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Review: X-Men: Apocalypse

„Der dritte Teil ist immer der schlechteste“ witzelt ein Charakter in X-Men: Apocalypse. Es ist eine Anspielung auf den dritten X-Men-Film Der letzte Widerstand aus dem Jahr 2006, der im Gegensatz zu den direkten Vorgängern nicht unter der Regie von Bryan Singer entstand und sehr negativ bewertet wurde. Die Aussage lässt sich aber auch auf X-Men: Apocalypse anwenden, den dritten Film einer neuen Generation von X-Filmen, der den positiv aufgenommenen Filmen X-Men: Erste Entscheidung und X-Men: Zukunft ist Vergangenheit nachfolgt. Apocalypse ist kein hoffnungslos schlechter Film, leidet aber unter vielen Problemen, von denen auch viele der mittelmäßigen Marvel-Comic-Events in den letzten Jahren geplagt wurden: zu viele Charaktere, ein enttäuschender dritter Akt, kaum Fokus und zu wenige herausragende Momente.

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En Sabah Nur/Apocalypse (Oscar Isaac), der erste Mutant, wurde vor Jahrtausenden als Gott verehrt und verlängerte sein Leben, indem er sein Bewusstsein von Körper zu Körper transferierte. In den 80er Jahren (zehn Jahre nach X-Men: Zukunft ist Vergangenheit) wird er aus seinem tiefen Schlaf im inneren der Erde erweckt und beginnt sofort, seine vier „Reiter der Apokalypse“ zu rekrutieren. Er überzeugt Storm (Alexandra Shipp), Angel (Ben Hardy), Psylocke (Olivia Munn) und Magneto (Michael Fassbender), ihm bei der Auslöschung der von ihm als minderwertig erachteten Menschheit zu helfen. Auf der anderen Seite stehen Professor Xavier (James McAvoy), Beast (Nicolas Hoult), Mystique (Jennifer Lawrence) und Quicksilver (Evan Peters) sowie den neuen, jungen Versionen von Jean Grey (Sophie Turner), Cyclops (Tye Sheridan) und Nightcrawler (Kodi Smit-McPhee).

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Im Gegensatz zu The First Avenger: Civil War hat X-Men: Apocalypse große Schwierigkeiten, jedem Mitglied des großen Ensembles genug Platz einzuräumen. Das führt dazu, dass zwar alle Charaktere zu sehen sind, aber kein klarer Fokus auszumachen ist. Ein Umstand der noch verschlimmert wird, wenn für die Story komplett verzichtbare Charaktere wie die Mutantin Jubilee (Lana Condor) eingeführt werden, ohne eine tatsächliche Rolle zu erfüllen. Noch unverständlicher ist das im Fall von Moira MacTaggert (Rose Byrne), die bereits aus X-Men: Erste Entscheidung bekannt ist. Die CIA-Agentin hat keinen Einfluss auf die Handlung, trägt aber dazu bei, dass der Film mit zweieinhalb Stunden überflüssig aufgebläht wirkt.

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Die Darsteller machen aus ihrem Material das Beste, insbesondere Fassbender, der als Magneto nicht viel Neues zu bieten hat, aber wie immer eine tolle Leistung abliefert. Jean Grey, Cyclops und Nightcrawler hätten mehr Entfaltungsmöglichkeiten vertragen können, haben aber einen guten Einstand im X-Universum und machen Lust auf zukünftige Filme. Der einzige Schwachpunkt ist Jennifer Lawrence, der förmlich ins Gesicht geschrieben steht, wie wenig Begeisterung sie ihrer Rolle als Mystique abgewinnen kann. Die beste Szene des Films ist nach Zukunft ist Vergangenheit einmal mehr eine Sequenz, in der Quicksilver eindrucksvoll seine Schnelligkeit unter Beweis stellt – untermalt von Eurythmics‘ Sweet Dreams. Wesentlich weniger zu tun haben Storm, Angel und Psylocke, die Apocalypse meist einfach flankieren und kaum Dialogzeilen haben.

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Der dritte Akt ist wie in den meisten Superheldenfilmen eine Enttäuschung und bietet zwar massenhaft unpersönlich wirkende Zerstörung und zu wenig interessante Action, die auf der Charakterebene interessant ist. Der Kampf am Ende wirkt, als hätte man sich ein wenig am letztjährigen Fantastic Four-Rohrkrepierer bedient. Isaac tut im Übrigen sein Bestes, um trotz der vielen Make-Up-Lagen auf seinem Gesicht bedrohlich zu wirken, was ihm aber nicht immer gelingt.

Review Overview

Wertung - 6.5

6.5

Rückwärtsschritt

X-Men: Apocalypse markiert einen Rückwärtsschritt für das Franchise, das mit den beiden direkten Vorgängern (und dem phänomanalen Deadpool) wieder auf Schiene gebracht wurde. Doch obwohl es so wirkt, als sei Regisseur Bryan Singer mit seinen X-Men-Filmen irgendwo Anfang der 2000er Jahre hängen geblieben, bietet Apocalypse durchaus unterhaltsames Popcornkino, das das Potential zu so viel mehr gehabt hätte.

Zweitmeinung von Steffi:
X-Men: Apocalypse hat eindeutig gute Momente, aber auch einige schlechte. In manchen Szenen muss man fassungslos Ereignissen folgen, die teilweise frappierende Ähnlichkeiten mit Geschehnissen aus den Vorgängerfilmen aufweisen.

Die Schauspieler sind sehr gut gewählt und stellen ihre Charaktere einwandfrei dar, die meisten bekommen auch ausreichend Zeit, um nicht einfach als „eine/r von vielen“ in der Masse der X-Student/innen unterzugehen. Bei manchen Charakteren wäre mehr Screentime wünschenswert gewesen.

Das große Highlight im Film ist weder Apocalypse, noch seine vier apokalyptischen Reiter, sondern Quicksilver, der erneut allen die Show stiehlt. Wie in X-Men: Zukunft ist Vergangenheit gibt es eine fantastische Szene, in der er seine Kräfte zum Besten gibt und den Quicksilver aus Avengers: Age of Ultron mit viel Humor locker in den Schatten stellt.

Obwohl der Film sehr von der Comicvorlage abweicht, hat er doch seine eigene Geschichte, die innerhalb der X-Men-Filme Sinn ergibt. Die Andeutungen auf zukünftige Filme stimmen – nicht zuletzt dank der neu vorgestellten Charaktere – zuversichtlich.

X-Men: Apocalypse (2016)
Regie: Bryan Singer
Drehbuch: Simon Kinberg
Mit: James McAvoy, Michael Fassbender, Jennifer Lawrence, Oscar Isaac, Sophie Turner, Olivia Munn
Länge: 144 Minuten
Kinostart: 20.05.2016

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