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Der Perfekte Einstieg: Doctor Who

Wie startet ihr am leichtesten in dieses massive Franchise?

Doctor Who Day! Heute vor genau 61 Jahren stiegen Zuschauer:innen aus ganz Großbritannien in eine blaue Polizei-Zelle und reisten gemeinsam durch Raum und Zeit. Sydney Newman und Verity Lambert wurden damals noch belächelt für ihre kleine Science-Fiction-Serie, die ursprünglich als Lückenfüller im BBC-Programm gedacht war und hauptsächlich dazu dienen sollte, Kindern historische Fakten beizubringen.

Fast sofort explodierte die Beliebtheit dieses „Lückenfüllers“ und seither ist Doctor Who ein weltweites Phänomen geworden. 883 Episoden, Spin-Offs, Filme, Comics, Videospiele, Bücher, Audio Adventures und noch vieles mehr später bleibt die TV-Show ein Mainstay in der Programmgestaltung der BBC und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich dies in nächster Zeit ändern wird.

Bei all diesem Content ist es leicht, sich überwältigt zu fühlen. Aber keine Sorge. Erstens gibt es keinen Menschen, der alles von Doctor Who gelesen, gespielt, gehört oder gesehen hat. Zweitens sind wir hier, um euch gründlichst zu beraten. Mit diesem Guide werdet ihr schon bald in die beste Science-Fiction-Idee aller Zeiten einsteigen.

Die Prämisse

Was ist Doctor Who eigentlich? Es gibt zwei große Aspekte, die es möglich machen, dass diese Show seit über 60 Jahren im Fernsehen läuft.

Der erste ist das Genre – denn streng genommen ist die Show genre-los. In jeder beliebigen Folge könnten wir uns kurz nach dem Einschalten in einem Horrorfilm wiederfinden, einem Fantasy-Abenteuer oder sogar einem Heist-Thriller. Der/Die Doctor steigt in die TARDIS und wird irgendwo anders im Raum-Zeit-Kontinuum wieder ausgespuckt.

Das zweite Element, das die Show ausmacht, ist das Konzept der Regeneration. Ursprünglich ein cleverer Trick, um den Hauptdarsteller 1966 zu ersetzen, ist die Regeneration seither ein Spektakel geworden, das weltweit schon Monate oder sogar Jahre davor Wellen schlägt. Wenn das Leben des/der Doctors endet, werden alle ihre Zellen durch neue ersetzt – Erinnerungen bleiben, aber die Persönlichkeit und das Äußere ändern sich komplett. 18 Darsteller:innen durften bisher die Rolle des ikonischen Zeitreisenden einnehmen – die Aufregung und die Spekulationen hinter jedem Casting kann man sich in etwa so vorstellen wie die von James Bond. Mit jedem neuen Doctor verändert sich die Show mit – es gibt düstere Staffeln, es gibt Staffeln, die spezifisch an Kinder gerichtet sind, es gibt Staffeln, die aufgebaut sind wie ein episches HBO-Drama, es gibt Staffeln, die am ehesten einer Sitcom gleichen. Doctor Who kann alles sein, was es will.

Doctor Who ist wie die TARDIS: Eine Maschine, die euch durch Zeit und Raum befördern kann. Jede Folge könnten wir in einer komplett anderen Zeit auf einem komplett anderen Planeten sein. Bis auf wenige Ausnahmen heißt das, dass ihr jede beliebige Folge einschalten könnt und ohne Vorwissen einen guten Fernsehabend haben könnt.

Aber was ist die „ideale“ Einstiegsstelle, um sich komplett im Doctor Who Rabbit Hole zu verirren? Welche Staffel solltet ihr mit euren Partnern einschalten, um euch zu „hooken“ und wochenlange Binge-Sessions genießen zu können? Wo könnt ihr in nur wenigen Folgen den Charme der ganzen Show erleben?

 

Staffel 1 (1963) – für Nostalgiker und die die es werden wollen

„Ich bin DER Doktor. Das Original, könnte man sagen.“ – der Erste Doctor.


Einstiegspotential für neue Zuschauer: D

Wenn ihr unbedingt ALLES an Doctor Who chronologisch erleben wollt, ist der Einstieg „An Unearthly Child“ aus dem Jahr 1963.

Die Premiere der Sendung könnte man ähnlich beschreiben wie die TARDIS: bahnbrechend, clever, verspielt englisch und sehr holprig.

Für eingefleischte Fans besteht gar keine Frage, dass die Anfänge von Doctor Who einige wundervolle Folgen hervorgebracht haben, und es ist wenig überraschend, dass William Hartnell – der erste Darsteller des Charakters – weiterhin sehr weit oben in den zahlreichen „Doctor Rankings“ Platz einnimmt. Neueinsteiger werden sich hierbei jedoch leider sehr schnell die Zähne ausbeißen. Vor allem wer nur modernes Fernsehen gewöhnt ist – also quasi alles, was nach Twin Peaks rauskam – wird hier nur schwer Fuß fassen. Die meisten Geschichten dieser Ära sind eben Kinder ihrer Zeit: schwarz-weiß, unglaubwürdiges Set- bzw. Kostümdesign und extrem langgezogen – teilweise können einzelne Geschichten länger sein als selbst die ausschweifendsten Blockbuster heutzutage. Dann gibt es noch das Problem von einzelnen Folgen, die als verschollen gelten – ein spannendes Thema für ein anderes Special.

Wer mit all diesen Punkten kein Problem hat bzw. wer sich durchbeißt, wird bereits in der zweiten Staffel belohnt mit einigen der köstlichsten Folgen des klassischen Doctor Who, wie zum Beispiel „The Chase“ oder „The Romans“. Der einfachste Einstieg ist es auf jeden Fall nicht.

Staffel 1 (2005) – für ein neues Zeitalter

Fantastisch!“ – der neunte Doctor

Einstiegspotential für neue Fans: A

Das Soft-Reboot der Show könnte man ähnlich beschreiben wie die TARDIS: witzig, sentimental, atemberaubend und von außen wohl etwas verwirrend.

Die erste Staffel hatte die schwierige Aufgabe, Doctor Who komplett neu zu erfinden, ohne die Fans der alten Serie zu verschrecken. Was dabei herauskam, ist vielleicht die beste Staffel im gesamten Franchise. Wir begleiten eine neue Companion – Rose, gespielt von Billie Piper – dabei, wie sie erstmals in die magische TARDIS steigt, zurück in die Zeit und über das gesamte Universum hinweg reist. Der Doctor – gespielt von Christopher Eccleston – möchte die Vergangenheit hinter sich lassen und sich ins Leben stürzen. Gemeinsam machen die beiden – das hunderte Jahre alte Alien mit zwei Herzen und die C&A-Kassiererin – fortan das Universum (un)sicher.

Es ist sehr leicht, in diese Staffel einzutauchen. Die beiden Protagonisten sind herzig und die Dynamik sorgt für jede Menge großartigen Humor. Fast jede Geschichte ist ein voller Erfolg und es gibt einen leichten Handlungsstrang, der euch bis zu dem großen Finale begleitet. Mittlerweile ist aber selbst die erste Staffel des „Soft Reboot“ etwas in die Jahre gekommen – auf keinen Fall rostig, aber vermutlich wird Staffel 1 euch nicht bis in die aktuell 15. Staffel hindurchschleudern. Die Ästhetik ist zu „Early 2000s BBC“ und die Special Effects manchmal erschreckend.

Die darauffolgenden Staffeln 2-4 sind mit David Tennant besetzt – dem mittlerweile bekanntesten und beliebtesten Darsteller des Doctors. Solltet ihr unbedingt David Tennant als Doctor erleben wollen, könntet ihr natürlich einfach eine beliebige seiner Folgen aufdrehen – ein paar Empfehlungen stehen weiter unten. Trotzdem sollte Staffel 1 für diesen Zweck nicht ignoriert werden – immerhin werden hier mehrere Schlüsselfiguren vorgestellt, die über die Gesamtheit von Tennants Ära relevant bleiben, und immer wieder werden Handlungsstränge aus Staffel 1 aufgegriffen.

Staffel 5 (2010) – für den perfekten Einstieg

Einstiegspotential für neue Fans: A+++

„Am Ende sind wir alle bloß Geschichten“ – der elfte Doctor

Staffel 5 ist wie die TARDIS: großartig, wirft euch in jede Menge unerwartete Abenteuer und ist vielleicht das Beste, was je passiert ist.

Startet hier. Startet einfach hier. Wenn euch Doctor Who interessiert, dann gibt es keine bessere Folge, die euch in die Welt des Doctors wirft, als „The Eleventh Hour“. Der frisch regenerierte Doctor übernimmt die Show ab der ersten Minute und gemeinsam stürzen wir mit ihm ins Abenteuer, das sofort loslegt und euch im Verlauf von nur 40 Minuten alles zeigt, was ihr über Doctor Who wissen müsst. Matt Smith (auch bekannt als Daemon aus House Of The Dragon) spielt den 11. Doctor. Die Rolle des mysteriösen Fremden wie auch des Fremdenführers der Galaxis steht ihm wie angegossen.

Auch nach der ersten Folge glänzt die fünfte Staffel des Reboots. Von Vampiren in Venedig zu Vincent Van Gogh, von Engeln aus Stein zu Stonehenge, ein Wal im All, die Uhr im Knall. Die gesamte Fülle an dem, was Doctor Who alles sein kann, wird in der Spanne von 13 Folgen geboten und endet in einem wundervollen Finale, welches in keiner anderen Show möglich wäre.

Sogar das dazugehörige Weihnachtsspecial der Staffel zählt zu einem der absoluten Höhepunkte der gesamten Serie und kann einfach am Heiligabend bei der Familie aufgedreht werden – auch wenn diese noch nie eine Folge Doctor Who gesehen haben.

Die späteren Staffeln von Matt Smith haben ihre sehr hohen Höhen und sehr tiefen Tiefen – aber „Season 5“ bleibt der ideale Einstieg für alle neuen Fans.

Staffel 1 (2024) – die aktuellste Staffel

Einstiegspotential für neue Fans: B

„Give me the lovin‘!“ – der 15te Doctor

Staffel 1 (2024) ist wie die TARDIS: farbenfroh, existiert für alle und ist manchmal frustrierend.

Ja – dies ist die dritte Doctor Who Staffel mit dem Namen „Season 1“. Es gibt vielleicht keine andere Show, die so schwer zu googeln ist wie Doctor Who. Nach mehreren Staffeln – über deren Qualität man streiten kann (aber bitte nicht mit mir) – in denen Fanservice und Lore-Dump nach Lore-Dump dazu führten, dass die Show einfach keine neuen Fans mehr anlocken konnte, war es für die BBC wohl wieder Zeit für ein Soft-Reboot. Ein neuer dynamischer Doctor, eine Zusammenarbeit mit Disney und allen voran Russell T. Davies – der Mann, der Doctor Who neu erfand – sollen es nun in ein neues Zeitalter führen.

Mit Erfolg? Großteils. Wir haben hier 8 Folgen – die kürzeste Staffel bisher – von denen 6 in Ordnung sind, aber keine wirklich großartig. Der Doctor – gespielt von Ncuti Gatwa – hingegen ist einfach nur unfassbar. Es ist innerhalb der Fangemeinschaft immer eine Diskussion, wie lange ein Actor gebraucht hat, um „seinen/ihren“ Doctor zu entwickeln. Bei Gatwa gab es diese Diskussion erstmals nicht – dieser Mann bringt eine Energie und ein Charisma ab der ersten Folge in den Raum, die mitreißender ist als die Höhepunkte anderer Doctoren überhaupt – und es wurde bisher noch kein schlechter Doctor gecastet.

Die Staffel bietet sich gut für Einsteiger an, weil sie 1. die aktuellste ist, was visuelle Effekte und Formate betrifft, 2. auf Disney+ abrufbereit steht und 3. weil die darin enthaltenen Stories großteils genießbar sind, ohne jegliches Vorwissen besitzen zu müssen.

Dieser letzte Part ist leider ein bisschen eine Krux, wenn es darum geht, diese Staffel zu empfehlen. Denn doch schleichen sich immer wieder Anspielungen zu früheren Folgen rein und ein doch recht wichtiger Strang ist zwar verfolgbar, aber offensichtlich für bestehende Fans der Show entworfen worden. Wieso gerade diese Staffel, welche als Neuerfindung der Show konzipiert war, versucht, Stränge zu sowohl der 4. Staffel aus 2009 wie auch zu Folgen aus 1975 zu schlagen, ist rätselhaft.

Nichtsdestotrotz ist diese erste Staffel ein großer Spaß und wer unbedingt mit der neuesten Staffel loslegen möchte, um bereit für das Weihnachtsspecial im Dezember und für „Staffel 2“ im Frühjahr zu sein, macht hier nicht viel falsch.

Ncuti Gatwa

Einzelne Folgen

Anschließend noch eine Aufzählung von 15 vereinzelten Folgen die gut für sich selbst stehen und euch einen Einblick in den Charme einzelner Doctoren bieten.

  • City Of Death – Eine Geschichte die bis zum Bersten gefüllt ist mit Humor und cleveren Zeitreise Elementen. Warscheinlich die beste Folge der alten Ära. Mitgeschrieben von Douglas Adams.
  • The Happiness Patrol – We Happy Few hat sich eine dicke Scheibe bei dieser Geschichte abgeschnitten welche immer wieder mit ihrem Set Design und atmosphärischem Setting überrascht.
  • Demons Of The Punjab – Vielleicht Doctor Whos bestes historisches Drama. Beleuchtet einen Teil der Geschichte Großbrittaniens welche wir nicht oft genug zu sehen bekommen.
  • Praxeus – Als immer mehr Menschen grausam an einer mysteriösen Krankheit versterben müssen die Doctorin und ihr Team sich über die Erde verteilen um den rätselhaften Ereignissen nachzuforschen. Eine riesige Story die uns nach Hong Kong, Madagaskar und Peru bringt.
  • The Fires Of Pompeii – Der Doctor reist nach Rom – ausgerechnet am Tag bevor der Vulkan Vesuvius ausbricht.
  • The Empty Child & The Doctor Dances – Während dem Blitzkrieges in London terrorisiert ein geisterhaftes Kind in einer Gasmaske die Stadt. Spannend, dynamisch und hoffnungsvoll. Allles was Doctor Who sein sollte.
  • The Girl in the Fireplace – Ein Raumschiff das angetrieben wird von menschlichen Organen, Uhrwerk Roboter in Versaille des 18. Jarhunderts und eine Liebesgeschichte die im Fluss der Zeit zum scheitern verurteilt ist…
  • Mummy On The Orient Express – Der Titel ist Programm.
  • Flatline – Der Doctor bleibt in einer schrumpfenden TARDIS stecken wärend seine Companion den Tag retten muss.
  • Oxygen – Doctor Who VS. den Schrecken des Kapitalismus. Das Tardis Team stranden auf einer Raumstation auf welcher lebensnotwendiger Sauerstoff für Profit verkauft wird. Die Zeit tickt und zusätzlich scheinen die Leichen der Besatzung eigene Ziele zu verfolgen. Spannend und dramatisch bis zur letzten Sekunde.
  • Blink – Die beliebteste Folge der ganzen Show unter Leuten die sonst keine Folge gesehen haben. Aber zurecht. Blink ist einzigartig und ist es ganz abseits von Doctor Who wert gesehen zu werden.
  • Midnight – Doctor Who kann in jedem Genre spielen. Hier bekommen wir eine köstliche Folge des psychologischen Horrors. Bis heute die furchteinflöseste Kreatur in der ganzen Show.
  • Tomb of the Cybermen – Ein atmosphärischer Fernsehabend mit einem der besten Teams welches je in der TARDIS unterwegs war. Zeigt eindrucksvoll wieviel mit gutem writing und wenigen Mitteln möglich ist.
  • Vincent and the Doctor – Doctor Who trifft Vincent van Gogh in seinen finstersten Tagen. Eine der am höchst bewertesten Folgen der gesamten Show und eine rührende Geschichte welche nur in Doctor Who möglich ist.
  • A Christmas Carol – eine Science Ficiton neu Erfindung des klassischen Charles Dickens Märchens in welcher der Doctor den Geist der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielen muss um ein stürzendes Raumschiff an Heiligabend zu retten…
  • Wild Blue Yonder – Was befindet sich außerhalb unseres Universums? Unsagbare Schrecken.

Weiter lesen:

Doctor Who: Highlights in 2024 und Ausblick auf 2025

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Daniel Dorner

CEO & Game Designer bei 12B3 Games - Entwickler von EndCycle VS. ___ What plan Dutch? What goddam plan? ... Tahiti?

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