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Brettspiel-Review: Carnival of Monsters

Wollen wir ein Monster fangen?

Mit Richard Garfield hat sich Amigo 2019 einen waschechten Promi der Spieledesignerszene geangelt, ist Garfield doch vor allem für die Entwicklung des weltweit sehr erfolgreichen und beliebten Trading-Card-Games Magic: The Gathering bekannt. Wie auch in Magic vorhanden, spielen übernatürliche und gar grässliche Wesen die Hauptrolle in Carnival of Monsters, Amigos neuem Drafting Spiel für 2-5 Spieler*innen ab 12 Jahren, dass uns Amigo für dieses Review dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat.

In Carnival of Monsters übernehmen die Spieler*innen die Rolle sogenannter Monstrologen, die um die Aufnahme in die königliche monstrologische Gesellschaft wetteifern, da eben nur die Besten Teil dieses elitären Kreises sein können. Dazu gilt es in entfernten und mystischen Ländern nach Monstern zu suchen und diese einzufangen. Der Monstrologe mit der Menagerie der schrecklichsten und gefährlichsten Monster gewinnt.

Spielablauf

Zentraler Spielmechanismus ist das sogenannte Drafting, wobei die Spieler*innen zu Beginn acht Handkarten erhalten, eine davon ausspielen beziehungsweise für später zurücklegen und die restlichen sieben Karten dann an jeweils einen Mitspieler weitergegeben werden. Dies geschieht solang, bis keine Karten mehr vorhanden sind. Da in Carnival of Monsters vier Saisonen gespielt werden, gibt es auch insgesamt vier Drafting-Durchgänge.

Um Monster fangen zu können, legt man auf diesem Wege Länderkarten aus, alle Monstrologen starten mit jeweils zwei Startländern. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Länder, zum Beispiel die tiefe See, die Wolken- oder die Traumlande. Monster können nur in ihren Heimatländern gefangen werden, wobei so viele Länderpunkte ausliegen müssen, wie die Stärke des Monsters beträgt. Fängt man also einen Greif der Stärke 2, wird dieser nun auf Wolkenlandekarten mit insgesamt 2 Länderpunkten gelegt. Ein Länderpunkt kann immer nur einmal verwendet werden, um mehrere Monster zu fangen muss man somit auch mehr Länderkarten ausspielen.

Pro Drafting Runde muss immer eine Karte aus der Hand gespielt werden. Ist das nicht möglich, weil zum Beispiel kein Land mehr zum Fangen eines Monsters verfügbar ist, muss man sich eine Karte nach Wahl für später zurücklegen, was jedoch eine Krone, die Währung in Carnival of Monsters, kostet. Jeder Monstrologe startet mit vier Kronen. Hat man keine Kronen mehr, muss man einen Kredit aufnehmen, was einen Punktabzug von fünf Punkten pro Kredit am Ende des Spiels bedeutet. Die zurückgelegten Karten können in zukünftigen Runden jederzeit ausgespielt werden. Insofern kann das Zurücklegen einer Karte auch taktisch eingesetzt werden um Karten vorzubereiten, die man aber erst im Laufe des Spiels gebrauchen will oder kann. Am Ende einer Saison wandern alle Monster in die Menagerie und so am Ende des Spiels in die Punkteabrechnung, die ausgespielten Länder bleiben liegen und können auch in den folgenden Runden verwendet werden.

Neben den 72 Länder- und 78 Monsterkarten gibt es aber auch noch 13 Mitarbeiter, 22 Events sowie 21 geheime Ziele, die ausgespielt werden können. So bringen ausgespielte Mitarbeiter, die in der Regel drei Kronen kosten, beim zukünftigen Fangen bestimmter Monstertypen zusätzliche Kronen ein. Einige Mitarbeiter können auch anstatt eines beliebigen Landes zum Fangen von Monstern eingesetzt werden. Events bringen meistens Kronen oder Jägermarken ein, auf die später eingegangen wird. Geheime Zielkarten bringen bei der Punkteabrechnung am Ende zusätzliche Punkte für das Erreichen bestimmter Ziele, wie zum Beispiel dem Fangen bestimmter Monster oder dem Sammeln bestimmter Länder.

Am Ende jeder Saison wird noch überprüft wie gefährlich die gefangenen Monster sind, was an Gefahrsymbolen auf den Karten ersichtlich ist. Kann ein gefährliches Monster fliehen, weil die Monstrologen zu wenig Jägersymbole aufbringen können, gesammelt durch Mitarbeiter, Jägermarken oder Gemeinschaftswürfeln, wird für jedes Gefahrenlevel eine Strafzahlung von drei Kronen fällig.

Nach 4 Saisonen kommt es dann zur Endabrechnung. Hinzuzufügen ist noch, dass jede Saison, also jede Draftingrunde, einem bestimmten Monstertyp gewidmet ist, wobei der Monstrologe mit den meisten Punkten jenes Monstertyps noch Extra-Siegpunkte erhält.

Der Zwei-Spieler-Modus funktioniert im Großen und Ganzen genauso wie für 3-5 Spieler*innen, jedoch tauscht man nicht nur die verbliebenen Handkarten aus, sondern zieht jeder Monstrologe noch eine Karte von einem sieben Karten umfassenden Kartenstapel und wirft dann eine Karte nach Wahl dauerhaft ab, danach wird erst getauscht.

Meinung

Das Material von Carnival of Monsters ist zweckmäßig, alles was man braucht ist in guter Qualität und reichlich vorhanden – wobei wir meist an Kronenknappheit litten und wir uns fragten, wozu so viel Geld überhaupt vorhanden sei. Die grafische Gestaltung der Karten ist wirklich toll, die Monster halten was sie versprechen. Das Regelheft wirkt anfangs recht umfangreich, ist aber übersichtlich, die Regeln leicht verständlich verfasst und schnell erlernbar. Die Spielmechaniken an sich sind schnell erlernt und man kann sich sehr schnell dem eigentlichen Spiel widmen ohne vorher stundenlang lästige Detailregeln lernen zu müssen.

Das Spiel selbst erschien uns teilweise ein wenig zu glückslastig. Da man zum Beispiel in einem 3-Spieler-Spiel in vier Saisonen nur rund 100 der insgesamt 200 Karten zu Gesicht bekommt und diese dann mit viel Pech nur jene Monster enthalten könnten die so gar nicht zu den gegebenen Startländern passen, ist jedes Planen und Hoffen ganz schnell zum Scheitern verurteilt. Bei umsichtiger Planung und Streuung des Risikos durch Ausspielen vieler Arten von Ländern kann hier zwar vorgebaut werden, aber auch hier kann einem das Glück manchmal im Stich lassen. Wir hatten sogar Spiele, wo wir in Summe keine 20 Monster zu Gesicht bekamen und die passten dann kaum zu den ausgelegten Ländern.

Prinzipiell spielt jeder Monstrologe mehr für sich, Carnival of Monster ist ein ziemlich solitär-lastiges Spiel. Nur selten schafft man es dem Gegner eine Karte vorzuenthalten, weil man sie gerade auch gut bei sich einsetzen kann. Gelingt es dann aber doch dem Gegner eine Karte unterzujubeln die er gerade gar nicht verwenden kann, und muss er dann vielleicht noch einen Kredit deshalb aufzunehmen, ist die (Schaden)Freude dabei gleich nochmal so groß. Im 2-Spieler-Spiel funktioniert das „reinpfuschen“ beim Gegner durch das gezielte Abwerfen einer Karte pro Draftrunde wesentlich besser, alle Testspieler empfanden die Variante zu zweit als wesentlich „gemeiner“, dadurch aber auch stellenweise interessanter.

Die Thematik des Spiels, das Fangen von Monstern, finde ich persönlich zwar sehr nett und die grafischen Illustrationen sind auch wirklich gelungen, der Spielmechanismus an sich gab mir aber nie auch nur ansatzweise das Gefühl Monster zu jagen und zu fangen. Viel mehr hätte man statt den Ländern auch Restaurants auslegen können, auf denen ich dann Gerichte mit bestimmten Wertigkeiten sammle, quasi einem Kochwettbewerb statt der Monsterhatz. Das würde am Spielgefühl meiner Meinung nach wenig ändern. Jedoch verkauft sich der Name Richard Garfield mit Monstern wahrscheinlich wesentlich besser. Bei den Testspielen fühlten sich auch nicht alle Spieler vom Thema angesprochen, wobei jedoch auch einige klassische Eurospieler dabei waren, also sogenannte Klötzchenschieber.

Davon abgesehen ist Carnival of Monsters ein flottes, schnell zu lernendes Drafting Spiel, das zwar ein interessantes Thema anbietet, wobei dieses für das Spiel meiner Meinung nach vollkommen irrelevant ist. Bei den Testspielen konnte ein 8-jähriger problemlos mit den älteren Mitspielern mithalten, wie gesagt ist aber auch einiges Glück dabei, was man den so für Karten bekommt.

Fazit

Wertung

Monsterhatz mit Glücksfaktor

Obwohl das Regelheft am Anfang ganz schön voll wirkt, ist das Spiel wirklich schnell und einfach erlernt. Kann man sich mit dem Thema identifizieren, könnte mit viel Fantasie sogar das Gefühl aufkommen tatsächlich Monster in fernen Ländern zu jagen. Und selbst wenn nicht, macht der Drafting-Mechanismus sowie die zusätzlichen Karten wie Mitarbeiter und Events genug Spaß um immer wieder mal einige Partien Carnival of Monsters genießen zu können.

Genre: Drafting
Verlag: Amigo
Spieleranzahl: 2-5 SpielerInnen
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Preis: ab 34,99

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