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Austrian Gaming #1: Zu Gast bei „Spü ma woß“

Der Split-Screen lebt doch noch.

Hinter einer unscheinbaren Kellertür mitten im achten Wiener Gemeindebezirk verbirgt sich eine kleine Community leidenschaftlicher Zocker:Innen.

„Bootleg“ nennt sich der Verein, der sich in der Skodagasse eingenistet hat. Neben künstlerischen Ausstellungen, Filmabenden und Benefizkonzerten hat sich seit ihrer Gründung im letzten Jahr ein weiteres Standbein etabliert: der gemeinsame Spieleabend „Spü ma woß“.

Bei diesem Event steht das Ausprobieren verschiedenster Titel auf allen möglichen Konsolen im Vordergrund. Auf einem kleinen Schwarz-Weiß-Bildschirm läuft eine erst kürzlich erworbene Kopie von God Hand, auf der Couch versucht eine Betreiberin erstmals ein Playdate aus und im Nebenzimmer wird bei Goldeneye gejubelt. Auf einer gemoddeten Wii, auf der jedes Spiel der Konsole geladen ist, wird Wii Sports Bowling gespielt – bei der Vereinsbar startet zwischen mehreren Besucher:Innen spontan ein Picto-Chat.

„Ich möchte irgendwann auch seltenere Geräte beschaffen“, sagt Selib, Organisator:in des Events. „Eine Dreamcast wäre super oder ein Mega Drive.“ Die PC Engine und der Wonderswan sind weitere Plattformen, die Selib aktuell faszinieren. Schnell entbrennt ein Gespräch im Raum über weitere Konsolen, die ausgestellt werden können. Generell fällt auf, dass die Betreiber:innen nicht nur gerne Videospiele spielen, sondern eine richtige Wertschätzung für das Medium und dessen Geschichte haben. Als sich mehrere Leute um den kleinen CRT-Bildschirm scharen, auf dem gerade God Hand läuft, tauschen sich die Zuschauer über die weiteren Werke Shinji Mikamis aus. Einer der Zuschauer verrät, dass eines seiner Hobbys das blinde Speedrunnen von Zelda- und Pokémon-Titeln ist. Selib selbst setzt sich auf die Couch und nutzt die japanische Version von Custom Robo am Nintendo DS, um ein paar Kanjis aufzufrischen.

Jede Person kann aufkreuzen, die im gemeinsamen Rahmen etwas spielen möchte – wenn ihr also einen Titel besitzt, den ihr gemeinsam mit anderen Videospiel-Kundigen ausprobieren wollt, seid ihr hier an der richtigen Adresse. Eine richtige Einschränkung gibt es hier nicht – wenn ein Spiel oder eine Konsole nicht vorhanden ist, kann man einfach seine eigene mitnehmen und sich so am Abend beteiligen. Brett- und Kartenspiele sind ebenfalls mehr als willkommen. Spät am Abend noch werden Kartenspiele ausgepackt: Bonanza und Schnitzeljagd. Im Gegensatz zu E-Sports-Bars liegt der Fokus hier auf Games, die nicht jederzeit abrufbereit online gespielt werden können.

Bei einer Runde UFO 50 erzählt Selib, dass es ein persönliches Anliegen sei, auch österreichische und skurrilere Indie-Spiele eines Tages auszustellen und dazugehörige Events zu organisieren. Ein Laptop mit verschiedensten Indie-Games steht bereits im Keller. „Ich würde gerne Abende organisieren, in denen mit Musikspielen experimentiert wird.“ – in Selibs Band ist KORG-DS 10 für den Nintendo DS bereits ein fixes Instrument. Musik ist ein fester Anker des Vereins – der Name „Bootleg“ ist eine Anspielung auf Bootleg Musikaufnahmen – und weiters auf das Schuhgeschäft direkt nebenan.

Den Betreiber:innen ist es wichtig, Weltoffenheit zu pflegen und drücken dies auch deutlich aus. Hier soll ein Gegenpol zu lauten und ausgrenzenden Online-Diskursen geschaffen werden, und man will sich wegbewegen vom Image des typischen „Gamers“. Alle Interessierten werden mit offenen Armen im Bootleg empfangen – einem Ort, um die Lieblingsspiele mit anderen Kenner:innen zu genießen, neue zu entdecken und auch um gemeinsam mit dem Medium zu experimentieren. Oft lamentieren wir den Verlust der „Zockerabende“ von früher, bei denen man sich einfach und ungezwungen gemeinsam hingesetzt hat, um für ein paar Stunden simple Games im Splitscreen zu genießen. Im Bootleg leben genau diese Zeiten wieder auf.

Ihr könnt dem Bootleg folgen!
Sowohl auf Instagram wie auch auf Bluesky.

 

Daniel Dorner

CEO & Game Designer bei 12B3 Games - Entwickler von EndCycle VS. ___ What plan Dutch? What goddam plan? ... Tahiti?

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