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Hands-on: Dune: Spice Wars

Der Beginn ist eine sehr delikate Phase ... (Early Access)

Eine ganze Generation kennt Frank Herberts Dune weniger aus den Romanen oder den Verfilmungen, sondern vor allem als Videospiel. Spätestens mit Westwoods Dune II war nicht nur das Echtzeitstrategiegenre auf dem Weg zum Höhenflug, sondern auch einer neuen Zielgruppe das Wüsten-SciFi-Epos bekannt gemacht worden. Dieser Titel (und seine Nachfolger) haben eine ganze Generation geprägt – und wohl auch dazu geführt, dass man bei der Erwähnung von „Dune“ automatisch an Strategie denkt. Dune: Spice Wars ist nicht nur das erste große Videospiel seit Ewigkeiten, das uns zurück auf den Wüstenplaneten führt, sondern tritt auch – ganz im Sinne dieser Erwartungshaltung – zumindest teilweise in die großen Fußstapfen der Westwood-Klassiker. Wir waren für euch auf Arrakis unterwegs und haben uns den Sandwürmern gestellt.

In der Wüste Shai-Huluds

Schon bei der Ankündigung sorgte Spice Wars für eine gewisse Verwirrung unter den Spielern, da nicht ganz klar war, was für ein Genre hier bedient werden soll. Lasst uns deshalb als erstes hier Klarheit schaffen: Auch wenn die jüngste Dune-Umsetzung auf den ersten Blick vor allem nach einem Echtzeitstrategiespiel aussah, ist der Vergleich mit Dune II und Konsorten nur begrenzt korrekt. Spice Wars spielt sich zwar in Echtzeit und durchaus strategisch, ist aber gleichzeitig ganz klar als 4X-Spiel angelegt. Hier geht es also nicht wie anno dazumal vor allem um das Bauen von Basen und das Vertreiben von Feinden aus einem relativ kleinen Kampfgebiet, sondern darum, Arrakis im Ganzen zu erobern; weniger um kleinere Schlachten mit vielen Einheiten, sondern um strategische Planung im großen Stil auf den Schlachtfeldern der Forschung, der Diplomatie und ja, natürlich auch dem der Wüste. Im Endeffekt reden wir hier also eher von einem Mix aus Civilization- oder Total War-Ideen mit Echtzeit-Elementen denn von einem Dune III. Falls euch das aufgrund des Rufs des Zeitfressers, der 4X-Titeln vorausgeht, eher abschreckt, können wir euch aber Entwarnung geben: Zumindest momentan ist das Spiel schlank geraten und eine Partie lässt sich in wenigen Stunden absolvieren.

Frühstart im Wüstensand

Momentan? Ja, richtig: Dune: Spice Wars ist zwar schon käuflich erhältlich, aber noch lange nicht fertig, denn es ist aktuell ein Early Access-Titel und wird es aller Voraussicht nach auch noch ein wenig bleiben. Das ist aber kein Grund, schreiend davon zu laufen: Anders als viele andere Early Access-Spiele, die oft nur rudimentäre Features und kaum Spielinhalt bieten, ist Spice Wars bereits jetzt gut spielbar und wenn auch noch im Detail ausbaufähig durchaus schon interessant. Außerdem haben die Macher von Shiro Games Erfahrung mit diesem Modell – war es doch auch schon bei ihrem Northgard ein Erfolgsgarant, um durch Spielerfeedback ein gelungenes Spielerlebnis zu zaubern. Das heißt aber nicht, dass sich die Entwickler nun zurücklehnen und auf gute Ideen warten. Schon im Sommer soll ein Multiplayer-Modus für vier Spieler (2vs2, gegen die KI und auch jeder gegen jeden) folgen, auch in etlichen weiteren Punkten ist die Roadmap bereits bekannt und transparent kommuniziert – von Flugeinheiten über neue Fraktionen und natürlich das Einarbeiten des Spielerfeedbacks ist hier noch einiges geplant.

Das Spice muss fließen

Doch konzentrieren wir uns nicht zu sehr auf das, was sein wird, sehen wir uns an, was es momentan zu spielen gibt: Zu Beginn entscheidet ihr euch für vier Fraktionen, die unterschiedliche Vor- und Nachteile mitbringen, sich spielerisch allerdings relativ wenig unterscheiden – was sich ein wenig seltsam anfühlt, da doch ein größerer Unterschied zwischen den Harkonnen und den Fremen liegen sollte. Hier versprechen die Entwickler allerdings noch Nachbesserungen, ohne das Spielsystem völlig umzukrempeln. Ähnliches gilt für noch eine frühe Entscheidung: Ihr könnt zwei Berater (aus einem fraktionsspezifischen Pool) auswählen, die ebenfalls momentan nur Boni bringen – auch hier ist später mehr geplant, sodass zum Beispiel Duncan Idaho mit den Truppen in den Krieg ziehen könnte. Hier schwebt tatsächlich über allem noch das Fragezeichen von Early Access – und die Chance dahinter, denn Spieler-Feedback kann die momentanen Pläne noch einmal über den Haufen werfen und zum hoffentlich positiven verändern. Habt ihr diese Entscheidungen getroffen, geht es schon nach Arrakis: Ausgehend von eurer Hauptstadt erkundet ihr per Ornithopter interessante Gebiete, sucht nach Rohstoffen und Siedlungen, erobert mit euren Fußtruppen Sektoren, baut Gebäude und geratet natürlich irgendwann in Konflikt mit euren Gegnern. So „nebenbei“ managet ihr eure knappen Ressourcen (die euch nur schwerlich eine große Armee aufstellen lassen), forscht im Tech-Tree, um euch einen Vorteil zu verschaffen, und übt euch in der hohen Kunst der Diplomatie.

Intimes 4X

In all diesen Punkten mag Dune: Spice Wars tatsächlich wie ein Echtzeit-Civilization klingen, aber in Wahrheit ist es eine deutlich intimere Affäre, in der eure einzelnen Einheiten mehr Gewicht bekommen, während ihr auf den Sieg hinarbeitet. Momentan gibt es dafür übrigens drei Möglichkeiten: Ihr schaltet die anderen Fraktionen (militärisch oder per Attentat) aus; ihr lasst euch zum Gouverneur wählen; oder ihr gewinnt einfach aufgrund der Punkte. Wie in jedem 4X-Spiel ist es allerdings nicht so einfach, überhaupt an diesen Punkt zu gelangen. Vor allem zu Beginn wird man von den Informationen (trotz Tutorial-Fenstern) ein wenig erschlagen und wird wohl öfter auf Pause schalten, um euch zu orientieren, vielleicht darüber fluchen, dass sich gewisse Ressourcen nur schwer beschaffen lassen, weil die Karte einfach nicht „mitspielt“ und die Bauslots für Einheiten aber auch Gebäude beschränkt sind. Und natürlich dürft ihr auch nicht auf das Spice vergessen: Wer nicht genug davon sammelt, kann den Tribut an die Raumfahrergilde nicht ableisten, der regelmäßig in recht kurzen Abständen zu leisten ist und dessen Nichtbezahlung Konsequenzen hat. Und auch der Landesraad, in dem politische Entscheidungen getroffen werden (eine Domäne der Harkonnen und Atreides, Schmuggler und Fremen sind hier klar im Nachteil) fordert regelmäßig eure Aufmerksamkeit. Es gibt also – wie gesagt – eigentlich genug zu tun. Im Endeffekt zeigt sich dann aber doch, dass man das Spiel momentan noch recht schnell durchschaut und spätestens nach ein paar Partien hat man alles gesehen. Hoffen wir, dass die Entwickler hier noch nachlegen können.

Ersteindruck

Dune: Spice Wars punktet mit einem interessanten, für das Setting sehr passenden Ansatz, um ein neues Spiel im Dune-Universum umzusetzen. Und man muss auch ehrlich sagen: Gerade für Early Access waren wir ob des Umfanges und der guten Spielbarkeit schon positiv überrascht. Ob das auf lange Sicht reicht, um das Spice am Fließen zu halten, wird sich aber erst weisen müssen: Es gibt noch einige Ecken und Kanten, die man besser mit dem Sandstrahler behandeln sollte, sowie Spielkonzepte, die noch nicht genug erklärt werden, und eine bessere Entwicklung einer Story und der Persönlichkeiten wäre ebenfalls nicht verkehrt. Ob die Entwickler mit Hilfe der Community die Kurve kratzen und im Endeffekt ein würdiges Dune-Spiel abliefern werden, wird sich zeigen. Wir sind aber grundsätzlich positiv eingestellt – immerhin zeigt auch die Roadmap, dass die Entwickler mit dem Spiel noch einiges vorhaben …

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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