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Game-Review: Battlefield 4

Warum tauscht man spätherbstliche 20 Grad in Wien mit reschen 0 bis 4 Grad in Stockholm? Nun, wenn DICE zum knapp einwöchigen Battlefield 4-Test einlädt, nimmt man schon mal die raue nordische Witterung in Kauf; besonders in diesem Falle. Denn wir haben uns bei dieser Begebenheit nicht nur stundenlang im Einzel- und Mehrspieler getummelt, sondern auch aus erster Hand erlebt, wie sich die Versionen auf den kommenden NextGen-Konsolen schlagen. Gleich ein Tipp vornweg: Lernt schwimmen!

Battlefield 4 Screen 1

No Russian
Doch bleiben wir chronologisch korrekt und beginnen mit unserem ersten Tag, denn dieser stand ganz im Zeichen des Einzelspielers. Lacht nicht, es gibt wirklich einen! Man hat sich sogar die Kritik des Vorgängers zu Herzen genommen und sich in Sachen Inszenierung etwas dem Branchenkollegen Call of Duty angenähert – im Guten, sowie im Schlechten. So dürft ihr euer Alter Ego Sgt. Recker und den Rest seiner Squad durch abwechslungsreiche Szenerien wie Baku, Tibet oder sinkende Flugzeugträger hetzen, während die neuen Konsolen eure Augen mit satten Texturen, schickem Bumpmapping und Lens Flair-Effekten beglücken. Wir springen sogar einmal mehr, nur um die Wellen in dem unter Wasser stehenden Gang zu bewundern…ach, schön! Doch nicht nur detailliertere Charaktermodelle, bessere Animationen und straffere Action glänzen in der ca. 5-6 stündigen Kampagne, auch die stupide Hollywood-Actionlogik, samt allen erdenklichen Filmklischees, zieht sich wie ein roter Faden durch die etwas lückenhafte Geschichte. Wer das Spiel schon in den Händen hält hier eine kurze Zusammenfassung, da der Beginn der Story etwas konfus ist: Die Bösen sind dieses Mal die Chinesen, deren Militär unter der Führung von General Chang einen Militärputsch zustande bringt und – mit den Russen als Unterstützung – einen Krieg mit den USA vom Zaun brechen. Letzte Chance das Desaster noch zu verhindern ist ein geheimnisvoller Passagier an Bord eurer seetüchtigen Basis, der USS Valkyrie. Durch einen Angriff schwer in Mitleidenschaft gezogen, schleppt sich das Kriegsschiff mit der wertvollen Fracht Richtung Suezkanal, gejagt von der gesamten chinesischen Flotte. Wer sich jedoch nicht an besagten Klischees aufhängt, auf den warten ein paar unterhaltsame Stunden Actionkino zum Mitspielen, die nicht nur das ein oder andere Highlight parat halten (Stichwort: Staudamm), sondern auch nützliche Tipps für Quereinsteiger, die sie bereits auf den Mehrspieler vorbereiten. Veteranen hingegen können sich daran versuchen, die Missionen durch geschicktes Vorgehen auf dem Goldrang abzuschließen, denn dafür winken Extrawaffen, die an vielen Stellen der Level ausgetauscht werden können. Schade nur, dass DICE eurem Alter Ego in Zeiten, in denen selbst der Master Chief ein, zwei Sätze murmelt, keine eigene Stimme verpasst hat und euch somit zu einer recht teilnahmslosen Entität während den Zwischensequenzen macht. Aber immerhin könnt ihr mit Kinect euren Kameraden den Angriffsbefehl auch lauthals ins Gesicht brüllen. Schlecht für die Stimmbänder, doch leider irgendwie geil.

Battlefield 4 Screen 3

I’m on a boat!
Aber mal ehrlich, wer kauft sich Battlefied wegen dem Einzelspieler? Eben! Deshalb haben wir uns ab Tag 2 auch in den Mehrspielermodus gestürzt, bei dem einige von euch vielleicht das Gefühl haben, dass sich wenig verändert hätte. Das stimmt auch in gewisser Weise, denn DICE erfindet das Rad im vierten Teil der Serie nicht neu, denn die Basis ist durchdacht und beliebt. Was sie jedoch ändern, sind Details und Dynamiken, die für ein durchaus angenehmeres und lustigeres Mit- und Gegeneinander sorgen sollen. Aber mal zum Augenscheinlichsten: Mit der neuen Hardware darf Battlefield 4 auch auf den Konsolen endlich seine wahren Proportionen ausschöpfen, was euch bis zu 64 Spieler auf den großen Karten beschert und das bei flotten 60 Frames. Somit spielt sich auch bei vielen Leuten, der ganzen Hochglanzaction und massig Krachbumm das Geschehen immer flüssig, was Serienveteranen, die aus dem PC-Lager kommen, sicher zu schätzen wissen. Leider hat sich bei unserem Testmarathon auch ein alt bekannter und nerviger Bug eingeschlichen und zwar der Soundaussetzer, sobald man sich z.B. in einen Panzer setzt. Da allerdings bis zum Release noch ein Day One-Patch kommt, hoffen wir, dass DICE auch diesen kleinen Schandfleck nach drei Teilen beseitigen kann. Aber zurück zum spaßigen Teil, denn der Mehrspieler war selten so unterhaltsam wie jetzt. Das liegt nicht nur am Commander-Modus der für mehr Teamplay sorgen soll, sondern vor allem an den Maps, die dank dem Werbewort „Levolution“ einen frischen Twist in die zerstörbare Umgebung der Serie bringen. Das beginnt bei Kleinigkeiten wie verschließbaren Gattern und Toren, die euren Feinde bestimmte Wege versperren, oder dem Benutzen von Aufzügen, um auf ein Hochhaus zu kommen. Vorbei sind die Tage, an denen man nur mit Helikoptern die höchsten Dächer erreicht hat! Diese kleinen Dinge eröffnen nun neue Wege, die euch mehr Einfluss auf das Spielgeschehen geben und ein geschlossener Rollladen oder ausgefahrene Autosperrblöcke sind nicht selten maßgeblich dafür, ob ihr eine Stellung halten könnt oder nicht. Wirklich cool wird es allerdings erst mit den großen Veränderungen auf den Maps, die entweder nach einer gewissen Zeit eintreten oder von den Spielern herbeigeführt werden. So z.B. ein aufkommender Taifun, der die Sonne verschluckt, die Palmen hin und her reißt und das vorher noch ruhige Meer in ein welliges Monster verwandelt. Selbst die neuen Kanonenboote, die waffenstarrenden marinen Pendants der leichten Panzerwagen, haben hier ihre Müh und Not, sich gegen diese Gewalten durchzusetzen und erst hier zeigt sich, wer wirklich gut am Steuer ist, denn trotz meterhoher Wellen setzen die Kampfhandlungen nicht einfach aus. Ein anders tolles Beispiel ist die Map „Flood Gates“ in der man (un)absichtlich einen Teil des Überlaufdamms so schwer beschädigen kann, dass das Kampfgebiet langsam überflutet wird. Während zu Beginn des Matches Fußtruppen noch supermobil sind, muss man fünf Minuten später bereits durch hüfthohes Wasser waten (wobei euer Charakter schick die Waffe anhebt), das matschig und mit Treibgut aus dem nahen Park angereichert ist. Wenig später hechtet man als Soldat nur noch von Dach zu Dach, denn der Wasserspiegel ist bis zum ersten Stock angestiegen und schnelles Vorankommen ist nur noch per Heli oder Amphibienfahrzeugen möglich. Toll, wie sich innerhalb weniger Minuten die Dynamik einer Map komplett wandelt. Wer sich schnell darauf einstellt und die Veränderungen zu seinem Vorteil nutzt, hat deutlich bessere Chancen auf den Sieg. Und Chancen wollen genutzt werden, denn der neue Modus Obliteration, in dem sich zwei Teams um einen Bombe streiten, gehört mit zu den brutalsten und intensivsten Gefechten, die wir uns jemals in Battlefield geliefert haben. Hier braucht ihr Nerven aus Stahl und ein Team, dass alle Möglichkeiten und besonders Fahrzeuge in ihren Funktionen ausschöpft.

Battlefield 4 Screen 2

Feinschliff
Andere Dinge wiederum springen nicht so sehr ins Auge, da diese Veränderungen subtil vorgenommen wurden. So ist nun jede Klasse etwas besser ausbalanciert, was Spieler ermutigen soll, nicht nur als Assault durch die Gegend zu rennen. Besagten Klasse kann z.B. nicht mehr im Sekundentakt gefallene Kameraden wiederbeleben, was verhindern soll, dass gute Squads praktisch unsterblich sind. Um die höhere Sterblichkeitsrate etwas auszugleichen, ist die Teamanzahl dafür auf fünf Spieler pro Squad gewachsen. Somit haben gefallene Kameraden eine höhere Chance, auf ihren Teamkollegen zu spawnen, solange diese überlebt haben. Grundsätzlich ist man nun zu einem vorsichtigeren Vorgehen angehalten, denn wer länger überlebt, schaltet bis zu vier Stufen an passiven Boni frei, die euch mehr Munition, weniger Schaden im Brustbereich und noch viele andere coole Dinge, abhängig vom gewählten Kit (jede Klasse hat neben zwei Standardkits – offensiv und defensiv – auch zwei klassenspezifische Sets). Folgsame Squads können vom Kommandanten übrigens befördert werden, was wiederum besagte Boni schneller aufsteigen lässt. Wie ihr seht, hat es DICE also geschafft, viele der separaten Ebenen des Spiels geschickt miteinander zu verweben und das Resultat kann sich mehr als sehen lassen. Abgerundet wird das Ganze noch vom neuen BattleLog, das euch nicht nur viele Personalisierungsoptionen im Bereich eurer Ausrüstung und alle möglichen Statistiken über eure bisherigen Leistungen liefert, sondern euch auch erlaubt, Herausforderungen an Freunde auszusprechen, die nicht nur mit XP-Belohnungen aufwarten, sondern auch einen Heidenspaß machen, wenn man sich mit anderen im (hoffentlich) freundlichen Wettstreit messen kann.

Battlefield 4 Screen 4

Die Current Gen
Viele von euch werden sich das Spektakel sicher noch auf den aktuellen Konsolen holen, doch auch mit zusätzlicher Installation von Daten und Patches sind DICE hier an Limitierungen gebunden, die aus der in die Jahre gekommenen Technik resultieren. So gibt es keine stabilen 60 Frames bei 64 Spielern, sondern wie gehabt eine maximale Spieleranzahl von 24 pro Karte. Auch in Sachen Grafik kann sich der Titel noch so wacker schlagen, aber die Effekte der NextGen bleiben ihm verwehrt. Sein volles Potenzial entwickelt Battlefield 4 leider erst auf den neuen Konsolen, was allerdings nicht heißen soll, dass es auf den aktuellen schlecht ist; nur eben etwas kleiner. Wer aber sowieso umsteigen möchte, kann ja den 10 EURO Deal von EA in Anspruch nehmen und sich die digitale NextGen Version beim Kauf der CurrentGen Version sichern!

Eyes in the sky – Der Commander-Modus
Ein definitives Highlight ist die Rückkehr des Commander-Modus, der euch in die Rolle des Oberbefehlshabers eines Teams schlüpfen lässt. Anders als in Battlefield 2 jedoch, werdet ihr nun völlig aus dem Spielgeschehen genommen und gebt via eigener Übersichtskarte euren Squads Angriffs- und Verteidigungsbefehle. Befolgen diese eure Order (was auch der Squad mehr Punkte bringt), schalten sich bald zusätzliche Fähigkeiten wie das Beordern von Artillerieschlägen frei, mit denen ihr neben Aufklärungsdrohnen und EMP-Schlägen eure Bodentruppen unterstützen könnt. Besonders intuitiv hat sich dabei die Steuerung via Tablet entpuppt, mit der man sich nicht nur wie das taktische Oberhaupt  einer Armee fühlt, sondern auch blitzschnell Einheiten verschiebt und den Gegner mit allen Mitteln stört. Am Ende darf man sich auch immer mit dem gegnerischen Kommandanten mittels Statistik vergleichen, sogar wie viele Aktionen pro Minuten ihr hattet und welches Team mehr Befehlen Folge geleistet hat. Wer einen taktischen und gebieterischen Knochen im Leib hat, wird diesen Modus zu schätzen wissen.

Battlefield 4 Screen 5

Was ist mit der Xbox One-Version?
Ja, wir durften sie spielen. Ja, sie ist größtenteils ident mit der PS4-Version und spielt sich genauso flüssig, wenn auch in Sachen Auflösung die PS4 ein wenig die Nase vorne hat. Nein, wir dürfen sie nicht in die Wertung inkludieren, denn Microsoft hält an einem Embargo bis zum 12. November fest. Falls wir jemals einen Extratest anstreben – was nicht passieren wird – würde dieselbe Wertung darunter stehen.
Grafik: Hübsche Texturen, Bumpmapping, sowie tolle Licht- und Wettereffekte lassen BF4 in neuem Glanz erstrahlen.
Sound: Wuchtige Geschütze, dröhnende Explosionen und ein treibender Soundtrack mit dem Battlefield-typischen Gewumme verleihen dem Titel die richtige Stimmung.
Handling: Die Kontroller werden gut ausgenutzt, aber nicht überladen. Außerdem hat sich einiges an den Kontrollen der Fahrzeuge getan, damit diese Einsteigerfreundlicher werden.
Motivation: Neue Waffen, neue Ausrüstung, neue Abzeichen, neue Passivboni – jedes Level bringt Belohnungen, mit denen ihr eure Klassen weiter personalisieren könnt.

 

Pro und Con

+ viele Detailverbesserungen im Mehrspieler
+ Commander-Modus gut gelungen
– trotz NextGen kein Quantensprung
– Story-Lücken im Einzelspieler

imgresEntwickler: DICE
Genre: Taktik-Shooter
Plattform: PS4/PC
Spieler: 1-64
Erscheint: 31.10.2013
Preis: ca. 60 Euro
Alter: 18+
Sprache: dt./engl.
Text: dt./engl.

Martin Schubert

Review Overview

Wertung - 9

9

Wer das verpasst ist selber schuld!

Ich möchte hier keine Träume zerschlagen, aber Battlefield 4 ist weder eine Revolution, noch wird es für viele eine technische Offenbarung der nächsten Generation sein, denn für beides fehlt noch das gewisse Etwas. Doch wer die erste Stunde hinter sich hat, wird merken, wie roh der Vorgänger war und wie viel Mühe die Entwickler darin gesteckt haben, sich das Feedback der Community zu Herzen zu nehmen und all die Kanten abzuschleifen, die Battlefield 3 geplagt haben. Das Ergebnis ist ein Multiplayer-Shooter auf ganz hohem Niveau und mit gigantischen Ausmaßen, der so unglaublich viel Spaß macht, dass wir uns gar nicht von unseren Testgeräten losreißen wollten. DICE haben es wieder einmal geschafft, ihr digitales Schlachtfeld auf das nächste Level anzuheben, das auf Konsolen noch nie so schön und so flüssig gelaufen ist. Wer das verpasst ist selber schuld!

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