichte zündet sehr gut.

AmericanHustle-Poster01American Hustle (2013)

Regie: David O. Russell
Drehbuch: Eric Singer, David O. Russell
Mit: Christian Bale, Bradley Cooper, Amy Adams, Jeremy Renner, Jennifer Lawrence
Länge: 138 Minuten
Kinostart: 14.02.2014
DVD-Start: 30.12.2014 – Blu-ray-Start: 30.12.2014

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