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Review: Wonder Boy: The Dragon’s Trap

Seit geraumer Zeit setzen Publisher auf Remakes und Remaster, um den Spielekatalog aufzupolstern. Meist handelt es sich um leicht verbesserte Versionen von Titeln, die erst ein paar Jahre auf dem Buckel haben. 8-Bit-Klassiker wie Wonder Boy 3: The Dragon’s Trap bilden hier die Ausnahme. Das bereits 1989 für Segas Master System erschienene Action-Game zählt für zu den besten 8-Bit-Games der Videospielgeschichte. Der Mix aus klassischen Jump-and-Run und Metrovania-Elementen galt lange Zeit als Geheimtipp und konnte qualitativ locker mit der populären Konkurrenz auf dem NES mithalten. Mit ein Grund, weshalb das Spiel bereits mehrmals für unterschiedliche Plattformen portiert wurde.

Genau genommen verwischen bei Wonder Boy: The Dragon’s Trap die Grenzen zwischen HD-Remaster und Remake, denn das eigentliche Spiel ließen die Entwicklern von Lizardcube, die selbst große Fans des Originals sind, an sich unangetastet. Der überwiegende Teil der Entwicklungsarbeit floss somit in das Neudesign der Grafik, welche nun in einem zauberhaften HD-Zeichentrickstil daherkommt. Wie aber spielt sich der aufgehübschte Klassiker im Jahr 2017? Ãœberraschend gut, denn Spielprinzip und Gameplay funktionieren, mit ein paar wenigen Abstrichen, auch heute noch.

Jedes Ende ist auch ein Anfang
Wie bei fast jedem Videospiel der 8-Bit-Ära ist auch die Geschichte von Wonder Boy schnell erzählt. Genau wie im Original beginnt ihr euer Abenteuer mit dem Ende des damaligen zweiten Teils. Als „Wonder Boy“, oder optional für das Remake auch als „Wonder Girl“, befindet ihr euch im Schloss des Meka-Drachen, um diesen den Garaus zu machen. Nachdem ihr die kurze Einführung abgeschlossen und den Meka-Drachen gestellt habt, trifft euch dessen Fluch und ihr werdet in einen Echsling verwandelt. Ihr begebt euch fortan auf die Suche nach dem Salamanderkreuz, einem magischen Item, das Flüche aufheben kann.

Doch bevor es soweit ist, müsst ihr noch einige Bosskämpfe und Verwandlungen über euch ergehen lassen. Neben dem Echsling erwarten euch noch vier weiter Tierformen. Als Maus habt ihr die Fähigkeit, an speziellen Plattformen, auch kopfüber, entlang zu laufen, während ihr als Piranha unter Wasser schwimmen, als Löwe ordentlich austeilen und als Falke ein Stück weit fliegen könnt. Durch die unterschiedlichen Fähigkeiten gelangt ihr nach und nach in die zuvor noch unzugänglichen Bereiche und Levelabschnitte des Spiels. Im Vergleich zu den beiden Jump-and-Run-Vorgängern wurde das Spielkonzept von Wonder Boy 3 damals stark erweitert. Der nicht lineare Spielverlauf, das Item-System und die in sich verzweigten Levels erinnerten eher an die Urväter des Metroidvania-Genres, die beide für das NES erschienen: Nintendos Metroid und Konamis Castlevania. Was den Schwierigkeitsgrad betrifft, kann man Wonder Boy: The Dragon’s Trap durchaus als „fordernd“ bezeichnen. Auf eine Vielzahl an Geheimnissen müsst ihr nämlich ganz alleine kommen, ganz so wie damals eben.

Sollte Wonder Boy (oder Girl) vorschnell das Zeitliche segnen, landet ihr im Dorf, das als Hub fungiert. Von hier könnt ihr nicht nur in die unterschiedlichen Bereiche im Spiel gelangen sondern auch Ausrüstung in Form von Schwertern, Schilden und Rüstungen verbessern. Ihr solltet zudem nicht zimperlich sein und die im Spiel auffindbaren Zusatz-Items wie Pfeile, Blitze, Bumerang oder Feuerbälle auch gelegentlich einsetzen. Denn sobald euer Charakter stirbt, sind diese auch wieder weg. Die erworbene Ausrüstung wie auch die eingesammelten Münzen bleiben euch jedoch erhalten.

Das Speichersystem wurde ebenfalls überarbeitet und das Spiel speichert automatisch, sobald ihr wieder im Dorf seid. Retrofans dürfen sich auch gerne wieder die Passwörter notieren, die ihr wie gewohnt beim Schwein in der Kirche erhaltet. Witziges hierbei ist, dass sich die Passwörter auch in euer altes Sega Master System-Spiel eingeben lassen und somit euren Spielfortschritt aus der aktuellen HD-Version auf dem Master System weiterspielen könnt – und umgekehrt.

Schöne alte Welt
Das Herz und Glanzstück des Remakes ist die Grafik. Die handgezeichneten Grafiken und Animationsphasen sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet und unendlich charmant. Gelegentliche Licht- und Schatteneffekte, zusammen mit dem phantastisch aussehenden Parallax-Scrolling, schaffen einen sehr schönen Tiefeneffekt und machen Wonder Boy: The Dragon’s Trap zu einem der schönsten Remakes aus der 8-Bit-Ära. Ihr habt nicht nur die Möglichkeit, jederzeit fließend zwischen der HD- und Retro-Grafik zu wechseln, sondern auch Effekte wie Scanline, Röhren-TV-Bild und Gammakorrektur hinzu zu schalten. Für den richtigen Retrosound haben die Entwickler ebenfalls gesorgt. Die Original-Musikstücke lassen sich sogar auf die klanglich besseren FM-Sound der japanischen Version einstellen. Der Sound des HD-Remakes steht der Grafik in nichts nach. Die bekannten Musikstücke des Originals wurden neu arrangiert und interpretiert.

Die getestete Nintendo Switch-Version besticht durch den Handheld-Modus der neuen Konsole. Wonder Boy: The Dragon’s Trap eignet sich hervorragend für das Lümmeln im Bett oder auf der Couch und natürlich auch für ein Spielchen unterwegs. Für meine Steuerungs-Ansprüche haben sowohl die Buttons wie auch der Analogstick gereicht, Retro-Puristen könnte das Fehlen eines digitalen Steuerkreuzes auf den Joy-Con dennoch stören. Der Pro Controller der Switch wird ebenfalls unterstützt und bietet auch ein Steuerkreuz.

Review Overview

80 - 8

8

Schönes 8-Bit-Remake

Mit Wonder Boy: The Dragon's Trap haben die Entwickler von Lizardcube ein wundervoll designtes Remake geschaffen, das auch heute noch begeistern kann. Elemente wie die handgezeichneten Grafiken, das fantastisch aussehende Prallax Scrolling und die neu arrangierten Musikstücke holen den Wunderjungen würdig in die Gegenwart. Zwar wirkt das 8-Bit-Gameplay an Punkten wie den,im Vergleich zum restlichen Spiel kaum fordernden Bosskämpfen mittlerweile etwas angestaubt, dennoch kann man das Spiel durchaus auch jüngeren Semestern ans Herz legen.

Genre: Action-Adventure
Entwickler: Lizardcube
Preis: ca. 20 Euro
System: PS4, Xbox One, Nintendo Switch (PC: Sommer)
Erscheint: Erhältlich

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