Amazing Spider-Man: Wie Marvel dem Wandkrabbler neues Leben einhaucht
Über fast zehn Jahre und mehr als 150 Ausgaben zementierte Dan Slott seinen Status als einer der bedeutendsten Autoren von The Amazing Spider-Man. Peter Parker wurde zum Chef eines riesigen Konzerns, teilte sich mit Otto Octavius einen Körper, erlebte multidimensionale Crossover und trat zuletzt gegen den Roten Goblin an – in Amazing Spider-Man #800. Nach Slotts herzergreifendem Abschied von Marvels Wandkrabbler in Nummer #801 hat nun ein neues Team eine der großen Flaggschiff-Serien des Marvel-Verlags übernommen – und scheint eine Sache anzugehen, die Slott über all die Jahre verboten blieb.
Eine neue Hoffnung?
Keine Details an dieser Stelle, doch der neue Autor Nick Spencer (Secret Empire, The Superior Foes of Spider-Man) scheint zum Start seiner Herrschaft über den Spinnenmann in Amazing Spider-Man #1 mit mehr oder weniger subtilen Hinweisen anzudeuten, dass die kontroversen Storys One More Day und Brand New Day zumindest teilweise aus dem Marvel-Kanon gestrichen werden könnten. Damals in den Jahren 2007 und 2008 wurde die Ehe von Peter Parker und Mary Jane Watson aus der Kontinuität gelöscht – Fans sind bis heute über diese teuflische Scheidung (Mephisto steckte dahinter) erbost.
Auch sonst besinnt sich Spencer auf die Vergangenheit. Viele Ereignisse der letzten Jahre rächen sich jetzt und treten den ohnehin schon mitgenommenen Peter weiter in den Staub – das typische Parker-Glück ist zurück. Stellenweise wird diese Prämisse fast überstrapaziert, denn man kann den mittlerweile erwachsenen Peter nicht mehr in seine Schultage zurückschicken – trotzdem wird es hier versucht.
Neubeginn
Im Gegenzug versteht Spencer die Figur des Spider-man einfach, des Helden mit ganz alltäglichen Problemen, der in seinem Leben schon viele Tragödien erlebt hat. Und doch vermittelt der Autor eine unglaubliche Energie und Lebensfreude gepaart mit einer frischen Perspektive, die Amazing Spider-Man schon seit einiger Zeit fehlte.
Dazu trägt auch der neue Zeichner der Serie einen großen Teil bei. Ryan Ottley gibt nach vielen Jahren an Robert Kirkmans Superhelden-Epos Invincible sein Marvel-Debüt – und das mit dem bekanntesten Charakter des Verlags. Dass diese neue Rolle nicht zu groß für ihn ist, stellt er in der extradicken ersten Ausgabe eindrucksvoll unter Beweis. Action, Dialoge, Emotionen: Ottley drückt der Welt von Spider-Man seinen unverwechselbaren Stempel auf, unterstützt von Tuscher Cliff Rathburn und Koloristin Laura Martin.
Starker Auftakt
Das neue Kreativteam hatte mit Amazing Spider-Man #1 keine leichte Aufgabe. Einen neuen Status quo etablieren, eine neue Stimme finden, das Fundament für künftige Storys legen und nebenbei eine unterhaltsame Geschichte erzählen. Nick Spencer und Ryan Ottley haben diese Herausforderung mit Bravour gemeistert. Wenn diese erste Ausgabe repräsentativ für die nächsten Jahre gewertet werden kann, stehen Spider-Man aufregende Zeiten bevor.