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Asterix Review Special (4): Asterix als Gladiator

In diesem Asterix Review-Special verschlägt es die beiden Gallier nach Rom. Und wenn ihr dann das Review lest, werdet ihr die Handlung vielleicht wiedererkennen. Sofern ihr denn den Film Asterix: Sieg über Cäsar kennt, für den große Teile der Handlung verwendet wurden. Aber es gibt noch weitaus mehr über dieses Abenteuer zu sagen, als das es Teil einer Filmvorlage ist.

Alavacomgetepus mit seinem Gefangenen.

Gleich auf den ersten beiden Seiten der Geschichte taucht nicht nur ein bekanntes Gesicht auf, welches erneut auf einem zeitgenössischen Prominenten basiert, sondern auch ein weiteres der inzwischen typischen und bekannten Wortspiele. Bei dem Prominenten handelt es sich um den französischen Journaliste George Fronval, der unter anderem „Das große Buch der Indiander“ verfasste. Sein Name in diesem Abenteuer, Caligula Alavacomgetepus ist dabei ein Wortspiel mit dem französischen „à la va comme je te pousse“ was sinngemäß „auf die Schnelle erledigen“ bedeutet.

Links das Original und Rechts bei Asterix und Obelix.

Des Weiteren gibt es ein paar Running Gags, die in dieser Ausgabe ihren Einstand geben. Zum einen wäre da Obelix‘ inzwischen schon klassischer Ausspruch „Die spinnen, die Römer“, welcher inzwischen sogar in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen ist. Insgesamt sechs Mal gibt Obelix den Spruch in dieser Ausgabe zum Besten. Und zum anderen wäre da das erste Aufeinandertreffen der Gallier mit den Piraten. Inzwischen vergeht kaum ein Abenteuer, in dem Asterix und Obelix nicht das Schiff zerlegen, welches im Ãœbrigen eine Parodie des Roten Korsaren darstellt (der neben Asterix ebenfalls eine erfolgreiche Comicreihe innerhalb der Zeitschrift Pilote war). Neben dem Barbe Rouge (Roter Korsar) hat auch sein Gehilfe, der Phrasen dreschende Dreifuß, seinen ersten Auftritt. Nur Baba, der dunkelhäutige Wachposten mit dem charmanten Sprachfehler, aus dem Krähennest des Piratenschiffes, fehlt hier noch.

Die spinnen, die Römer!

Ein weiterer Running Gag, der hier beginnt, ist Obelix‘ Jagd nach Römerhelmen, als Vergleich der Kampfkraft zwischen Asterix und Obelix. Denn wer von den beiden Galliern die meisten Helme gesammelt hat, ist der stärkere Kämpfer. Auch wenn in späteren Ausgaben und auch Filmen dieser direkte Kampf nicht mehr so oft thematisiert wird, ist es fast schon obligatorisch, dass Obelix nach oder während eines Kampfes mit einem Stapel Römerhelmen herumläuft.

Asterix Special 004 Bild 000Asterix als Gladiator
[Ehapa, 1969]

Troubadix wird entführ und Asterix und Obelix besinnen sich auf eine altes Zeichen aus der Seefahrt.

Das Barde Troubadix im Dorf nicht gerne gehört wird, ist nichts Neues. Als er aber kurz in den Wald zum Üben geht und dort von den Römern entführt wird, um Cäsar als Geschenk angeboten zu werden, ist das schon ungewohnt. Auch wenn Majestix dies anfangs noch für eine witzige Idee hält, können die unbesiegbaren Gallier das nicht auf sich sitzen lassen. Also machen sich Asterix und Obelix auf den Weg nach Rom, um ihren Freund zu befreien. Doch auch wenn alle Wege nach Rom führen, in Rom selbst ist es nicht so einfach, Troubadix zu finden, geschweige denn, ihn zu befreien. Wie sie bald erfahren müssen, soll ihr Freund in der Arena den Löwen zum Frass vorgeworfen werden. Doch zum Glück sind Asterix und Obelix keine Schwächlinge und heuern bei Gaius Obtus an, der für Gladiatoren der Zirkuskämpfe für Cäsar verantwortlich ist. Und die beiden krempeln natürlich alles um, was bisher in der Arena üblich war …

Oben: Die Steine auf der Straße ermöglichen auch bei Regen ein sicheres und trockenes Überqueren. Unten: Eine typische ägyptische reisegruppe und ein Souvenierstand, sowie ein Tourist in der alten Zeit. Man bemerke Asterix humorvolle Aussage über das Fehlen möglicher bildhafter Erinnerungen.

Die Handlung scheint in diesem Album nur Nebensache zu sein. Vielmehr wirkt es so, als wollte Rene Goscinny seine Helden und ihr Umfeld, mitsamt der Römer, ein klein wenig klarer definieren. So werden neben den Galliern auch die Römer mit ein paar neuen Charakternuancen ausgestattet. Egal ob Aussagen, Handlungen oder ähnliches, Goscinny baut das Universum weiter aus. Dennoch geschieht dies vorsichtig und mit viel Liebe zu den Figuren und zum geschichtlichen Umfeld. Aber eines muss man anmerken: Asterix hat niemals (und wollte es auch nie) Geschichtliches korrekt wiedergegeben. Vielmehr nutzen Goscinny und Uderzo historische Fragmente, um ihre Version der Geschichte darzustellen. Immer mit einem Augenzwinkern und immer mit dem Wunsch, den Leser zu unterhalten. Das hierfür manchmal eine etwas dünnere Geschichte die Basis bildet, ist dabei zu verschmerzen, wenn sie so humorvoll, wie in diesem Fall präsentiert wird.

Fast wie im Film. Obelix macht das Becken leer.

Unterstützt wird die Geschichte von den typischen Zeichnungen, welche erneut durch viele liebevolle Details überzeugen. So erschafft Uderzo ein detailreiches Bild der jungen Stadt Rom, die vor lauter zeitgenössischer Gags und liebevollen Anspielungen auf heutige Verkehrs- und Großstadtmarotten nur so strotzt. Seien es die aus dem Boden ragenden Steinblöcke, welche es den Fußgängern erlaubten die Straße trockenen Fußes zu überqueren, wenn diese gesäubert wurden, oder die verschiedenen Bauwerke, die Rom schon damals zu einer Weltstadt machten. Ebenso finden sich immer und überall Anmerkungen an das heutige Touristenverhalten wieder, zum Beispiel erwähnt Asterix bei einem Stadtrundgang, dass es schade sei, dass sie von Rom und den Erlebnissen keine Bildbeweise mitnehmen können. Auch der typische Tourist mit Fremdenführer in der Hand findet sich in den, fast schon wimmelbildartigen, Zeichnungen wieder. Oder eine typische Reisegruppe, in diesem Fall ein paar Ägypter (in obligatorischer Hand-in-Hand-Pose) und von denen einer ein Graffiti mit ägyptischen Hyroglyphen an einer der bekannten römischen Säulen hinterlassen möchte. Trotz aller Kleinigkeiten vergisst Uderzo den typischen Humor nicht: Gerade in den Kampfszenen liegt der Schwerpunkt nicht auf Detailverliebtheit oder Innovationen, sondern auf dem guten alten Haudraufhumor. Slapstick par excellence. Warum über Kleinigkeiten kichern, wenn wie bei Bud Spencer und Terence Hill ein Fausthieb zum Schenkelklopfen einlädt.

Asterix führt neue Regeln bei den Gladiatorenkämpfen ein.

FAZIT:

Thomas Muelbradt AvatarAsterix als Gladiator ist ein Puzzlestück zu der Legende, die Asterix inzwischen geworden ist. Mit kleinen, aber merklichen Schritten definieren Goscinny und Uderzo ihre Helden und deren Umfeld genauer und vergessen dabei ihren bekannten Humor nicht. Der Band unterhält trotz, oder vielleicht auch gerade wegen der etwas einfacheren Geschichte sehr gut. Positiv ist ebenfalls, dass dieses Abenteuer auch vollkommen für sich alleine stehen kann, und nicht zwingend auf die Handlungen der vorangegangenen Abenteuer aufbaut. Somit ist die Ausgabe auch für Neueinsteiger hervorragend geeignet. Wobei, wenn man genau ist, gilt das auch für viele der nachfolgenden Ausgaben. Stellt es doch einen der großen Vorteile der Asterix-Abenteuer dar.
(Thomas Mülbradt)

Obelix und seine Römerhelme.

Copyright aller verwendeten Bilder © 1964-2013 Dargaud / Les Editions Albert-René, Goscinny-Uderzo / Egmont

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