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Spiele, die ich vermisse #111 (Xmas-Special): Bubble Bobble

Hallo, mein Name ist Florian und ich habe ein Problem: Weihnachten steht vor der Tür, und das heißt, dass ich wie jedes Jahr eigentlich mit ein Spiel mit besinnlichem Touch vermissen würde. Allerdings muss ich einmal mehr feststellen: Das ist gar nicht so einfach. Aus irgendeinem Grund gibt es relativ wenig Spiele, an die man sich erinnern sollte, die Weihnachtsinhalte haben – und nach James Pond 2: Codename Robocod und Secret of Mana aus den vergangenen beiden Jahren wollen mir gar nicht mehr so viele Titel einfallen, die Weihnachten so richtig thematisieren. (Gut, es gäbe da noch die Xmas Lemmings, aber ganz ehrlich – Lemmings hatten wir schon, und so richtig viel Unterschied gibt es zwischen diesem Spiel und der anderen Version dann auch wieder nicht). Gut, also Planänderung: Spiele, die ich mit Weihnachten verbinde. Auch kein leichtes Thema – aber wenn ich an Christbäume und Spiele denke, fällt mir dann rasch mein C64 ein, den ich an einem schönen Weihnachtstag im Jahre 1987 bekommen habe. Und da gibt es dann doch eine große Auswahl an Titeln, die ich vermissen kann, weil sie meine frühen Erinnerungen an Videospiele umfassen. Und im Zuge meiner Kindheitserinnerungen blieb ich an einem Titel hängen, der mir lange Freude gemacht hat. Sein Name? Bubble Bobble.

Vor allem ältere Spieler werden an dieser Stelle vermutlich sofort Bilder vor Augen haben, denn dieser Taito-Titel startete nicht nur eine (bisweilen reichlich verzweigte) Serie, sondern ist auch mit zahlreichen Erinnerungen verknüpft – und damit meine ich sicherlich nicht nur meine. Dabei ist die Geschichte des Spiels leicht erzählt: Eine dunkle Macht (wer hier wirklich dahinter steckt, bleibt bis zum Sequel offen) entführt die zwei Freundinnen der Brüder Bubby und Bobby und verwandelt die beiden Burschen zu allem Überdruss auch noch in Drachen. Noch weiß er allerdings nicht, dass er damit seinen eigenen Untergang heraufbeschwört, denn die beiden Drachenburschen machen sich auf den langen Weg durch 100 Level, um die Verwandlung aufzuheben und ihre Freundinnen zurückzubekommen.

Bubble-Bobble

Wer bei Drachen jetzt allerdings an große, feuerspeiende Monster denkt, ist bei Bubble Bobble ganz falsch. Die Bub und Bob (wie sie in ihrer Drachenform genannt werden) sind eher knuffig süß denn gefährlich und statt Feueratem verschießen sie nur Blasen. Die haben es allerdings in sich, denn die meisten Gegner können in ihnen gefangen gehalten werden, was sie allerdings nur temporär unschädlich macht. Um sie wirklich auszuschalten, müssen die Blasen samt Gegnern erst zum Platzen gebracht werden – praktisch, dass Drachen Hörner am Kopf oder (zum Draufspringen) genug Gewicht haben, unpraktisch hingegen, dass die Blasen oft unsichtbaren „Luftströmungen“ folgen. Blasen können aber auch als Sprunghilfen verwendet werden, denn auch wenn die einen Screen großen Levels am Anfang recht simpel erscheinen und man recht problemlos die einzelnen Plattformen auf dem Weg nach links, rechts, oben und unten (und wenn man ganz unten rausfällt, wieder ganz nach oben) nutzen kann, wird es rasch komplizierter, an alle Stellen zu gelangen. Das ist zwar gar nicht immer nötig (das Ziel ist ausschließlich, alle Gegner auf dem Screen auszuschalten), aber recht praktisch, um alle Powerups zu erhalten – und manchmal versteckt sich gerade ein hinterlistiger letzter Gegner in diesem schwer erreichbaren Winkel …

An etlichen Details im Gameplay zeigt sich auch der Ursprung des Spiels: Die erste Inkarnation von Bubble Bobble wurde in der Spielhalle gespielt, erst nach dem Erfolg gab es zahlreiche Ports (die zum Teil nicht nach dem Sourcecode, sondern nach bloßer Beobachtung des Spiels programmiert wurden und sich bisweilen in Details, aber auch Levels unterschieden). Dementsprechend gibt es einen starken Fokus auf Highscores (Gegner verwandeln sich regelmäßig in punktebringende Früche; diese dienen natürlich unter anderem dem Eintrag in der Highschoreliste) und eine Vielzahl an Abschnitten (wie erwähnt gibt es 100 Levels plus Bonusabschnitte, man ist also schon eine Weile beschäftigt, selbst wenn man einzelne überspringen kann); spielt man alleine, gibt es regelmäßige Aufforderungen, doch einen zweiten Spieler mitspielen zu lassen, und in den Levels gibt es ein Zeitlimit, das einen schon nach relativ kurzer Zeit mittels „Hurry up“ gemahnt, doch endlich alle Gegner auszuschalten; gelingt einem das nicht, werden die Gegner wütend (und damit schneller) – das passiert allerdings auch, wenn sie z.B. in einer Blase landen, die nicht zerstört wird, und sie deshalb aus dieser ausbrechen können. Dann ist es zwar nur ein Gegner, der schneller wird, aber zu spaßen ist mit ihm dennoch nicht. Ein Hurry Up! Sollte man allerdings nicht ignorieren – knapp darauf taucht ein unbarmherziger Jäger (oder deren zwei) auf, der erst verschwindet, wenn einer der beiden Drachen tot ist.

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Gerade habe ich von beiden Drachen gesprochen – und das recht bewusst, denn auch wenn man Bubble Bobble alleine spielen kann, ist es als Coop-Titel für zwei Spieler gedacht. Das bringt nicht nur mehr Spielspaß (immerhin kann man zu zweit noch mehr Chaos anrichten und besonders, wenn die Spezialbubbles für Feuer, Sturzfluten oder Blitze ins Spiel kommen, bricht bisweilen verwirrender Trubel aus), sondern ist auch nötig, um mehr als nur das „schlechte“ Ende zu sehen. Richtig gehört: Als eines der ersten Spiele bot Bubble Bobble mehrere Enden, genauer gesagt drei. Zwei davon waren offensichtlich: Ein schlechtes Ende gab es, wenn man das Spiel allein zu Ende brachte (dann wird nur ein Mädchen gerettet); in diesem bekam man einen Hinweis, es noch einmal mit einem Freund zu probieren; das gute Ende sah man hingegen, wenn man das Spiel kooperativ beendete (oder auch nur auf den letzten Drücker einen zweiten Spieler hinzufügte). In diesem wurden die beiden Burschen wieder zu Menschen und bekamen ihre Freundinnen zurück. Dieses Ende war auch der erste Schritt zum „wahren“ Ende, denn in dieser Version wurde der Code präsentiert, der den „Super-Mode“ freischaltete. In diesem waren die Gegner schneller und das Spiel schwieriger – aber gelang es auch hier zwei tapferen Spielern, das Ende zu sehen, wurde ihnen auch noch verraten, dass der Endgegner in Wahrheit die verzauberten Eltern der beiden Jungen waren. Damit konnten alle glücklich sein – zumindest bis zum nächsten Titel der Reihe namens Rainbow Islands.

Wie ihr euch anhand meiner Einleitung vermutlich schon gedacht habt, begegneten mir Bub und Bob das erste Mal auf dem C64. Eine genaue Zeitangabe, ob das schon an jenem ersten Weihnachten passiert ist, kann ich nicht machen – aber es war sicher recht bald nachdem der Heimcomputer den Weg ins Haus (damals noch nicht in mein Zimmer, sondern in das zum Glück kaum genutzte Wohnzimmer) gefunden hatte. Ich muss also etwa sieben oder acht gewesen sein, als mich die knuffigen kleinen Drachen, die so anders waren als viele andere Videospielfiguren der damaligen Zeit, in den Bann zogen und ich mich daran machte, Level um Level zu bezwingen – oft allein, bisweilen aber auch mit Freunden. Wirklich erfolgreich war ich dabei nicht – dass es einen Endgegner gibt, erfuhr ich erst ein paar Jahre später von meinem Cousin, der das Spiel auf dem NES besaß (wo es Passwörter für das Spiel gab, was den Weg zum Endgegner deutlich beschleunigte).

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Doch auch wenn ich lange Jahre nicht den Weg zum Endgegner fand, hat mir Bubble Bobble immer Spaß gemacht, was wohl der Grund ist, warum ich es bis heute vermisse. Das Chaos, das man (vor allem zu zweit) anrichten kann, war einfach zu großartig – ein Sturzbach hier, ein Feuerchen da, kreuz und quer fliegende Gegner – was Taito hier aus der eigentlich schwachbrüstigen Hardware herauskitzelte, war beeindruckend anzusehen und spielte sich flott, kurzweilig und war zwar leicht zu erlernen, aber sicher nicht leicht zu meistern. Gerade im Blick zurück zeigt sich, dass man damals nicht unzählige Ideen benötigte und Spielern jederzeit Neues bieten musste, sondern einfach mit einem durchdachten Spielprinzip, das man über viele Level zog, punkten konnte. Ja, heute vermisse ich das manchmal, wenn man alle fünf Minuten neue Ideen benötigt oder das Spiel gleich als abwechslungsarm abschreibt. Klar hat auch Bubble Bobble einen Punkt, an dem man sich denkt „jetzt hab ich genug, jetzt hab ich schon fünfzig Level mit demselben Gameplay gespielt“, aber bis dahin hat man schon genug Spaß gehabt, dass einen doch der Ehrgeiz packt, soweit wie möglich zu kommen – gerade trotz dieser Totpunkte. Addiert man das technisch gelungene Gesamtpaket, die knuffige Grafik und den Ohrwurm-tauglichen 8-Bit-Soundtrack, dann versteht man vielleicht, warum Bubble Bobble immer wieder in meinen Erinnerungen auftaucht und eine wunderbare Erinnerung an früher darstellt …

Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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