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Autorenstreik: Warum füllt ABC die Lücken nicht mit Disney+-Inhalten auf?

Seit der amerikanische Network-Sender ABC angesichts des Autorenstreiks ein pessimistisches Line-up veröffentlicht hat, in dem sich außer einer Serien-Wiederholung und der Wonderful World of Disney ausschließlich nicht gescriptete Formate, von Dating-Shows über Reality-Formate bis hin zu Game-Shows und Sport, finden, haben sich viele Kommentatoren vor allem eine Frage gestellt: Warum schlägt Disney – denen der Sender gehört – nicht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe und nutzt den Streik, um über die Ausstrahlung von Disney+-Content Werbung für den Streaming-Service zu machen? Jetzt hat ABC Scheduling-Chef Ari Goldman diese Frage in einem Interview mit dem Hollywood Reporter beantwortet: Der Grund dafür ist vor allem, dass die Inhalte nicht in das Broadcasting-System passen. Das hat einerseits damit zu tun, dass für das öffentlich verfügbare Network-TV andere Regeln gelten, was gezeigt werden darf und was nicht; andererseits hat es aber ausgerechnet mit der Freiheit im Streaming zu tun, wie lange Folgen sein dürfen. Im Network müssten diese in einen Broadcast-Slot passen und weder zu kurz noch zu lang sein, um noch Werbung platzieren zu können. All das wäre natürlich lösbar (und wurde bei Ausstrahlungen von z.B. The Mandalorian oder Star Wars: Andor umgesetzt), aber man sei zuversichtlich, dass das aktuelle Programm Zuseher und Werbekunden halten kann.

Die Frage bleibt allerdings: Wie lange müssen die Sender so durchhalten? Wann müsste der Streik enden, um zumindest Anfang 2024 neue Serien zeigen zu können? Auch dafür hat Goldman eine vorsichtige Antwort: Man müsse ganz grundsätzlich mit zwei bis drei Monaten rechnen, bis nach dem Ende des Streiks neue Folgen im TV aufschlagen können. Multicam-Comedys könnten dabei schneller wieder im Fernsehen zu sehen sein als Drama-Serien a la Grey’s Anatomy, da erstere von Natur aus rascher umgesetzt werden können. Würde der Streik – was aufgrund der verfahrenen Situation rein hypothetisch ist – jetzt enden, würde dies für erstere sicherlich ausreichen, um im Herbst rasch wieder auf den Bildschirmen zu sein. Auf der anderen Seite könne man am Ende des Sommers wohl abschätzen, wie realistisch es für die jeweiligen Serien ist, überhaupt in der kommenden Saison neue Folgen zu zeigen.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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