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Review: Xenoblade Chronicles 2

Zum bereits dritten Mal entführt uns Monolith Soft auf einer Nintendo-Konsole in ein neues Abenteuer der Xenoblade Chronicles-Reihe. Doch was erwartet uns? Ein Story-Monster in Xenogears-Qualität? Der Fokus auf Erkunden und Questen von Xenoblade Chronicles X? Oder doch ein ganz eigener Mix? Wir haben die Antworten.

Über den Wolken …

Xenoblade Chronicles 2 entführt euch in die Welt von Alrest, die sich als riesiges Wolkenmehr präsentiert, das von gigantischen Titanen durchstreift wird. Auf dem Rücken dieser Wesen spielt sich das Leben der Bewohner der Welt ab – darunter auch jenes von Rex, unserem Helden, der in klassischer JRPG-Manier eher unabsichtlich in ein viel größeres Abenteuer hineinstolpert. Eigentlich als Bergungstaucher immer auf der Suche nach Schätzen unter den Wolken stolpert er bei einem viel zu lukrativen Auftrag über eine legendäre Klinge, die sich als Pyra vorstellt. Ja, richtig gehört, Waffen haben hier Persönlichkeiten und sind sowohl Kampfutensil als auch Persönlichkeit. Pyra ist allerdings nicht irgendeine Klinge, sondern ein unglaublich mächtiges Exemplar, weswegen Rex und seine neue Freundin sich allerhand Verfolgern – darunter auch seinen ehemaligen Auftraggebern – erwehren müssen. Damit nicht genug, hat Pyra auch noch ihre ganz eigene Agenda: Sie möchte nach Elysium, ein sagenumwobener Ort, der hoch oben im Weltenbaum zu finden ist. Und ja, das ist keine leichte Aufgabe.

Das Gesetz der Serie

Die Xenoblade Chronicles-Reihe stellt eine gewisse Abkehr von den ursprünglichen Prinzipien der Xeno-Reihe (also Xenogears und Xenosaga) dar: Weg von zu komplizierten Storylines und unendlichen Cutscenes hin zu einem offeneren, erkundungs- und questbasierten Gameplay. Fans der erstgenannten Spiele ging das vor allem bei Xenoblade Chronicles X auf der Wii U deutlich zu weit, mit Xenoblade Chronicles 2 scheint nun der Spagat geschafft: Einerseits gibt es ordentlich Story, der es zu folgen gilt und die zum Teil in längeren Cutscenes erzählt wird. Andererseits gibt es genug zu tun, wenn ihr die Hauptquest mal Hauptquest sein lassen wollt: Die diversen Gebiete laden zum Erkunden ein und oft genug werdet ihr über Sachen stolpern, die ihr zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht lösen könnt, aber zu einer späteren Rückkehr einladen. Wer alles sehen will, sollte viele, viele Stunden für diesen Titel einplanen, wer nur der Hauptstory folgen will, kann das auch tun, sollte sich aber nicht beschweren, wenn ihm einige Dinge entgehen.

Auf in den Kampf!

Wenn ihr die diversen Videos zu Xenoblade Chronicles 2 gesehen habt, wisst ihr bereits, dass das Kampfsystem einen großen Fokus für das Spiel darstellt. Dementsprechend komplex ist es auch geraten, auch wenn es sich am Anfang einfach genug darstellt: Waffe ziehen, zum Gegner hinlaufen, den Auto-Attacken zusehen und wenn diese die verfügbaren Skills genug aufgeladen haben mit Spezialangriffen loslegen (und optimaler Weise das Timing noch an die Auto-Attacken anpassen). So einfach bleibt es allerdings nicht lange, denn wenn ihr erst einmal mit drei verschiedenen Klingen, zwischen denen ihr wechseln könnt, jeweils drei Skills, die euch die jeweilige Waffe zur Verfügung stellt, und einer von der Konsole gesteuerten Party, mit denen ihr über Spezialangriffe Kombos auslösen könnt, loslegt, gehört neben einer Portion Glück, dass die KI auch wirklich das macht, was sie soll, auch eine ordentliche Prise Taktik dazu. Und da haben wir noch gar nicht angefangen vom Level-System zu sprechen, bei dem ihr eure Klingen und Partymitglieder anpassen könnt. Allerdings erschlägt euch das Spiel mit diesem System nicht, sondern führt die diversen Prinzipien nur langsam ein, sodass ihr zwar erst nach etlichen Stunden eure letzte Tutorial-Nachricht gesehen habt, aber wenigstens Zeit hattet, euch an die Komplexität des Systems zu gewöhnen. Dennoch bleiben euch leider einige Frustmomente nicht erspart, sei es, weil die KI nicht macht, was sie soll, die Zielerfassung mal wieder nicht das richtige Ziel auswählen will, oder ihr aus Kristallen langsam, eine nach der anderen neue Klingen erzeugt, und feststellt, dass dabei wieder nur Schrott rausgekommen ist.

Quest? Quest wo?

Und weil wir gerade bei „Frustrierend“ sind: Auch das Questsystem hätte man noch ein wenig überdenken können. Einerseits können wir nur eine Quest gleichzeitig als aktive Aufgabe auswählen, andererseits gibt es zwar einen praktischen Kompass, der uns sagt, wo wir hinmüssen, aber dieser geht bisweilen vor Icons über und kann vor allem bei Locations mit mehreren Ebenen oder zu vielen verwinkelten Gängen eher für Verwirrung sorgen. Das ist aber nur ein geringer Preis dafür, dass die Umgebung durchaus gelungen gestaltet ist und wir neben belebten Städten auch grandiose Landschaften zu Gesicht bekommen. Nein, an die Größe der Landmasse von Xenoblade Chronicles X kommen wir hier nicht heran, aber dafür gibt es hier einfach überall etwas Neues zu entdecken. Leider handelt es sich bei diesem „Neuen“ aber auch oft um Gegner, die für unsere momentane Party zu stark sind. Wer einfach blind dem Kompass vertraut, landet also oft in einer Situation, die kaum zu gewinnen ist. Zum Glück ist das Rücksetzsystem aber durchaus fair und gespeichert darf auch quasi jederzeit werden.

Licht und Schatten

Kurz haben wir auch schon die Präsentation angeschnitten, jetzt wollen wir sie zum Abschluss noch einmal kurz hervorheben: Technisch ist Xenoblade Chronicles 2 in Anbetracht der Switch-Hardware wirklich gelungen – vor allem auf dem Fernseher sehen wir fast konstante Frameraten, schöne Landschaften und gelungene Effekte. Im Handheld-Modus kommt es dafür vermehrt zu Unschärfe-Effekten, die allerdings oft genug vernachlässigbar sind. Gelungen ist auch die Musik, über die Sprachausgabe kann man hingegen streiten – nicht nur, dass wir oft dieselben kurzen Einwürfe zu hören bekommen, die noch dazu nicht immer zur Situation passen, sind auch die übrigen Dialoge mit zahlreichen britischen Akzenten vertont worden, was sicher nicht jedermanns Sache ist. Optional gibt es allerdings die japanische Sprachausgabe zum Download.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Story, Erkunden und spannende Kämpfe

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Fan der Xeno-Spiele alter Schule bin und mit den Xenoblade Chronicles nicht ganz so warm geworden bin, wie ich es gerne wäre, da das, was für mich Xenogears und –saga so besonderes gemacht hat, hier eher beiseitegeschoben wurde. Umso mehr macht es mich froh, dass Xenoblade Chronicles 2 nun endlich den Spagat geschafft hat, auf den ich schon lange hoffe. Die Story ist interessant und bringt ihre Wendungen mit sich, aber gleichzeitig kann ich auch die Welt erkunden und diversen Nebenquests nachgehen, die sich zwar oft wie ganz normale Hol- und Bringaufgaben anfühlen, aber sich dennoch bisweilen (aber bei weitem nicht immer) sehr spannend entwickeln. Auf der Negativ-Seite würde ich vier Dinge anführen: Die Questmarker, die bisweilen mehr verwirren als nützen: das Lootbox-esque Prinzip der Kristalle, aus denen man Klingen erzeugt (keine Angst, man kann kein Echtgeld für Kristalle ausgeben); das Kampfsystem ist mir persönlich dann doch zu überladen; und der Beginn der Geschichte ist etwas zäh geraten – man muss dem Spiel fünf bis zehn Stunden Zeit geben, bis es „klick“ macht. Nein, auch dieses Spiel wird mich nicht davon abbringen, dass ich lieber Xenogears als Xenoblade Chronicles spielen würde.. Aber die Switch hat nun definitiv ihr erstes großes JRPG – und man darf es als wirklich gelungen bezeichnen.

Genre: Rollenspiel
Entwickler: Monolith Soft
Erscheint: 1. Dezember
Preis: ca. 60 Euro
System: Nintendo Switch

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Florian Scherz

Bereits früh entwickelte Florian zwei große Leidenschaften: Videospiele und Theater. Ersteres brachte ihn zu einem Informatikstudium und zu Jobs bei consol.MEDIA und Cliffhanger Productions; zweiteres lässt ihn heute (unter anderem) als Schauspieler, Regisseur, Komponist und Lichtdesigner arbeiten. Wenn er gerade keine Musicals inszeniert, spielt oder schreibt, vermisst er auf Shock2 Videospiele von anno dazumal in seiner Blog-Reihe "Spiele, die ich vermisse".

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