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Game-Review: Killer is Dead

Die Frage, ob Videospiele eine moderne Form der Kunst darstellen, wird seit einigen Jahren diskutiert. Für manche ist das unmöglich, da Spiele industriell gefertigte Produkte sind. Für andere, wie etwa das New York Museum of Modern Art, das 14 Retro-Videospiele in die Sammlung aufnahm, ist es bereits Realität. Suda Goichi arbeitet bereits seit über 20 Jahren eifrig daran, Spiele in den Bereich der Kunst zu pushen. Sein neustes Projekt mit dem Titel Killer Is Dead trägt wieder die unverkennbare Signatur des Japaners.

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Scharfe Klingen
Killer Is Dead wirft Spieler in die obskure und schräge Welt von Mondo Zappa. Der elgegante Auftragsmörder ist äußerst versiert mit seinem Katana und besitzt zudem einen bionischen Arm mit praktischen Ausführungen, wie einen Bohrer oder einen Gefrierstrahl. Auf einem Globus kann man die verschiedenen Missionen anwählen. Der Aufbau dieser Hauptaufgaben verläuft stets nach einem gewohnten Muster. Man schnetzelt sich seinen Weg durch die Handlager der Zielperson, bis man sie erreicht und ermordet. Dabei ist das Kampfsystem relativ simpel gestrickt. Durch die Kombination von leichten und schweren Angriffen enthauptet man die Cyber-Ninjas. Eine weitere Taste ist für das Blocken bzw. Ausweichen zuständig. Letzteres ist besonders gut gelungen. Bereits nach wenigen Augenblicken versteht man ihre Funktion und wundert sich, wie schnell man die Bewegungen intus hat. Auch wenn es auf dem ersten Blick so aussieht, als würde Button-Mashing regieren, führt man die einzelnen Angriffe trotz der hohen Geschwindigkeit bewusst aus. Dies ist auch notwendig, denn Killer Is Dead ist kein leichtes Unterfangen. Das größte Manko des Spiels stellt die Kamera dar. Hie und da verliert man aufgrund eines Schwenks die Orientierung. Besonders bevor man erste Upgrades, wie Regeneration,  tätigen kann, wird man oft seine Assistentin Mika zur Hilfe rufen müssen, damit sie Mondo wiederbelebt. Das Schwertgefühl sorgt allerdings dafür, dass man sich nicht so schnell langweilt. Zudem ist die Anzahl der Gegnertypen abwechslungsreich und das nicht nur visuell. Ein Bösewicht muss enthauptet werden, ein weiterer versteckt sich wie ein römischer Legionär hinter seinem Schild, einem Scutum. Sehen lassen können sich auch die Zielpersonen, die als Endgegner der einzelnen Missionen dienen. Von einem Riesen über Mafiabosse bis hin zu Bewohnern des Mondes liefert Suda Goichi eine bunte Palette an Kontrahenten.

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Fontänen aus Blut
Das Erste, das einem an Killer Is Dead auffällt, wenn das Wort bunt erwähnt wird, ist die Optik. Das Spiel präsentiert sich farbenfroher als die breite Masse an Actiontiteln. Dies gilt sowohl für die Umgebung als auch für die Gegnertypen. Dabei wird durchgehend ein eigener Stil verfolgt, den man lieben oder eben hassen kann. Neben der ungewöhnlichen Grafik ist auch die Tatsache, dass Killer Is Dead nicht mit Blut spart, ein sichtbares Merkmal davon. Die Blutfontänen, die einem das Spiel entgegenspritzen lässt, könnten beinahe die sieben Weltmeere füllen. Dennoch ist dies keine Geschmacklosigkeit; die Darstellung der Todesszenen sind dermaßen überzogen und eigen, dass man nicht unbedingt an rohe Gewalt denkt. Außerdem kämpft man die meiste Zeit gegen erfundene Cyborgs und ähnliche Wesen, die bis auf das aufrechte Gehen nicht sonderlich viel mit Menschen gemeinsam haben. Technisch lief das Meucheln und Morden durchwegs flüssig ab. Aufgrund des Art-Stils kann man dem Spiel an dieser Front sowieso kaum etwas vorwerfen. Hier kaschiert die Optik potentielle Probleme. Sowohl der Sound der Waffen als auch die musikalische Untermalung verleihen dem Ganzen einen runden Charakter. Jazz, Elektro, Metal und Ambiente-Musik begleiten die einzelnen Missionen. Die Auswahl, die sich zunächst befremdlich anhört, passt ungeheuer gut zu den bewegten Bildern am Fernseher. Ob man diese Bilder jedoch versteht, ist wiederum eine andere Frage. Killer Is Dead erzählt eine verwirrende Geschichte, über die man sich eher wundert, als sie zu begreifen. In der einen Szene erscheint ein sprechendes Einhorn mit blonden Haaren, dann wird von einer Mondkönigin berichtet. Die Welt, die einem präsentiert wird, folgt den Spuren früherer Titel von Suda Goichi wie No More Heroes oder Killer7. Bereits recht früh merkt man, dass das Spiel einen Weg in Richtung Anime einschlägt. Die Dialoge und Charaktere könnten direkten aus einer japanischen Zeichentrickserie stammen. Besonders die Assistentin Mika ist ein gutes Beispiel für die gängige Illustration junger Frauen in diversen Animes.

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Hier oben sind meine Augen
Doch weder Mika noch die Blutmengen haben im Vorfeld des Spiels für Furore gesorgt. Allein der sogenannte Gigolo-Modus war hierfür verantwortlich. Dieser Modus stellt eine von vielen Nebenaufgaben dar, die für Abwechslung sorgen sollen. Man sieht die Welt durch die Augen von Mondo und muss in den Ausschnitt seiner Begleitung starren, ohne dabei von ihr erwischt zu werden. Hat man genug Mut gesammelt, kann man der Dame ein Geschenk machen, das man zuvor im Souvenirladen erworben hat, damit sie mit Mondo schläft. Die Gigolo-Missionen, die man oft zu sehen bekommen hat, stellen aber nur einen Bruchteil der Nebenquests dar. Typische Action-Missionen verlangen von einem, Wellen an Gegnern abwehrt oder sie innerhalb einer vorgegebenen Zeit ausschaltet. Dennoch waren die Missionen als Frauenheld ein Dorn in den Augen vieler. Doch auch hier gilt dasselbe wie in puncto Gewaltdarstellung. Die Dates sind sehr überzogen, außerdem richtet sich der vermeintliche Sexismus von Killer Is Dead auch gegen männliche Figuren.

Killer-Is-Dead-Mondo-Girls 

 

Grafik: Durchgehend stimmig und eingenwillig. Aus einigen Standbildern lässt sich mit wenig Mühe ein Gemälde anfertigen
Sound: Sogar der Soundtrack im Menü weiß zu gefallen, die Effekte sind auch gelungen.
Handling: Einzig und allein die Kamera trübt hier das Bild, ansonsten macht das simple Kampfsystem Spaß.
Motivation: Die Fragen, welche Landschaft man als Nächstes sehen und welcher Klient sich melden wird, treiben einen an. Zusätzlich kann man mit diversen Nebenmissionen Waffen und Ähnliches freischalten.
Multiplayer: nicht norhanden

Pros & Cons
+einzigartige Optik
+abgedrehte Story
+flottes Kampfsystem
-Kamera

_-Killer-is-Dead-PS3-_Entwickler: Grashopper Manufacture
Genre: Action
Spieler: 1
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 60 Euro
Alter: +18
Sprache: engl.
Text: engl./dt.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Killer Is Dead ein hübsches, blutiges Gemälde des Surrealismus.

Killer Is Dead ist für ein ganz bestimmtes Publikum gedacht und alle, die sich nicht dazu zählen, werden absolut gar nichts mit diesem Spiel anfangen können. Die Optik ist für mich einzigartig und passt großartig zur Stimmung der Geschichte. Die ist wiederum eigenwillig. Muss man die Geschichte verstehen, um sie zu genießen? Nein! Die Tatsache, dass man auf der dunklen Seite des Mondes in einem Anzug und einem Katana in der Hand spaziert, ist für mich Grund genug, sie zu mögen. In früheren Spielen von Suda haderte ich manchmal mit dem trägen Kampfsystem, in Killer Is Dead ist es rundum gelungen und geht sehr flott von der Hand. Schließlich bleiben die Gigolo-Missionen übrig. Wie das Hauptspiel werden diese Aufgaben von vielen mit einem Kopfschütteln abgelehnt. Die Optik, die Musik, die Missionen – all das ist nonkonformistisch und es trieft Japan-Flair aus allen Poren. Und damit wären wir wieder bei der ursprünglichen Frage, ob Videogames Kunst sein können. Das Spiel provoziert, und das bewusst. Wenn Videospiele also Kunst sind, dann ist Suda Goichis Killer Is Dead ein hübsches, blutiges Gemälde des Surrealismus. (Burcin Sancak)

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