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Review: Pokémon X & Y

Ich wollte schon Ende der 1990er-Jahre der Allerbeste sein und auch heute noch versuche ich zu verstehen, was der Pokémon-Franchise diese Macht verleiht. Kaum erscheint ein neuer Teil der Handheld-Abenteuer, verkauft sich dieser wie geschnitten Brot – etwas das auch bei der nunmehr sechsten Generation mit dem Untertitel X und Y nicht anders sein wird. Doch hat sich viel verändert, seit wir damals mit Bisasam & Co. losgezogen sind? Um diese Frage zu klären, bin ich durch das ganze Land Kalos gezogen und habe weit und breit nach Neuerungen gesucht.

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More of the same?

Pokémon-Games laufen stets nach einem typischen Schema ab: Ihr zieht aus der Vogelperspektive mit einem Trainer durch die Welt und begegnet darin anderen eurer Zunft, die euch ebenso zum rundenbasierten Kampf herausfordern wie wildlebende Monster, wenn ihr sie zufällig im hohen Gras trefft. Ziel des Spiels ist es dabei, seine gefangenen Pokémon, von denen man sechs im Team hat, zu trainieren und acht Arenen zu meistern, um dort Orden zu erhalten – zwischendurch gibt es dann auch noch so etwas wie eine Geschichte.

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In der sechsten Generation macht sich erstmals richtig frischer Wind bemerkbar.

In jener will schon seit dem ersten Teil immer irgendein Team Fieslinge (Team Rocket, Magma, Aqua, Plasma …) sinistre Pläne verwirklichen, die meist etwas mit legendären Pokémon zu tun haben. Insofern kommt jetzt die gute, aber zugleich auch ein wenig schlechte Nachricht für Freunde großer Innovationen: All jene geliebten Elemente der Reihe sind auch diesmal wieder mit dabei, es geht sogar so weit, dass euch der neue Professor der Kalos-Region sogar eines der Start-Pokémon der allerersten Generation schenkt.

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Viele Monster von früher werdet ihr diesmal treffen – die Anzahl der neuen Viecher ist nicht so gigantisch geraten.

Eine wahnsinnige Revolution dürft ihr euch also keine erwarten. Anders als in Schwarz und Weiß wurde großer Wert auf die Integration der alten Taschenmonster gelegt. Ihr begegnet in freier Wildbahn gefühlt fast mehr bekannten Viechern als neuen Vertretern. Das ist allerdings nicht so übel, dann einige der frischen Pokémon – da bilden die Startpokémon und ihre Evolutionsstufen, die sie mit steigendem Charakterlevel erklimmen, keine Ausnahme – sind deutlich expressionistischer designt als ihre Kollegen aus der GameBoy-Zeit. Seit damals haben das Tempo und die Präsentation einen auf Pokémon gemacht und sich glücklicherweise ebenfalls weiterentwickelt: Kämpfe laufen nun flott ab, die Menüführung ist sehr einfach gehalten und dank eines Items, welches euch Erfahrungspunkte auf das ganze Team aufteilen lässt, habt ihr bald eine gute Truppe beisammen, um euch in die 3D-Kämpfe zu werfen.

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Die Kämpfe sehen in 3D klasse aus; schade, dass Mehrfachkämpfe ohne plastischen Effekt auskommen müssen.

3D oder was?
Wie ihr auf den Screenshots sehen könnt, ist die bis zuletzt fest mit der Reihe verankerte Sprite-Optik einem Look mit 3D-Modellen gewichen. Euer modifizierbarer und neu anzukleidender Held (oder sein weibliches Pendant), die Gebäude, Objekte – so ziemlich alles ist jetzt aus Polygonen erstellt und mit Details versehen. Gras weht im Wind, euer Held atmet in vereisten Gebieten sichtbar aus – so lebendig war die Welt der Taschenmonster noch nie. Schade nur, dass der Unterschied zwischen Tag und Nacht aufgrund der unglücklichen Farbgebung nicht mehr so gut sichtbar ist und die Jahreszeiten der letzten Generation offenbar verloren gingen. Abgesehen von Großaufnahmen, bei denen die Charaktere und ihre Texturen grob wirken, macht sich der neue Stil unterm Strich sehr gut; speziell in den Kämpfen schaut er aber großartig aus.

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Dank konturierter Pokémon in Cel-Shading-Optik hat man das Gefühl, einen Kampf der Pokémon-TV-Serie mitzuverfolgen. Jedoch merkt man auch, speziell wenn sich auf dem Schlachtfeld mit wehenden Blättern oder aufwendigeren Hintergründen samt ziehenden Wolken viel tut, dass es der Hardware schwerfällt, alles flüssig auf den Schirm zu bringen. Das ist wohl auch der Grund, warum nur Solo-Kämpfe stereoskopisch präsentiert werden, während der Großteil der Oberwelt und Duelle mit mehreren Monstern ohne 3D-Effekt bleiben. Hin und wieder erfreuen uns die Entwickler aber auch in Fabriken oder glitzernden Höhlen mit einem plastischen Erlebnis.

Mega-Was?
Mit den sogenannten Mega-Formen ermöglichen uns die Entwickler, altbekannte Taschenmonster à la Glurak oder Lohgock während der Duelle noch einmal weiterzuentwickeln. Das geschieht zwar nur temporär und ist in einem Kampf auch nur auf eines eurer Monster beschränkt, allerdings macht es visuell einen Bomben-Eindruck und auch spielerisch bringen neue Charakter-Eigenschaften neue Möglichkeiten, um die Kämpfe taktischer zu gestalten. Taktik kommt auch durch die neuen Trainingsmethoden hinzu, bei denen ihr auf dem Touchscreen in Mini-Games an den Werten eurer Monster basteln könnt. Nintendogs-Fans dürfen auf dem unteren Screen Pokémon streicheln, füttern und in Mini-Games führen, die eure Schützlinge einen Narren an euch fressen lassen.

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Diesmal dürft ihr euren Helden oder eure Heldin komplett nach euren Wünschen einkleiden. Witzig!

Die Verbesserungen gepaart mit dem angenehmen neuen Mulitplayer-Zugang bringen richtig Schwung ins altbekannte Spielprinzip. Der wird jetzt übrigens direkt über das Player Search System auf dem Touchscreen aktiviert. Dort könnt ihr jederzeit lokal oder online mit anderen Spielern interagieren. Das Tauschen von Pokémon oder O-Kräften (zusätzlich einsetzbare Kräfte, die z.B. das Fangen von Monstern einfacher machen) oder die Auseinandersetzungen mit anderen Trainern gehen angenehmer und übersichtlicher als noch im letzten Teil von der Hand. Auch witzig: Auf dem Touchscreen bekommt ihr Besuch von Pokémon vorbeiziehender Trainer und könnt ihnen Geschenke geben oder welche von ihnen empfangen.

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Die Kameraperspektive passt sich diesmal der Gegebenheit an. Die Top-Down-Ansicht von früher gibt es aber ab und zu auch noch.

 

Grafik: Sprites adé, nicht überall 3D tut weh.
Sound: Die Musik ist wieder hübsch, die Pokémon-Sounds mit Ausnahme von Pikachus weniger.
Handling: Einfach wie immer. Die Touch-Interaktion mit den Pokémon gefällt.
Motivation: Schnappt sie euch alle, holt euch die alten rüber, erforscht alle Geheimnisse – 60h+.
Multiplayer: Kämpfen, tauschen – neue Taktiken bringen mehr Pep.

Pro und Con
+ fesselnd wie immer
+ tolle Kampfanimationen
– nicht alles in 3D
– einfacher als früher

x pack

System: 3DS
Entwickler: Game Freak

Spieler: 1-4
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 40 Euro
Alter: 7+
Sprache: –
Text: deutsch/engl
Genre: Rollenspiel

Import der alten Monster
Bis ihr alle bisher gesammelten Pokémon auf die neuen Editionen übertragen könnt, dauert es bis zum 27. Dezember. Dann startet der kostenpflichtige Service Pokémon Bank (die ersten 30 Tage sind kostenlos), auf dem ihr online bis zu 3000 Pokémon bunkern könnt. Via kostenloser PokéMover-App könnt ihr anschließend eure Schützlinge aus Schwarz/Weiß/Schwarz 2/Weiß 2 in die Bank laden und sie dann nach X und Y holen. Einmal hochgeladen, können die Pokémon jedoch nur noch in der neuesten Spielgeneration verwendet werden.

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Zu den Wurzeln: Pokémon Origins
Ab dem 15. November könnt ihr euch auf der Pokémon TV App das mehrteilige Anime-Special „Pokémon Origins!“ ansehen, das euch zurück in die Kanto-Region führt. In einer Zeit, in der Ash gerade mit seinem Pikachu loszieht, um die Welt zu erkunden, folgt ihr dem Trainer namens Rot, der mit Glumanda im Gepäck versucht, alle Orden der Region zu erobern. Ein sehenswertes Special mit viel Retro-Charme.

Review Overview

Wertung - 9

9

Wenn ihr dieses Spiel startet, seid ihr lange mit dem PokéRus infiziert.

Zugegeben, Pokémon X & Y ist im Solo-Modus weniger herausfordernd als frühere Teile, was der immersiven Spielwelt und dem Gameplay aber zugutekommt. Die Story läuft in wohliger Geschwindigkeit und man hat – im Unterschied zu den alten Versionen – nie das Gefühl, dass man unnötig aufgehalten wird, sei es durch Kämpfe oder Sidequests. Wer auf knackige Kämpfe steht, der ist im Multiplayer-Modus gut aufgehoben, denn die neuen Trainings-Methoden der Pokémon (Stichwörter: Basis- und Supertraining) schreien nahezu danach, dass Hardcore-Fans hier viele Stunden investieren. Der überarbeitete Look, auch wenn man sich diesen komplett in 3D gewünscht hätte, macht einiges her und die zahlreichen Neuerungen im Detail (z.B. kann man auf Pokémon reiten) sorgen stets für Motivation, länger in Kalos zu verweilen. Mein Urteil als Pokémon-Professor: Wenn ihr dieses Spiel startet, seid ihr lange mit dem PokéRus infiziert. (hpg)

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