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Vorschau: Yakuza Ishin

Als die Japaner erfahren haben, dass Sony sich dagegen entschieden hat, seine PlayStation 4 in der eigenen Heimat noch dieses Jahr auf den Markt zu werfen, wanderten bestimmt viele enttäuschte Gesichter durch die Messehallen der Tokyo Game Show. Mit Nintendo, deren Wii U hinter allen Erwartungen liegt, und der Xbox One, die im fernen Osten ebenfalls erst nächstes Jahr in den Handel kommt bzw. ohnehin keinen Japaner juckt, sollte die PS4 doch der Fels in der Brandung der gebeutelten japanischen Gamer-Seele sein. Die offizielle Erklärung von Sony, man möchte sicherstellen, dass es zum Launch genügend Spiele gibt, die den Japaner interessieren, wurde auf der Messe prompt von ihren Landsleuten von SEGA unterstützt. Welches Spiel kann japanischer sein, als ein Yakuza-Titel in der Meiji-Periode mit Samurai, Katana und allem Drum und Dran?

Ob Yakuza Ishin im Westen erscheinen wird, steht in den Sternen, vermutlich in Kanji und Kana, geschrieben.

Bei SEGA hat man sich die Frage gestellt, was wäre wenn. Was wäre, wenn Kazuma, der Hauptdarsteller früherer Teile der Yakuza Serie, in der Edo-Zeit gelebt hätte und in der Haut vom heutigen Nationalhelden Ryoma Sakamoto stecken würde? Im Spiel werden dessen Vater und ehrenhafter Lehrer Toyo Yoshida vor seinen Augen umgebracht. Kazuma oder eben Sakamoto schwört auf Rache. Nach einem Jahr Detektivarbeit kommt er dem Mörder auf die Schliche und nimmt sich die Kyoto Shinsengumi, eine Samuraischutztruppe, vor. Da er allerdings nicht einfach bei den Samurai anklopfen kann, startet er eine verdeckte Aktion und verkleidet sich als Gruppen-Kapitän Hajime Saito. Zugegeben, SEGA bedient sich nur an den historischen Figuren und schreibt eine eigene Geschichte. Kazuma soll trotz der Prämisse und der alternativen Zeitspanne seinen Charakter aus den bisherigen Teilen behalten.

Katanas werden eine große Rolle spielen, aber reine Faustkämpfe sind weiterhin möglich.

Der einsame Krieger

Fans der Serie loben stets die Kämpfe in Yakuza, die einen hohen Anteil am Gameplay genießen. Die Wucht hinter den einzelnen Faustschlägen und der Ablauf sind bekannt und beliebt. Auch in Ishin wird man sich in gewohnter Manier durch die Massen prügeln können, doch wenn man sich schon im Zeitalter der Samurai befindet, dann muss man den Spielern ein Katana in die Hand drücken. So schwingt der Protagonist in den ersten Gameplay-Videos munter eines um sich herum. Zwischendurch kommen wieder die Fäuste zum Einsatz und auch eine primitive antike Schusswaffe hat Sakamoto dabei. Wie man die drei Möglichkeiten einsetzt und kombiniert, bleibt jedem selbst überlassen. Dadurch soll es möglich sein, seinen eigenen Kampfstil zu finden. Die Erfahrung wird durch das Schmieden der Waffen noch persönlicher und abhängig vom Level soll man die auch upgraden können. Die Materialien für diesen Vorgang sammelt man in den einzelnen Kämpfen. Die kann man übrigens auch in den sogenannten Battle Dungeons erleben. Dort kann Sakamoto auf die Unterstützung der Shinsengumi zählen und an seiner eigenen Einheit basteln. Für Pseudo-Pazifisten besteht in diesen Battle Dungeons ebenfalls die Möglichkeit, überhaupt nicht ins Geschehen einzugreifen und sich stattdessen eine Truppe zusammenzukaufen, zurückzulehnen und die Früchte des Sieges auszukosten. Dabei kann es sich um seltene Gegenstände handeln, die man verkaufen oder für das Aufwerten von Waffen nutzen kann.

Ohne Eltern, aber mit einem Haufen Schulden – Haru.

Der nette Bauer

All das ist natürlich mit viel Hektik und Stress verbunden. Da ein Samurai auch mal eine Pause braucht, wird man, sofern man möchte, auf die zweite Residenz von Sakamoto zurückgreifen können. Am Land tauscht man sein Katana gegen ein Küchenmesser und seine Gegner gegen Karotten ein. Gemeinsam mit einer jungen Dame namens Haru stehen dann Tätigkeiten wie Gemüse anbauen, kochen oder sich um Haustiere kümmern auf dem Tagesplan. Die Mahlzeiten wird man sogar einpacken und mitnehmen können. Sakamotos zweites Leben hat auch eine eigene Rahmenhandlung. Haru, deren Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen sind, muss einen großen Schuldenberg abbezahlen und verkauft hierfür ihr geliebtes Zuhause. Sakamoto greift ihr, was die Schulden betrifft, unter die Arme und nimmt sie auf. Gemüse anbauen und Karotten schneiden kann man übrigens auch auf der Vita. Yakuza Ishin wird Crossplay unterstützen und die Battle Dungeons oder die Aufgaben aus dem „anderem Leben“ portabel machen. Der Fortschritt wird gespeichert und in die Spielstände auf der PS3 oder PS4 importiert. Minispiele wie Poker, Mahjong oder Shogi wird man auch online auf der Vita nutzen können.

Ersteindruck

Die Yakuza-Serie ist in Japan seit Jahren eine Größe. Die schiere Anzahl an Minigames, die man machen darf, das fernöstliche Open-World-Setting und die wuchtigen Kämpfe sorgen für ein komplett eigenes Spielerlebnis. Mit Ishin eröffnet SEGA Tore für gänzlich neue Möglichkeiten. Frei durch das Kyoto des 19. Jahrhunderts zu schlendern, um sich anschließend zwischen einem antiken Karaoke- oder Freudenhaus-Besuch zu entscheiden, bietet nun mal nicht jedes Spiel. Der Titel ist sicherlich am interessantesten für das Land der aufgehenden Sonne. Dort ist Yakuza auch ein Launchtitel für das neue Sony-Gerät. Vielleicht denkt SEGA daran, dass auch so manche Gamer hier in Europa gerne Samurai spielen wollen. (bs)

 

Realitätscheck

In der Meiji Ishin (dt. Meiji Restauration) wurde die Kaiserliche Macht in Japan erneuert und die japanische Gesellschaft umgestaltet. Zudem wurde ein neues politisches System nach dem westlichen Vorbild erschaffen. Besonders wichtig war die Abschaffung der alten Stände. Die Periode läutete durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht auch den Niedergang der Samurai ein. Das Ganze geschah gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

Ryoma Sakamoto wird heute als Nationalheld gefeiert. Er gilt als ein Wegbereiter der Meiji Restauration und setzte sich zu Lebzeiten für die Aufhebung der Standesunterschiede in Japan ein. Als eine seiner größten Taten wird die Friedensverhandlung zwischen zwei mächtigen Provinzen angesehen, an denen er maßgeblich beteiligt war. Sakamoto wurde in Kyoto umgebracht.

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