ArtikelComicsFilmHighlightNews

Special: Deadpool – Wer ist der Söldner mit der großen Klappe?

“An dem Tag, als mich mein Vater Odin aus Asgard verbannte, wurde ich von einem Vampir gebissen und bekam radioaktiven Müll in die Augen. Zu allem Übel aktivierte sich auch noch in dem Moment meine Mutantenfähigkeit das Wetter zu kontrollieren, als ich von einer Gammastrahlenexplosion getroffen wurde. Naja, eigentlich wurde ich zu dem, was ich bin, weil ich mich freiwillig für das Waffe X-Programm gemeldet habe.”

Diese kleine Anekdote, die im Vergleich zu einigen anderen Äußerungen des durchgeknallten Spandex-Trägers noch recht gemäßigt erscheint, zeigt trotzdem, wieso sich Deadpool den Titel “der Söldner mit der großen Klappe” redlich verdient. In den folgenden Zeilen werden wir versuchen, euch den eloquenten Querkopf ein wenig näher zubringen.

RTEmagicC_deadpool_bio.jpg

From Zero to Anti-Hero!
Deadpools Anfänge sind in den 90er Jahren zu finden, eine Zeit die unter Comicfans allgemein hin als „grim-n-gritty“ („grimmig und hart“) bekannt ist. Zu dieser Zeit waren die Helden mit blütenweißer Weste wie der makellose Superman nicht mehr angesagt. Figuren wie Spawn, Venom, Carnage wurden erschaffen – keiner von ihnen trumpfte mit besonders heldenhaftem Verhalten auf. Warum sollte dann ausgerechnet Deadpool ein Held werden, wenn Anti-Helden mit ihren Ecken und Kanten soviel interessanter sind? Eben diese Kanten sind es, die ihn so charmant machen! Sein Schöpfer Rob Liefeld, seines Zeichens ein Fan der DC-Serie Teen Titans, stellte seine neue Kreation dem Autoe Fabian Nieciza vor, dem sofort die Ähnlichkeit mit dem Teen Titans-Charakter Deathstroke auffiel. Deadpool erhielt daraufhin, als eine Art Hommage an Deathstroke aka Slade Wilson den Namen Wade Wilson und tat seine ersten Schritte im Marvel-Universum als gedungener Bösewicht in New Mutants #98.

Allerdings hatte dieser Deadpool noch nicht allzuviel mit dem beliebten Deadpool späterer Jahre gemein. Nach einigen kleinen Auftritten in anderen Serien wie The Avengers oder Daredevil konnte sich der vorlaute Söldner 1993 eine eigene Miniserie sichern, die von Joe “Mad” Madureira ihren Anstrich erhielt. Es sollte vier weitere Jahre dauern, bis Deadpool endlich eine Titelserie erhielt, die den Charakter so etablieren sollte, wie wir ihn heute kennen und lieben, denn Schreiberling Joe Kelly machte daraus eine Action-Comedy-Parodie mit Pulp- und Pop-Einschlägen, die sich im Gegensatz zu den sonst so düsteren Serien keine Sekunde lang ernst nahm. Joe Kelly prägte Deadpool durch seine abgedrehten Geschichten sowie beliebten Nebenfiguren wie Blind Al oder Weasel. Für die Leser war Deadpool schon lange kein simpler Bösewicht mehr und für die Autoren eine willkommene Abwechslung zum Comic-Alltag. Joe Kelly merkte einmal an: “Mit Deadpool konnten wir alles machen, was wir wollten, denn jeder lebte mit der Erwartung, dass die Comicserie in den nächsten fünf Sekunden eingestellt wird, also hat uns niemand Beachtung geschenkt. Und wir sind damit durchgekommen.”

RTEmagicC_uncanny_x_force_1_legion.jpg

Durch die vierte Wand
Was ist es aber, dass diesen Exzentriker par excellence so beliebt bei Fans und Autoren macht? Zum einen konnten die Autoren mit Deadpool ein Tabu brechen (und Deadpool ist verdammt gut darin, Tabus zu brechen, so erzählt er z.B., während er aus einem sehr zerschmetterten Zustand regeneriert, er würde gerne eine Pornoseite mit Superhelden starten) und die vierte Wand durchbrechen. Er ist sich seiner künstlichen Existenz voll bewusst und richtet nicht selten seine Kommentare in Richtung Leser oder Spieler. So wundert er sich etwa während eines Dialoges in Marvel: Ultimate Alliance 2, ob es eigentlich niemanden stört, dass er zweimal da ist, wenn man ihn zu dem Zeitpunkt im Team hat. Oder er fragt sich, ob er eigentlich immer noch in gelben Boxen denkt. Zum anderen ist Deadpool ein facettenreicher Spiegel, in dem sich sowohl Leser, Spieler als auch Autoren wiedererkennen. Er verkörpert jene Dinge, die wir gerne einfach aussprechen würden, anstatt sie runterz schlucken, die Regeln die wir gerne brechen würden.

Er ist ein Nerd durch und durch, liebt japanische Comics und verteidigt seine Chimichangas wie wir unsere Pizza vor Fitnessgurus. (Seine Beziehung zu Burritos könnte man sogar als amorös bezeichnen, jedoch ohne die körperliche Zuwendung aus “American Pie”) Er ist der Typ, der während eines Auftrages einer Oma über die Straße hilft und dabei einer knapp bekleideten Dame hinterher pfeift während er eine Katze Richtung Leser tritt. Doch hinter der psychischen Instabilität und der moralischen Flexibilität steckt ein Kern purer Menschlichkeit und ein Kerl, der nur versucht, seinen Platz in der Welt zu finden und genau auf dieser Ebene kann sich fast jeder mit Wade Wilson identifizieren. Deadpool würde uns darauf wahrscheinlich mit einem tiefgründigen “Suck it!” antworten.

RTEmagicC_dpcombo.jpg

Wie war das mit dem Film!?
Seit X-Men Origins: Wolverine mit einem mehr als umstrittenen „Deadpool“ an den Kinokassen aufschlug, kämpfte das Spin-off, welches sich ganz um den Merc with a Mouth drehen soll, ums Überleben. Doch einige Jahre und ein geleaktes Testfootage-Video später erobert Ryan Reynolds endlich die Kinos als Deadpool. Dabei wird der Film – ganz im Gegensatz zu X-Men Origins: Wolverine – sowohl der Comicvorlage als auch dem hierzulande verhängten Ab-16-Rating mit Sex, Gewalt und einer Menge dreckiger Witze gerecht.

Martin Schubert, Lukas Urban

RTEmagicC_CoolStoryBroDeadpool.jpg

Mehr zu Deadpool:

Shopping-Tipps (Partnerlinks):

[amazonjs asin=“3957986311″ locale=“DE“ tmpl=“Small“ title=“Deadpool Anthologie: Deadpools Greatest Hits“][amazonjs asin=“B00KC10VAG“ locale=“DE“ tmpl=“Small“ title=“Deadpool Paperback Sofcover #1: Tote Präsidenten (2014, Panini) **Marvel Now**“][amazonjs asin=“B01555DGLY“ locale=“DE“ title=“Deadpool – PlayStation 4″][amazonjs asin=“B01555DKME“ locale=“DE“ title=“Deadpool – Xbox One“]

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"