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Yakuza 6: The Song of Life

Yakuza-Papa auf Detektiv-Kurs

Seit 2005 dürfen Fans nun die Geschichte des hartgesottenen, aber warmherzigen Yakuza-Mitglieds Kazuma Kiryu verfolgen. In der westlichen Welt dürfte der Name aber wohl vielen erst dank der letztes Jahr für die PS4 in Europa erschienen Teile Yakuza Kiwami und Yakuza Zero ein Begriff sein, die jeweils Kiryus steilen Aufstieg in den Rängen des Tojo-Clans beschreiben. Doch Kazuma-Sans (Leidens)geschichte begann in dieser Zeit erst ihren jahrelangen Verlauf und findet nun mit Yakuza 6: The Song of Life einen würdigen Abschluss.

Alles was ein Ende hat, hat auch einen Anfang

Tatsächliche Vorkenntnisse sind für das Spielen von Kazuma Kiryus letztem Abenteuer nicht unbedingt erforderlich, jede Menge Geduld und Motivation, sich auf dessen vielschichtige Story einzulassen, aber schon. So wird der Spieler nach einem kurzen Tutorial sogleich in eine etwa dreiviertelstündige Story-Sequenz gestoßen, welche die Ereignisse beginnend mit dem Ende von Yakuza 5 mit eurer derzeitigen Situation aufschließen lässt.

Man, ich bin zu alt für diesen Scheiß!

Kazuma, der soeben seine dreijährige Gefängnisstrafe abgesessen hat, freut sich in ein ruhiges Leben in dem von ihm gegründeten Waisenhaus und zu seiner Ziehtochter Haruka Sawamura zurückzukehren. Diese ist jedoch wie vom Erdboden verschluckt und wurde augenscheinlich vor ihrem Verschwinden erpresst, weswegen der ehemalige Yakuza nun gezwungen ist, aus dem frühzeitigen Ruhestand zurückzukehren.

Apps runterladen und Katzen fangen

Das darauffolgende Gameplay teilt sich serientypisch in drei große Säulen auf. Die erste stellen die Konversationen dar, die jeweils in den die Spielwelt beschreibenden Stadtteilen von Kamurocho und Hiroshima mit einer Vielzahl von liebevoll erdachten Figuren geführt werden können. In diesen stehen dem Spieler immer wieder verschiedenste Dialogoptionen zur Verfügung, die zum einen euer Allgemeinwissen zum anderen aber auch eure Aufmerksamkeit mit neuen Informationen und Sidequests belohnen. Diese kleinen Gespräche stellen eine unterstützende Funktion zu den cineastischen Zwischensequenzen der Story dar, treiben die Handlung voran und sorgen dank typisch japanischem Humor für regelmäßige Lacher.

Jetzt mit noch mehr Crash und Smash!

Die zweite große Säule ist das Kampfsystem, welches in Yakuza 6 ordentlich poliert wurde, ohne jedoch den charmanten 3D-Beat’em’Up-Flair der Serie zu sehr zu verwässern. Statt regelmäßig zwischen zwischen verschiedenen Kampfstilen zu wechseln, geht nun alles ein wenig dynamischer von der Hand, während eure Gegner dank überarbeiteter Physik-Engine nun schöner denn je durch Schaufenster und aufeinander fliegen. Diese gewonnene Dynamik geht leider ein wenig auf Kosten der Komplexität und der Tiefgang der Vorgänger wird nicht ganz erreicht.

Trotzdem darf Kazuma wieder eine beträchtliche Anzahl von abgedrehten Martial-Arts-Attacken lernen, die in den nach wie vor kniffligen Kämpfen gegen meist mehrere Gegner gleichzeitig ausgeführt werden müssen. Dank ihrer humoristischen Inszenierung und ordentlich Wumms hinter jedem Schlag wissen diese auch gegen Ende des Spiels noch in den regelmäßigen Kampfeinlagen gegen verschiedenste Gegner zu begeistern.

Ich mach mein eigenes Japan, mit Puyo Puyo und Cam-Girls

Die dritte große Säule wiederum wird von den Dutzenden kleinen Minispielen, die wiedermal ein absolutes Highlight des Titels darstellen, getragen. Ganz egal ob ihr Karaoke singt, die Vollversion von Virtual Fighter 5 und Puyo Puyo spielt, verschiedenste Sportarten betreibt, reale japanische Cam-Girls per Tastenkombination dazu bringt, ihre Kleidung loszuwerden, eure Bandenmitglieder per rundenbasiertem Strategie-Minigame gegen andere Spieler online antreten lasst oder euch bei den Dutzenden Arcadegames vergnügt, die es im Sega Club wieder ins Spiel geschafft haben – Langeweile kommt hier selten auf.

Papa Kazuma ist da, jetzt wird aufgeräumt!

All diese Aktivitäten lockern wiederum die sonst sehr ernste Geschichte rund um Verrat, Intrigen und Schicksalsschläge auf, die es dank ihrer ikonischen Charaktere und den fantastischen japanischen Synchronsprechern (englische Sprecher gibt es leider genauso wenig wie eine deutsche Übersetzung) wieder schafft, von Anfang bis Ende zu begeistern. Durch den nun etwas in die Jahre gekommenen Kazuma verlagern sich dessen Probleme zwar nun von denen eines ambitionierten Kriminellen, zu denen einer besorgten Elternfigur, bleiben dabei aber dennoch spannend.

PS4 statt PS3 Remastered

Gerade in der grafischen Inszenierung wurden außerdem große Schritte gemacht. So sieht auch der neue Teil neben Grafik-Monstern wie God of War zwar alt aus, weiß aber dank liebevoll gestalteter Charaktermodelle, den teils überraschend original getreu gestalteten Einkaufsstraßen von Kamurocho sowie dem malerischen Hafenviertel bei Hiroshima durchaus in seinen Bann zu ziehen. Gemeinsam mit dem optisch merklich überarbeiteten Kämpfen kann sich Yakuza 6: The Song of Life hier deutlich von seinen Vorgängern absetzen.

Fazit

Wertung - 8.5

8.5

Ãœberraschend frisches Ende

Dank des zugänglicheren Kampfsystems und der bodenständigen Story könnte Yakuza 6: The Song of Life neben dem naheliegenden Yakuza Zero als Ende von Kazuma Kiryus Geschichte ironischerweise den wohl besten Einstiegspunkt der Serie darstellen. Die mitreißende Geschichte dürfte Fans als auch Neuzugänge zu begeistern wissen, auch wenn sich beide Zeit nehmen müssen, sich auf die neuen Begebenheiten einzustellen. Das überarbeitete Kampfsystem schafft es, sich gerade zu Zeiten der immer einheitlicheren Third-Person Action-Adventures zu gleichen Teilen frisch und dynamisch anzufühlen, ohne jedoch den Retro-Flair des wohl letzten echten 3D-Beat’em’Ups aufzugeben. Der knackige Schwierigkeitsgrad der Vorgänger wurde ein wenig gelockert, verliert jedoch trotzdem nicht seinen Biss und Kazumas Over-the-Top Finishing-Moves stellen nach wie vor ein befriedigendes Highlight des Titels dar. Unzählige liebevoll erdachte Nebenaktivitäten wissen außerdem jede Langeweile im Keim zu ersticken und auch wenn Yakuza 6 grafisch nicht mit AAA-Titel á la GoW mithalten kann, wird hier dennoch AA-Optik auf höchstem Niveau geboten. Fans der Serie müssen sich etwas umstellen, werde aber dennoch zufrieden sein, während japanophile oder solche die möglicherweise schon seit Ewigkeiten auf Shenmue III warten, entweder hier oder bei Yakuza Zero fündig werden könnten.

Genre: Action
Entwickler: Sega
System: PS4
Erscheint: 17. April
Preis: ca. 60 Euro

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