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Brettspiel-Review: Der weisse Hai

Katz und Maus im weiten Meer

Brettspielumsetzungen zu Filmen und Büchern sind heutzutage nichts Neues mehr, seit Jahren kann man Abenteuer in Mittelerde erleben, diverse Superhelden auf ihren Missionen begleiten oder neuerdings sogar Marty und Doc in gleich zwei Spielen auf ihren Zeitreisen unterstützen. Mit einer Umsetzung eines populären Films hätten viele, der Autor dieser Zeilen inbegriffen, nie gerechnet: Der weisse Hai von Ravensburger, das an den gleichnamigen Thriller aus dem Jahre 1975 angelehnt ist. In diesem sogenannten „One-vs-many“-Spiel (eine*r gegen alle) versucht der Hai möglichst viele Menschen zu fressen und dann die Orca zu versenken oder die drei Protagonisten Quint, Brody und Cooper zu besiegen, die Gegenseite versucht das natürlich zu verhindern. Die Haijagd findet für 2-4 Spieler*innen ab 12 Jahren in ca. 60 Minuten in zwei Akten statt.

Akt 1 in auf Amity

„Es war ein Hai!“

In Der weisse Hai übernimmt eine Person die Rolle des Hais, die anderen drei Rollen werden je Mitspieleranzahl von einer, zwei oder drei Personen übernommen. Das Spiel läuft in Akt 1 in drei Phasen ab, wobei in Phase 1 eine Ereigniskarte aufgedeckt wird die einerseits anzeigt auf welchem Strand wieviele Schwimmer ins Wasser gehen und somit potentielles Haifutter sind, andererseits wird ein Ereignis offenbart, dass entweder dem Hai oder den Menschen einen kleinen Vorteil bringt, zum Beispiel mehr Aktionen in der nächsten Phase oder mehr Schwimmer im Wasser. In Phase 2 ist der Hai am Zug, der sich entweder bewegen oder Schwimmer fressen kann. Insgesamt darf er immer 3 Aktionen durchführen, wobei er das im Geheimen macht und nur sagt an welchem Strand er einen Schwimmer gefressen und wo er eventuell eine Bewegungsboje aktiviert hat. Zusätzlich stehen dem Hai einmalig Spezialaktionen wie schnelleres Bewegen oder dem Fressen mehrerer Schwimmer gleichzeitig zur Verfügung.

Die Haijäger dürfen im Gegensatz immer 4 Aktionen durchführen und je nach Rolle handelt es sich hierbei um das Bewegen der Spielfigur an Land oder per Boot im Wasser, dem Versorgen anderer Spieler mit Bewegungsbojen, dem Abwerfen derselben, dem Retten von Schwimmern oder Spezialaktionen wie dem Aktivieren vom Fischfinder, dem Suchen mit dem Fernglas oder dem Sperren von Stränden. All das soll dabei helfen die Position des Hais einzuengen und ihn mit zwei Bojen zu markieren. Ist das irgendwann gelungen endet Akt 1 und es geht mit den Vorbereitungen zum zweiten los. Je nachdem wieviele Schwimmer der Hai bis zu diesem Zeitpunkt fressen konnte erhalten Hai und Menschen mehr oder weniger zusätzliche Waffen bzw. Spezialaktionen für den finalen Kampf auf der Orka.

Akt 2 auf der Orca

„Wir werden ein größeres Boot brauchen.“

Akt 2 spielt dann wie im Film auf der Orca, die der Hai versucht zu zerstören. Dazu stehen dem Hai immer drei Spots zum Auftauchen zur Auswahl, wobei die Menschen erraten müssen wo das sein wird. Zusätzlich dürfen sie jeweils eine Waffe wie zum Beispiel Pistole, Gewehr, Baseballschläger und mehr auf einen dieser Spots richten oder Items wie Köder oder Haikäfige einsetzen. Ist dann bekannt wo der Hai auftaucht wird dieser mit der am Spot befindlichen Waffe angegriffen und bekommt je nach Würfelergebnis, Ausweichwert und anderen Modifikatoren Schaden oder eben nicht. Dann greift wiederum der Hai das Boot an und zerstört oder beschädigt so das jeweilige Bootsteil, kann aber auch im Wasser befindliche Crewmitglieder angreifen. Dies geschieht solang bis entweder die komplette Orca zerstört ist, die Menschen gefressen sind oder der Hai besiegt wurde.

„Aye aye Sir! … Ach $*&% mich doch, du #&%$&“

Der weisse Hai macht vieles richtig, das Katz-und-Maus-Spiel ist schnell erlernt, die Spielregeln sind nicht sehr kompliziert und das Regelheft ist verständlich geschrieben. Die Mechanik des Hais, sich im Geheimen zu bewegen und sich einen Schwimmer nach dem anderen zu schnappen macht viel Spaß und das Tüfteln herauszufinden wo sich das menschenfressende Monster befindet auf der anderen Seite ebenso. Das Ziehen von Schlüssen unter Zuhilfenahme diverser Spezialaktionen gleicht Runde für Runde einem kleinen Rätsel, der Zeitdruck genug Schwimmer zu retten beziehungsweise nicht an den Hai zu verlieren erzeugt ein angenehmes Kribbeln und hält einen bei der Stange.

Eines hat sich bei unseren vielen Testspielen jedoch herauskristallisiert, den Hai zu spielen ist wesentlich schwieriger als die Crew, sehr selten konnte der Hai das Spiel, gemäß der filmischen Vorlage, für sich entscheiden. Am ehesten gelang dies, wenn er gegen mehrere menschliche Spieler angetreten ist, da sich diese dann abstimmen mussten, was nicht immer so einfach ist. Gegen einen einzigen menschlichen Gegenspieler ist das schon sehr schwierig, der muss sich dann zwar viel überlegen, aber die Abstimmung ist wesentlich einfacher. Um als Hai erfolgreich zu sein muss man vor allem eines sein, unvorhersehbar, einer einzigen Strategie zu folgen führt meistens dazu in Akt 1 schnell entdeckt zu werden und somit weniger Spezialaktionen in Akt 2 zur Verfügung zu haben. Ebenso ist Akt 2 sehr glückslastig, erscheinen bei fortgeschrittener Zerstörung des Boots die falschen Auftauchkarten ist der Hai entweder zum Nichts-tun verdonnert oder läuft direkt ins offene Messer und wird ständig attackiert ohne selbst viel Schaden verursachen zu können.

Was uns auch weniger gefiel ist, dass in Akt 1 bei mehreren Mitspielern manche Crewmitglieder größtenteils mit Hilfsarbeiten wie dem Liefern von Fässern beschäftigt sind. Das ist zwar sehr wichtig, fühlt sich aber eben wie ein fades zuarbeiten und ist somit etwas unbefriedigend an. In Akt 2 ändert sich das wieder, hier liegt der Unterschied zwischen den Crewmitgliedern lediglich in der verschiedenartigen Ausrüstung, wobei wirklich für jeden Geschmack etwas dabei ist.

Das Material ist solide, zweckmäßig, aber auch nicht mehr. Das Spiel besteht größtenteils aus Markern für Schwimmer und Bojen, zum Zielen und dergleichen, einigen Holzpöppeln für Hai, Crew und Boote sowie diversen Karten. Das gesamte Material passt in 2 mittelgroße Zip-Bags, wäre das Spielbrett faltbar oder anders teilbar würde das Spiel in eine wesentlich kleinere Box passen, wäre da nicht das Inlet, dass locker zwei Drittel der Box einnimmt. Ich persönlich halte diese großen Boxen für eine Unart, geht es doch oft letztlich nur darum mit größeren Boxen einen höheren Preis zu rechtfertigen, wobei ich den für den Spielspaß und die Wiederspielbarkeit für angemessen halte, vor allem wenn man sich an diverse Angebote hält.

Pros and Cons

+ spannendes Versteckspiel mit einfachen Mechaniken
+ abwechslungsreiche Mechaniken in Akt 1 und 2

– fehlende Balance zwischen Hai und der Crew
– Alpha-Spieler können leicht die Kontrolle übernehmen
– gefühlt fehlende Wichtigkeit mancher Crewmitglieder in Akt 1

Fazit

Wertung

Unerwartet spaßiges Spiel mit kleinen Macken

Ist es verwerflich wenn das Fressen von Schwimmern Spaß macht? Nicht wenn man den weißen Hai übernommen hat und so das Spiel für sich entscheiden will, was zum Ende hin schwierig genug wird. Den Hai zu finden und letztlich zu besiegen ist ebenso spannend und bleibt bis zum Schluss fordernd.

Genre: Strategiespiel
Verlag: Ravensburger
Spieleranzahl: 2-4
Alter: ab 12 Jahren
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Preis: UVP 39,99

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