ArtikelComic-ReviewComics

Asterix Review Special (12): Asterix bei den Olympischen Spielen

Wir schreiben das Jahr tausendneunhundertachtundsechzig nach Christus und die ganze Welt ist vom olympischen Fieber erfasst. Die ganze Welt? Nein, nicht die ganze Welt. Denn eine kleine eingeschworene Gemeinschaft, auch bekannt als Pilotes, trotzen der Anziehungskraft der fünf olympischen Ringe. Aber nur bis zum 15. Februar, als in Ausgabe 434 der Jugendzeitschrift Pilote das neue Asterix-Abenteuer mit dem klangvollen Titel „Asterix aux jeux Olympiques“ beginnt.

Pilote Nummer 434 vom 15. Februar 1968

In diesem fast schon geschichtsträchtigen gallischen Abenteuer schicken René Goscinny und Albert Uderzo ihre durch Zaubertrank gestärkten Helden nach Olympia, um dort die gallische Ehre zu verteidigen. Das alles passiert während 1968 die französische Stadt Grenoble (wo aktuell Michael Schumacher nach seinem Ski-Unfall im Krankenhaus liegt) als Austragungsstätte der X. Olympischen Winterspiele herhalten muss, während im selben Jahr im Oktober die XIX. Olympischen Sommerspiele stattfinden. Aber auch in Griechenland, das nicht nur als Geburtsstätte der Olympischen Spiele, sondern auch als „Wiege der Demokratie“ gilt, wird in diesem Jahr, 1968, die Macht im Land von einer Militärdiktatur übernommen und das obwohl die olympischen Spiele eine Zeit heiliger Waffenruhe sein soll.

Dopingkontrolle auf gallische Art.

Doch trotz aller weltpolitischen Veränderungen ließen es sich Goscinny und Uderzo nicht nehmen erneut den Humor dem Abenteuer voranzustellen. Witzigerweise müssen die Gallier wegen der olympischen Regeln, dass Kraft steigernde Substanzen verboten sind, auf ihren Zaubertrank verzichten, so wie es inzwischen auch bei den Olympischen Spielen zur Regel wurde. Denn die ersten Dopingkontrollen fanden bei den Olympischen Spielen in genau diesem Jahr 1968 statt, so wie es hier auf eine etwas andere Weise auch bei Asterix der Fall war. Wer hier aber nun bei wem abgeschaut hat, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen.
Auch die allgemeine Auffassung über den Wert des Sports nimmt einen hohen Stellenwert in Asterix bei den Olympischen Spielen ein. Sagen die einen noch „Sport ist gesund“ und „Gesunder Geist in einem gesunden Körper“ so halten es andere Teilnehmer eher mit dem Slogan „Sport ist Mord“. Goscinny nutzt hier beide Elemente, ohne dabei selbst Stellung zu beziehen.

Selbstbildnis mit Humor.

Während in den vergangenen Abenteuern immer wieder Prominente der jeweiligen Zeit bei Asterix verewigt wurden, beließen es die beiden geistigen Väter diesmal bei einem eigenen kleinen Cameo. So finden sich Goscinny und Uderzo im Hintergrund bei der Anmeldung zu den Olympischen Spielen als Relief und bezeichnen sich gegenseitig als Despot und Tyrann.

Asterix bei den Olympischen Spielen
[1972, Egmont Ehapa]

Die Olympischen Spiele stehen vor der Tür und auch die Römer sind gewillt diesmal mit mindestens einem Ölzweig nach Hause zurückzukehren. Dementsprechend ist die Stimmung im Lager Aquarium, welches eines der befestigten Römerlager um das bekannte gallische Dorf ist, fröhlich. Der römische Legionär Claudius Musculus ist der haushohe Favorit und sein Selbstvertrauen ist ungebrochen. Zumindest, bis er bei seinem Training im Wald auf Asterix und Obelix trifft. Fortan glaubt er, ein Versager zu sein. Deshalb macht sich sein Zenturio, Tullius Redeflus, ins Dorf der Gallier zum Gespräch mit Majestix auf und bittet ihn, seine Legionäre nicht mehr beim Training zu stören. Doch die Initiative geht nach hinten los und Majestix beschließt, mit den Galliern ebenfalls bei den Spielen anzutreten. Als die Römer dies erfahren sind sie am Boden zerstört und geben auf. Bis sie erfahren das der gallische Zaubertrank nicht erlaubt ist…

So schnell sind die Römer am Boden zerstört. Und dabei wollte Obelix nur freundlich sein.

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, liegt Goscinnys Hauptaugenmerk auf dem Humor und der genauso humorvollen Verarbeitung und Präsentation der olympischen Werte, ohne sich „darüber lustig“ zu machen. Mit sehr viel Respekt für Griechenland und die griechische Mythologie, Historie und Gesellschaft zeichnet Goscinny das Abbild einer ehrenvollen Kultur, die hohe Maßstäbe an den Menschen stellte und bei denen Kunst und Ansehen einen hohen Stellenwert einnimmt. Dabei lässt er es sich jedoch nicht nehmen, auch auf Tragödien einzugehen. So ist der Teilnehmer für die Kampfsportarten aus Rhodos, hört auf den Namen Walros und ist so groß wie ein Koloss. Das dieser im Angesicht und gegen die Fäuste von Obelix dann doch fällt, ist ein fast schon typischer Seitenhieb mit einem Augenzwinkern von Goscinny.

Olympia in all seiner Pracht.

Auch zeichnerisch sticht dieses Abenteuer auf eine ganz andere Weise als die bisherigen hervor. Nicht nur, dass monumentale Landschaftsbilder der griechischen Prunkbauten einen großen Teil einnehmen, auch beginnt Uderzo hier, mit Licht und Schatten zu experimentieren. So wirken immer wieder manche Panels wesentlich plastischer als ihre Nachbarn. Hierdurch geht in manchen Momenten ein wenig der Stimmung verloren, weil die „plastischeren“ Bilder durch ihr Licht und Schattenspiel wesentlich mehr Energie, Leben und Freude versprühen, als die eher „flachen“ Bilder mit wenig Schattenspiel und einfacher Koloration.
Worin sich Uderzo jedoch treu bleibt, sind seine „Wimmelbilder“ Egal welches Panel man auswählen würde, in jedem gibt es tausendfach Details zu entdecken. Und wenn es nur die Maserung der Steine auf dem Boden, oder die Wuchsrichtung der Grashalme ist. Uderzo legt eine solche Liebe zum Detail an seine Arbeit an, dass es immer wieder unglaublich und fast schon berauschend ist, in seinen Bildern zu schwelgen.

Ein paar Beispiele der wunderschönen Panels in denen Uderzo mit dem Licht spielt.

FAZIT:

Betrachtet man den Band in der bisherigen Reihe, fällt er insgesamt ein wenig schwächer aus, als die beiden vorangegangenen. Dennoch können hier gerade die Bilder und der geringfügig leichtfüßigere Humor überzeugen. Auch wenn man nicht gerade ein Freund des olympischen Gedanken, oder der inzwischen starken Kommerzialisierung, ist, wird man als Freund und Fan von Asterix dennoch seine ungebrochene Freude an diesem Band haben.

Armer Obelix. Nie erklärt einer ihm was vorgeht. Da kann man schonmal aus der Haut fahren.

Copyright aller verwendeten Bilder © 1967-2014 Les Edition Albert/René Goscinny/Uderzo / Egmont

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"