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Buch-Tipp: Norse Myths That Inspired Final Fantasy VII

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Wer einen Final-Fantasy-Titel spielt, hat vermutlich recht bald den Eindruck, dass sich die Entwickler recht wahllos bei allerhand Mythologien bedient haben: Wir beschwören ebenso den nordischen Göttervater Odin wie den aus der islamischen Tradition stammenden Dämon Ifrit oder die indische Shiva. Auch diverse Ortsnamen und Konzepte entstammen zahlreichen jahrhundertealten Sagen. Doch geht all das über Name-Dropping hinaus? M.J. Gallagher geht in seinem Buch Norse Myths That Inspired Final Fantasy VII der Frage nach, ob spezifisch die nordische Mythenwelt mehr als nur namensgebend für viele Elemente in Final Fantasy VII und darüber hinaus auch für die weiterführenden Werke der Compilaton of Final Fantasy VII waren.

Eine nordische Spurensuche

M.J. Gallagher ist dabei in Fan-Kreisen kein Unbekannter: Er zeigte bereits mit Final Fantasy VII Unofficial Novelisation und The Nibelheim Incident, dass er sich im Final Fantasy-Universum zuhause fühlt. Anders als diese beiden ist sein jüngstes Werk aber weniger eine Roman-Umsetzung bestehenden Materials als ein Sachbuch. Erwartet euch trotzdem keine trockene wissenschaftliche Abhandlung: Mit Witz und stets verständlich taucht der Autor ebenso in die Geschichte der nordischen Mythen als auch in die Story der Compilation of Final Fantasy ein – und schon diese beiden Teile sind auch aus Nerd-Perspektive wert, gelesen zu werden. Ersteres ist nicht nur Grundlage für seine späteren Theorien, sondern vielleicht auch für einen Assassin’s Creed: Valhalla oder Thor-Fan spannend; zweiteres ist eine gekonnte Zusammenfassung der doch zahlreichen Storybögen nicht nur des ursprünglichen Final Fantasy VII, sondern auch von Spielen wie Before Crisis oder Dirge of Cerberus und zur großen Story gehörenden Werken in anderen Medien, wie Advent Children. Das macht sie gerade für jene, die vielleicht nicht alles gespielt, gelesen oder gesehen haben (oder sich nicht mehr so richtig erinnern können), sowie auch für Newcomer lesenswert, die wissen wollen, wo das Remake anders abbiegt.

Und doch sind wir damit erst bei der Einleitung, denn daraufhin vergleicht und spekuliert Gallagher quer durch beide Mythologien, zieht spannende Verbindungen und weist auf interessante Gemeinsamkeiten hin. Nicht alles ist mit Zitaten der Entwickler abgesichert (tatsächlich handelt es sich hier, wie deutlich betont wird, um ein inoffizielles Fan-Buch; es gab also keine Zusammenarbeit mit Square Enix, weshalb er auf Aussagen aus öffentlichen Quellen angewiesen ist). Manches ist offensichtlich, anderes etwas weit hergeholt zusammengereimt, aber alles spannend und in sich schlüssig, auch wenn manchmal natürlich die Frage bleibt, ob in einzelne Punkte nicht ein wenig zu viel hineininterpretiert wird. Dennoch bleibt das Buch ein Page-Turner, denn der Schreibstil weiß zu überzeugen und nimmt den Leser auf eine zugleich spannende und informative Reise mit, die sich nicht zu lange mit Details aufhält und dadurch kompakt bleibt.

Meinung

M.J. Gallagher gelingt mit Norse Myths That Inspired Final Fantasy VII ein spannender Spagat: Ein interessantes Sachbuch, das trotz einer Menge Spekulationen den Leser informiert, ohne belehrend oder gar langweilig zu werden. Hier darf ein Kenner der Materie beweisen, dass er mit seiner Erfahrung als Autor Fakten spannend zu neuen Theorien zusammenführen kann. Das ist umso beeindruckender, als es sich bei dem Werk um ein reines Fan-Projekt handelt, das von Square Enix nicht unterstützt wurde. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Arbeit für Gallagher auszahlt und wir noch weitere Werke in dieser Qualität erwarten dürfen – oder auch eine Übersetzung, denn momentan ist das Buch ausschließlich in (durchaus verständlichem und nicht zu schwierigen) Englisch erhältlich.

Verlag: Eigenverlag via Amazon Publishing
Autor: M.J. Gallagher
Sprache : Englisch
Taschenbuch : 238 Seiten
Preis: ca. 15 Euro (Taschenbuch), ca. 3,50 Euro (Kindle)

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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