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Asterix Review Special (11): Asterix und der Arvernerschild

„Le Bouclier Arverne“ so heißt das neue Asterix-Abenteuer, welches am 15. Juni 1967 in der 399. Ausgabe von Pilote startet und bis zur Nummer 421 am 16. November 1967 läuft. Schon im darauf folgenden Jahr erscheint „Asterix und der Arvernerschild“, so der deutsche Titel, bei Dargaud als elftes Album der Reihe.

Selbst die Titelleiste wurde sorgfältig verziert.

Schon die Eröffnungssequenz spannt sofort einen Bogen zum allerersten Asterix-Abenteuer „Asterix der Gallier“ als Goscinny und Uderzo erneut darstellen, wie Vercingetorix seine Waffen dem romischen Imperator Cäsar vor die Füße wirft. Doch anders als damals ist diese Szene damit nicht beendet und schwenkt zum Dorf der gallischen Rebellen um. Was geschah mit Vercingetorix‘ Waffen und Utensilien nach dessen Niederlage? Dieser nicht ganz ernst gemeinten Frage nimmt sich „Asterix und der Avernerschild“ an. Wie auch schon beim vorangegangenen „Asterix als Legionär“ zaubern die beiden geistigen Väter ein aberwitziges und höchst spannendes Abenteuer, welches sich mit dem glorifizierten Sinnbild des gallischen Widerstands und der tragischsten Niederlage der gallischen Geschichte befasst.

Die Eröffnungssequenz aus Asterix der Gallier (links) und Asterix und der Arvernerschild (rechts)

Das kleine keltische Städtchen Gergovia steht für DEN gallischen Widerstand und führt auch bei den alten gallischen Haudegen Methusalix und Majestix zu Lobgesängen und glühender Begeisterung. Hier erlebte Cäsar im Jahr 51 v. Chr. nach einer massiven Belagerung und darauf folgenden Sturmangriff eine Niederlage, welche er nur Vercingetorix und revoltierenden Galliern verdankt. Lag Gergovia einst auf einem 714 Meter hohen und schwer zugänglichen Hügel südöstlich der heutigen Stadt Clermont-Ferrand trat später das römische Augustonemetum an dessen Stelle. Inzwischen befindet sich an dieser Stelle seit 1900 ein Denkmal, welches über den Sieg von Vercingetorix gegen Cäsar erinnert.

Das Problem mit Alesia und wie Goscinny und Uderzo es sehen.

Ganz anders hingegen verhält es sich mit Alesia. „Wasch isch dasch Aleschia?“ fragt ein aufgebrachter Weinhändler mit dem Namen Alkoholix, als ihn Asterix nach dieser berühmten Begegnungsstätte fragt. Stellt Alesia doch ein trauriges Kapitel gallische Historie dar. Hier endete 52 v. Chr. nach einer Belagerung durch Julius Cäsar die keltische Unabhängigkeit mit der Kapitulation. Goscinny macht sich hier einen Spaß daraus, dass französische Lokalpatrioten jahrhundertelang um den genauen Standort von Alesia stritten. Während Einige Alaise-Sainte-Reine, im jetzigen Departement Cóte-d´Or, favorisierten, vermuteten Andere eine kleine Stelle bei Alaise, einem kleinen Ort in der Franche-Comté, als wahren Standort von Alesia. Letztendlich wurde der erstgenannte Ort durch archäologische Untersuchungen, die von Napoleon III. angeregt und zwischen 1861 und 1865 durchgeführt wurden, nachweislich als Alesia identifiziert.

Werbung mit Asterix

Als 1967 „Asterix und der Arvernerschild“ in Pilote zur ersten Veröffentlichung kam, entwickelte sich bereits ein großer Kult um Asterix, was auch dazu führte, dass er immer öfter als Werbefigur „missbraucht“ wurde. Uderzo erinnerte sich Jahre später daran, dass er und sein Freund Goscinny damals vollkommen die Kontrolle über die kommerzielle Nutzung verloren hatten und nun eine Übersättigung des Marktes befürchteten. Als er eines Tages in einer Metrostation stand und vor sich drei Werbeplakate sah, auf denen Asterix für jeweils ein anderes Produkt warb, entschied er sich Alarm zu schlagen. Goscinny und Uderzo verlangten, dass die Aktionen sofort auf eine „ruhigere Gangart“ zurückgeschraubt werden sollten. Zum Glück hatte diese damalige Massenverwertung noch keinerlei Auswirkungen auf den Erfolg von Asterix gehabt und auch die Leser hegten keinen Groll gegen die beiden Väter.

Asterix RS 11 Bild 000Asterix und der Arvernerschild
[1972, Egmont Ehapa]

Die regelmäßigen Festbankette haben bei Majestix Spuren hinterlassen. Seine Leber ist stark angegriffen und so entscheidet sich Miraculix dafür, seinem Chef und Häuptling eine Kur zu verschreiben. Damit er nicht alleine nach Aquae Calidae gehen muss, begleiten ihn Asterix, Obelix und Idefix. Doch kaum dort angekommen sorgen Majestix‘ Begleiter nur noch für Unmut bei den anderen Kurgästen und deshalb werden sie gebeten zu gehen, während ihr Chef seine Kur zu Ende führt. Also gehen Asterix und Obelix, um die Gegend kennenzulernen und erfahren dabei von Cäsars Plan mithilfe des Arvernerschildes die durch die Kelten hervorgerufenen Unruhen in der Region einzudämmen. Es entbrennt ein Wettkampf zwischen den Galliern und den Römern um den sagenumwobenen Schild von Vercingetorix …

Die Geschichte des Arvernerschilds …

Rene Goscinny und Albert Uderzo haben es nach Asterix als Legionär nicht einfach, das Niveau zu halten. Dennoch machen sie auch bei diesem Abenteuer wieder ihre Arbeit sehr gut und präsentieren eine gelungene Geschichte ab, die sowohl humoristisch als auch inhaltlich überzeugen kann. Diesmal gibt es aber, anders als bisher, kaum popkulturelle Anspielungen der damaligen Zeit. Vielmehr konzentriert sich Goscinny auf den geschichtlichen Hintergrund und die Möglichkeit eine seiner Figuren, in diesem Fall Majestix, weiter charakteristisch auszubauen. So werden zurückliegende Ereignisse offenbart und nette Erklärungen geliefert, für Dinge, die bisher nicht wirklich von Belang waren. Dennoch besinnt er sich auch auf bekannte und inzwischen fast schon klassische Elemente seiner bisherigen Erzählungen. Außerdem schafft er es noch immer, jeder Region einen gewissen Dialekt oder Spracheigenschaft zuzusprechen. Die Kelten haben in diesem Fall ein Problem mit dem Buchstaben „S“, der immer wie ein „SCH“ ausgesprochen wird, was bei Obelix natürlich zu regelmäßigen Verständigungsproblemen führt.

Asterix und Obelix bringen die anderen Kurgäste durcheinander.

Aber auch Uderzo weiß erneut mit seinem Artwork zu überzeugen. Mit jedem weiteren Abenteuer der beiden Gallier reift seine Zeichenkunst weiter voran. Der Detailreichtum, den er seinen Bildern angedeihen lässt, ist unglaublich und dennoch wirken die Panels niemals überladen. Hinzu kommt eine immer bessere Dynamik, die energiereich und fröhlich wirkt, selbst dann, wenn die Zeichen nicht so gut für unsere beiden Gallier stehen. Dank dem gleich bleibenden Stil der Abenteuer findet man sich auch immer wieder sehr schnell ein, erkennt Orte aus vergangenen Alben wieder und fühlt sich so auch zügig wieder heimisch, selbst dann, wenn man längere Zeit keine Asterix-Geschichten gelesen haben sollte. Merkwürdig wird es nur, als Majestix nach seiner Kur, nur noch als ein Schatten seiner Selbst daherkommt, was Uderzo aber bis zum Ende des Bandes wieder behebt. Getreu dem Motto, dass sich alles ändern kann, nur nicht der Wiedererkennungswert der Figuren, und das, egal was passiert, nichts von Bestand ist in einer erfolgreichen Comicserie.

Wenn Zwei sich streiten, wundert sich der Dritte.

FAZIT:

Im direkten Vergleich mit „Asterix als Legionär“, verliert dieses Album ein wenig. Das bedeutet aber bei Weitem nicht, dass es schlecht ist. Vielmehr hat man das Gefühl gut unterhalten zu werden, aber dennoch scheint etwas zu fehlen. Was das genau ist, lässt sich aber nicht wirklich ausmachen, und schlussendlich zählt nur, dass man als Leser seinen Spaß mit diesem Abenteuer hat.

Majestix ist nach seiner Kur sehr abgemagert, aber das ändert sich bis ins Dorf und dort wartet wie immer ein Bankett.

Copyright aller verwendeten Bilder © 1967-2014 Les Edition Albert/René Goscinny/Uderzo / Egmont

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