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Special: Die Geschichte von Nintendos Game & Watch

Auch wenn das Zeitalter der Handheld-Systeme (abseits von Nintendo) schon seit einigen Jahren zu Ende zu sein scheint, dank der Smartphones wird heute unterwegs mehr gespielt als jemals zuvor. Und auch Nintendo Switch ist für nicht wenige Käufer in erster Linie ein Handheld. Doch wer kann sich noch an die Anfänge dieser Entwicklung erinnern? Wer leistete die Pionierarbeit bei den tragbaren Games?

Anlässlich der Veröffetlichung von Game&Watch: Super Mario Bros. am 13. November 2020 Blicken wir zurück auf Nintendos ersten großen Erfolg im Bereich der tragbaren Videospiele!

In Österreich wurden die Spiele auch unter dem Namen Tricotronic von der Firma Stadlbauer vertrieben.

Spiele und beobachte

1977 trat Nintendo erstmals auf dem japanischen Unterhaltungs- und Verbraucherelektronikmarkt auf, indem man das Color TV Game 6 veröffentlichte, ein Spielsystem auf dem sechs Variationen des Tennisspiels Pong enthalten waren. Da Nintendos Fertigungsabteilung selber noch keine eigenen Mikroprozessoren für Spielgeräte herstellen konnte, entwickelte man das Color TV Game 6 in Kooperation mit Mitsubishi. Das Gerät war mit über einer Million verkaufter Stückzahlen für Nintendo in Japan ein großer Erfolg und so wurde im Folgejahr mit dem Color TV Game 15 ein Nachfolgemodell veröffentlicht, welches nicht minder erfolgreich war. Firmenchef Yamauchi wollte sich mit dem Erfolg dieser Geräte allerdings nicht zufrieden geben und suchte fieberhaft nach einem revolutionären und neuartigen Videospielprodukt. Seinem damaligen Entwicklungsteam erklärte Yamauchi: „Wir müssen in alle möglichen Richtungen Ausschau halten.“

Besonders beliebt sind die Multi-Screen Spiele. Die beiden Bildschirme zeigen schon 20 Jahre vor dem Nintendo DS die aktuelle Handheld-Vision von Nintendo.

„Vergessen Sie alles, woran Sie bisher gearbeitet haben, und denken sie sich etwas aus, das neu ist.“ Wie es der Zufall so wollte, waren zu dieser Zeit kleine kreditkartengroße Taschenrechner in Mode. Der Markt wurde geradezu mit den dünnen Rechnern überschwemmt, sodass die Preise für die Produktion äußerst gering waren. Game Boy- und Game & Watch-Erfinder Gunpei Yokoi (1941-1997) erklärte einmal: „Wir bei Nintendo betätigen uns nicht auf dem Gebiet, stets führend in der neuesten technologischen Entwicklung zu sein, sondern damit, Möglichkeiten zu erkunden, wie man ausgereifte neue Techniken für preiswerte Massenartikel nutzen kann.“ Angesichts der Entwicklungen im Bereich der Taschenrechner lag es für ihn auf der Hand ein Gerät zu entwickeln, welches, „kleiner, dünner und leichter war als alles, was es bisher gegeben hatte“ und zudem auch noch eine Menge Spaß machte.

Das Resultat der Arbeit in Nintendos Entwicklungsabteilung RDI (Research & Development) war schließlich Game & Watch. Ein Handheld in der Größe eines Taschenrechners mit LCD Bildschirm, welcher ein fix integriertes Spiel enthielt und in der Ecke des Screens eine kleine Digitaluhr. Neben den monochromen oder farbigen Bildschirmen besaßen die Game & Watch alle über ein Steuerkreuz (im Falle der Tabletops Mini-Joysticks) sowie mindestens einen Feuerknopf. Betrieben wurden die Spiele über zwei Knopfzellenbatterien, welche in einem Schacht, meist auf der Rückseite der Geräteseite, untergebracht wurden. Die Batteriedeckel sind übrigens neben Verpackung und Anleitung jene Teile, welche am häufigsten im Laufe der Jahre verloren gingen und bei Sammlern dementsprechend gehütet werden.

Satz und Sieg

Die Idee des Game & Watch war jedenfalls revolutionär und ein Erfolg auf der ganzen Linie. Nintendo überschwemmte den Weltmarkt geradezu mit seinen Handhelds und brachte es zwischen 1980 und Anfang der 90iger Jahre auf offiziell 59 verschiedene Game & Watch-Geräte, welche millionenfach verkauft wurden. Nicht mit eingerechnet sind dabei die wahrscheinlich ebenso zahlreichen illegalen Raubkopien. Die insgesamt 59 Spiele waren wiederum in zehn verschiedenen Unterserien (Screen Sizes) aufgeteilt. Die einzelnen Serien wurden großteils chronologisch im Laufe der Jahre veröffentlicht und lauteten: Silver Series, Gold Series, Wide Screen, Multi Screen, Color Screen Tabletop, Panorama Screen, New Wide Screen, Super Color, Micro Vs. System und Crystal Screen. Während die Silver-, Gold- und Wide Screen-Serien alle aus einem einfachen LCD-Bildschirm bestanden, gab es später auch aufwendigere Versionen. Weit verbreitet war etwa die Multi Screen-Serie mit aufklappbarem zweitem Bildschirm und bekannten Spielen wie Donkey Kong oder Zelda.

Unübersehbar ist die Ähnlichkeit der Multi Screen-Serie mit dem (nicht mehr ganz so) aktuellen Nintendo 3DS, auch wenn Mitte der 80er Jahre wohl noch niemand von einem Touchscreen auch nur zu träumen wagte. Nintendo-typisch innovativ waren auch die Micro Vs. System, von denen mit Punch Out, Donkey Kong III und Donkey Kong Hockey allerdings nur drei Versionen erschienen. Obwohl alle drei Games spielerisch miserabel waren, überzeugte zumindest der Einfall, mittels zweier ausziehbarer Joypads zu zweit gegeneinander spielen zu können. Vom ursprünglichen Gehäusedesign unterschieden sich die Tabletops am meisten von der restlichen Game & Watch-Serie. Ganz untypisch für die restlichen Screens setzte Nintendo hier auf ein Design, welches Spielautomaten nachgebildet war. Die Tabletops besaßen dabei neben einem kleinen farbigen Bildschirm einen Zwei-Wege-Joystick sowie einen Action-Button. Alle Game & Watch-Spiele sind mittlerweile begehrte Sammlerobjekte und werden in Top-Zustand inklusive Anleitung und Verpackung zu teilweise hohen Preisen gehandelt.

Das 60. Game & Watch

Obwohl offiziell nur 59 Game & Watch veröffentlicht wurden spricht man unter Sammlern öfters von 60 verschiedenen Versionen. Das mysteriöse sechzigste Gerät ist spielerisch ident mit dem Game & Watch Super Mario Bros., wurde aber im Gehäusedesign modifiziert. Die Auflage soll sich auf 10.000 Stück belaufen und wurde nur an Gewinner des Famicon Grandprix F1 Race-Turniers verteilt.

Mini-Classics-Serie

1998 ließ Nintendo mit der Serie Mini-Classics einige erfolgreiche Game & Watch-Titel wieder auferstehen. Neben Klassikern wie Parachute, Octopus und Fire gab es mit Donkey Kong und Oil Panic auch Mini-Classics mit Double-Screen sowie mit den Schlümpfen und Star Trek auch Neuentwicklungen. Die Mini-Classics besaßen alle einen Schlüsselanhänger und wurden von der österreichischen Firma Stadlbauer nicht nur mitentwickelt, sondern auch auch weltweit (mit Ausnahme von Japan) vertrieben.

Die Wiedergeburt: Game&Watch: Super Mario Bros.

Retro-Fans dürfen sich auf pure Nostalgie freuen, denn dieses neue Sammlerstück ist den Game & Watch-Konsolen der 1980er Jahre nachempfunden, die sich weltweit insgesamt 43 Millionen Mal verkauften. Die ursprünglichen Handheld-Systeme enthielten jeweils ein Spiel und konnten auch als Uhr verwendet werden. Game & Watch: Super Mario Bros. erweitert das klassische Design dabei um ein modernes Steuerkreuz. Enthalten sind die Spiele Super Mario Bros., Super Mario Bros.: The Lost Levels (in Japan als Super Mario Bros. 2 veröffentlicht) sowie eine spezielle Mario-Version des Game & Watch-Spiels Ball. Darüber hinaus bietet sie eine Digitaluhr mit 35 verspielten Details und Gastauftritten von Mario und seinen Freunden. Game & Watch: Super Mario Bros. erscheint am 13. November.

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