Game-Review: Deadpool

Scheiß auf die Technik! Manche Filme leben nur von ihrem Hauptdarsteller, z.B. jeder “Fluch der Karabik”-Film nach dem ersten Teil! Bei Deadpool verhält es sich ähnlich.

Wenn ihr nichts mit Marvel oder dem Merc with a mouth am Hut habt und auch nicht plant, euch in diese Richtung weiter zu bilden, könnt ihr euch folgende Zeilen vermutlich sparen – es sei denn, ihr wollt euch eines der genialsten Spiele dieser Generation nicht entgehen lassen.

Ahhhh, Deadpool!
Marvels verrücktester Charakter hat endlich sein eigenes Spiel bekommen und was soll man sagen? Genie und Wahnsinn waren noch nie so nahe beieinander! Deadpool, der sich seines Daseins als fiktiver Charakter vollkommen bewusst ist, bricht auch in seinem Videospiel schamlos, vulgär und so gekonnt (oft sogar besser) als in seinen besten Comics durch die vierte Wand und zieht euch in ein Abenteuer, dass es so auf der Konsole noch nicht gegeben hat. Zusammen mit ein paar Gaststars von den X-Men macht unser Spandex tragender Anti-Held, gesprochen von Nolan North (Drake aus Uncharted) in Höchstform, auf, um Mr. Sinister und dessen sinistere Pläne zu stoppen. Wer nun allerdings ein einfaches Action-Game erwartet, der hat nicht mit der kranken Psyche von Wade Wilson und seiner methodischen Missachtung des Spielskripts gerechnet, was euch eine wilde Achterbahnfahrt durch allerlei blutige Gemetzel, Zelda-Dungeons, Super Mario/Prince of Persia-Sidescroller-Abschnitten und einer Traumparty mit seiner Freundin Tod beschert, die euer Zwerchfell auf eine Zerreißprobe der Extraklasse stellt. Dem schizophrenen Söldner und seinen zwei Stimmen im Kopf ist absolut nichts heilig und so wird in seinem Spiel nicht nur Marvel durch den Kakao gezogen, auch so ziemlich jedes Videospielklischee, sowie Filme von “Zurück in die Zukunft” bis “Shaft – Noch Fragen?” und das Entwicklerstudio selbst kriegen ihr Fett mehr als einmal ab. Tiefe Witze, Gewalt und hübsche Frauen – Deadpool bedient sich den klassischen Actionfilm-Tugenden die einfach immer ziehen.

Büdgetlücken
Aber selbst ein Ausnahmetalent kann eine hinkende Produktion nur so weit tragen und spätestens nach dem genialen Start in seiner Wohnung zeigt das Spiel seine größte Schwäche: Die Technik. Die Grafik ist keines Falls zeitgemäß, das Gegner- und Leveldesign oft generisch (was zwar humorvoll erklärt wird, dem Spielspaß aber trotzdem einen Dämpfer verpasst) und das Kampfsystem ist über eine lange Strecke sehr zweckmäßig. Erst mit den ersten freischaltbaren Kombos und zusätzlichen Waffen kommt mehr Schwung in die Sache und ab der Mitte der ca. achtstündigen, genial inszenierten Lachmuskeltortur fühlt man sich tatsächlich wie der geilste Typ der Welt. Trotz der vorher genannten Unzulänglichkeiten ist es verdammt schwer, den Controller auch nur eine Sekunde aus der Hand zu legen, denn schon in der nächsten Minute könnte Deadpool den vielleicht besten Schenkelklopfer der Spielegeschichte aus dem Hut zaubern.

System: Xbox 360, PS3
Entwickler: High Moon Studios
Spieler: 1
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 60 Euro
Alter: 18+
Genre: Action