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Autorenstreik: Auswirkungen auf Film, Fernsehen – und Theater (Update: Lösung für die Tonys!)

Der Autorenstreik in Hollywood geht weiter – und glaubt man Einschätzungen von Experten, kann das noch eine ganze Weile so weitergehen. Dementsprechend gibt es regelmäßig neue Auswirkungen – hier ein paar neue „Highlights“:

The Last of Us könnte später als erhofft für eine zweite Staffel zurückkehren. Ursprünglich für eine Produktion 2024 geplant, kann die Präproduktion nun nicht anlaufen. Das liegt einerseits daran, dass die Scripts noch nicht geschrieben sind (und es jetzt eben auch nicht dürfen), andererseits wurde nun auch der Casting-Prozess auf Eis gelegt. Dieser wurde ursprünglich mit dem Script von The Last Of Us II angestoßen, nun haben aber sowohl Autor und Showrunner Craig Mazin als auch Neil Druckmann die Arbeit völlig niedergelegt.

Auch Star Wars: Andor ist nun von den Streiks betroffen: Zwar hatte Tony Gilroy ursprünglich angekündigt, ausschließlich seine Autorentätigkeit einzustellen, aber die übrigen Arbeiten eines Showrunners fortzuführen, was ihm einige Anfeindungen als Streikbrecher eingehandelt hat, da es – wie bereits berichtet – hier zu unterschliedlichen Auffasungen gekommen ist, was ein Showrunner, der nicht nur Autor, sondern auch Produzent ist, im Streik darf und was nicht bzw. wo die Autorentätigkeit endet. Mittlerweile hat Gilroy klargestellt, dass er alle Arbeiten an Andor eingestellt hat. Welche Auswirkungen das auf die Produktion von Andor hat, ist noch nicht bekannt – die Drehbücher für die zweite Staffel sind fertig geschrieben, aber Gilroy war doch eine zentrale Figur der Produktion.

Vor einem ähnlichen Problem wird bald auch James Gunn stehen: Der neue Chef der DC-Filme hatte zunächst bekannt gegeben, dass die Vorbereitungen und das Casting für Superman: Legacy bald anlaufen könne, weil er die erste Version des Scripts noch vor dem Streik abgegeben habe. Ob er sich an diesem Prozess nach den jüngsten Klarstellungen der Gilde noch beteiligen kann und will, ist unbekannt.

Wenig neues gibt es hingegen bei der Konkurrenz von Marvel. Abgesehen von der Verschiebung von Blade dürften die anderen Projekte relativ ungeschoren davonkommen. Einzelne Verzögerungen gab es aber dann doch, da Demonstrationen vor den Studios stattfanden, in denen zum Beispiel Daredevil: Born Again oder Wonderman gedreht werden, und zu Drehausfällen geführt haben. Dabei handelt es sich aber nach aktuellen Berichten um wenige Tage Drehpause.

Aber auch auf die Theaterwelt hat der Streik Auswirkungen: Wie heute bekannt gegeben wurde, können die jährlichen New Yorker Theaterpreise, die Tony Awards, nicht in der altbekannten Form am geplanten Termin stattfinden. Das ist ein schwerer Schlag für die Theaterszene, die sich noch immer nicht von den Auswirkungen von Covid und dem Einbruch des Tourismus erholt hat (zuletzt gab es sogar das Ende einer Ära, als „Das Phantom der Oper“ nach 36 Jahren das letzte Mal den Luster hinabstürzen ließ – die Produktion, die als Touristenmagnet galt, konnte regelmäßig ihre Kosten nicht mehr decken). Immerhin gelten die Tonys doch als eine der besten Werbeflächen für aktuelle Produktionen und das Schicksal von Stücken mit mittelmäßigen Verkäufen hängt oft an den Nominierungen und den anschließenden Preisen. Nun könnte sich diese Hoffnung zumindest in der werbewirksamen Fernsehvariante zerschlagen: Der Grund dafür ist, dass es zwar keinen Disput zwischen den Theaterautoren und den Bühnenproduzenten gibt, aber die (TV-)Autoren nicht für die Gala schreiben dürfen, ohne den Streik zu brechen. Die Organisatoren hatten auf eine Ausnahmeregelung gehofft, da die Werbung helfen würde, den Theaterautoren ihr Einkommen zu sichern und es schon im letzten Autorenstreik eine Ausnahmeregelung für die Grammy Awards gegeben hatte. Dieses Ansuchen wurde nun abgelehnt, eine Entscheidung, ob die Show verschoben wird oder in abgespeckter Form ohne TV-Ausstrahlung stattfindet, wird noch evaluiert. Tatsache ist: Es ist ein harter Schlag für alle Broadway-Stücke – und ihre Autoren.

Update: Zumindest bei letzterem Punkt gab es zuletzt eine Lösung. Die Broadway League einigte sich mit der WGA auf einen Plan, wie das Event durchgeführt werden kann. Es wird keine gescripteten Segemente geben – also wohl keine Eröffnungsreden etc.) -, aber nicht-gescriptete Segmente (also wohl freie Reden oder natürlich auch Ausschnitte aus den Shows) sind erlaubt. Die WGA verpflichtet sich dafür, beim Event nicht zu demonstrieren. In einem Statement erklärt die Autorengilde, dass man sich damit mit den Arbeitern am Broadway solidarisch erklären will, die den Streik bislang unterstützt haben und die man mit den Maßnahmen nicht schädigen will. Die Ausstrahlung der Tony Awards – wenn auch in abgespeckter Form – wird damit wie geplant am 11. Juni stattfinden.

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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