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Review: Warhammer: End Times – Vermintide

Als wohl beliebtestes Tabletop-Spiel der Welt umfasst das Warhammer-Universum Hunderte Einheiten aus 18 verschiedenen Rassen, welche sich wiederum in Dutzende Clans aufteilen. Dieses Monsteruniversum wählte nun das kleine schwedische Entwicklerteam Fatshark als Schauplatz für ihren Multiplayer-Koop-FPS Warhammer: End Times – Vermintide. Doch waren sie in der Lage, die Essenz der Welt von Warhammer würdig in ihrem Titel einzufangen? Die etwas ernüchternde Antwort: leider kaum.

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Ruft die Kammerjäger!
Doch zunächst zurück zum Anfang. Dieser wirkt ein wenig plump, dürfte aber Freunden schneller Action gerade recht kommen. So wird kurz in einer Cutscene erklärt, dass ihr euch in der Stadt Ubersreik befindet, die gerade von einer Invasion der Skaven heimgesucht wird. Skaven sind die Rattenmenschen in der Welt von Warhammer, woher auch der passende Beititel Vermintide (Vermin englisch für Ungeziefer) stammt. Das war es damit aber auch schon von der Vorgeschichte und ihr landet in der Charakter-Wahl. Hier könnt ihr euch für jeweils einen von fünf liebevoll gestalteten Helden entscheiden, unter denen sich wohl jeder einen Liebling finden dürfte. Dennoch solltet ihr euch mit der Auswahl nicht all zu lange aufhalten, denn der gewählte Held kann auch nachträglich jederzeit gewechselt werden.

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Einer für alle und alle für einen!
Ohne weitere Informationen darüber wie und warum ihr hierhergekommen seid, startet ihr nun in einer nichtssagenden Taverne, welche praktischerweise eine angebaute Schmiede besitzt. Von hier aus könnt ihr über eine Karte die jeweils nächste Mission zur Rettung von Ubersreik auswählen. Mit lediglich 13 verschiedenen ist dabei der Umfang nicht sonderlich groß geraten, vor allem weil sich einige innerhalb von einer guten Viertelstunde bewältigen lassen. Die Missionen werden dabei jeweils zu viert angegangen. Wer keine Lust hat online mit Freunden oder Fremden zu spielen, bekommt als Ausgleich KI-Kumpanen zur Seite gestellt.

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Wieso hilft mir denn keiner?
Eure Kumpanen sind dabei von außerordentlicher Bedeutung für die Mission. Sie können euch sowohl heilen als auch wiederbeleben und einige Gegnertypen lassen sich nur gemeinsam in die Knie zwingen. Sogar wenn ihr gänzlich das Zeitliche gesegnet habt und von den Skaven gefangen genommen wurdet, können eure Kollegen noch etwas für euch tun und euch in einem zufällig ausgewählten Raum aus ihren Griffeln befreien. Umso schwerer fällt es daher ins Gewicht, dass die KI-Kollegen leider dumm wie Stroh sind und sich im Normalfall lieber selbst im Weg stehen als zu helfen.

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Wann war der letzte Kontrollpunkt? Oh nein!
Allgemein gestalten sich die Missionen schon auf normalem Schwierigkeitsgrad äußerst knifflig, was vor allem dadurch fatale Folgen annehmen kann, dass auch in den längeren Missionen, welche euch teilweise eine knappe Stunde in Beschlag nehmen, kein einziger Kontrollpunkt vorhanden ist. Wer also nicht ein eingespieltes und gut organisiertes Team zur Hand hat, sollte für den Anfang nicht zögern, den leichten Schwierigkeitsgrad auszuwählen. Umgekehrt sind Gegner massig vorhanden, was wohl auch eine der größten Stärken des Titels darstellt. Denn so schön ließ es sich selten in einem Fantasy-FPS durch Gegnerhorden schnetzeln.

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Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist… eine Ratte!
Die dreckigen Ratten können jederzeit und überall erscheinen und stürzt man sich dann auf sie, fällt schnell das hervorragende Feedback bei jedem einzelnen Schlag auf. Die Charaktere machen dynamisch Schritte nach vorne, um unnötiges Gefuchtel zu vermeiden, das Auftreffen von Schlägen und Schüssen wirkt glaubhaft und dynamisch und allgemein lässt sich von einem der wohl besten First-Person-Schwertkampf-Systemen der Gegenwart sprechen. Man beginnt fast zu hoffen, der nächste Elder Scrolls-Teil möge sich hier eine dicke Scheibe abschneiden.

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Oh mein Gott! Hast du diesen Stein gesehen? 
Optisch befindet sich der Titel ebenfalls auf einem sehr hohem Niveau. Man findet kaum Ecken, alles wirkt abgerundet und realistisch. Säulen bestehen aus einzelnen Steinen, Wege und Straßen weisen Dutzende Spalten und Risse auf, die dynamisch das Licht brechen und unterschiedlichste Schatten werfen (für Kenner: die Tessellation wird beeindruckend verwendet). Auch das Fell der Skaven weht schön im Wind und die Lichteffekte, z.B. vom Mündungsfeuer der Steinschlosspistole oder dem Feuerball der Magierin, zerreißen förmlich die sonst meist düstere Nacht. Partikel-, Staub- und Raucheffekte runden das Gesamtbild ab.

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Hier gibt es Ratten, außerdem Ratten und nicht zu vergessen Ratten
Leider muss man die fehlende Abwechslung bemängeln. Bieten die Gebiete zumindest optisch immer wieder sehenswerte Szenarien, tun dies die Gegner leider in keinster Weise. Von den abgedrehten Einheiten, aus denen sich eine normale Skavenarmee in der Tabletop-Variante zusammensetzt, haben es nur sieben verschiedene in das Spiel geschafft, welche sich in jeder einzelnen Mission wiederholen. Endbosse oder auch nur sich verändernde Verhaltensmuster sucht man hier vergebens. Zählt man nun noch die Heldencharaktere dazu, kommt man insgesamt auf nur etwa 12 verschiedene Einheiten. Das ist vor allem dadurch bitter, dass der Titel mit seinem knackigen Schwierigkeitsgrad und seiner begrenzten Missionsvielfalt deutlich auf Wiederspielwert zu setzen scheint. Da aber in jeder Mission dieselben Gegner auf einen warten und meist dieselben Ziele àla „zerstöre dies“, „beschütze das“ und „schleppe das dorthin“ erfüllt werden müssen, ist wohl die Langzeitmotivation nur durch die freispielbaren Waffen gegeben.

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Also wir hätten da die große Axt, die kleine Axt, die Axt mit dem Schild und die Wurfaxt
Die Helden von Vermintide sind in der Lage, jeweils etwa sechs bis acht verschiedene Waffentypen in Fern-und Nahkampf zu führen. Eine Waffe eines zufälligen Typs kann am Ende einer Mission erwürfelt werden. Welchen Held ihr in der Mission ausgewählt hattet ist dabei egal. Die erhaltenen Waffen können dann entweder verwendet oder in der bereits erwähnten Schmiede eingeschmolzen werden, um entweder Materialien herzustellen, welche benötigt werden um gewisse Boni bei selteneren Waffen freizuschalten, oder jeweils sechs Waffen mit niedrigerer Seltenheit in eine mit einer höheren zu verwandeln. Leider gibt es pro Waffentyp und Seltenheitsstufe genau eine Waffenform, weswegen es nicht selten passiert, dass man dieselbe Waffe mehrmals erhält. Zumindest wurden die Waffen sehr liebevoll designt und so unterscheidet sich eine Waffe mit grüner Seltenheit deutlich von einer mit grauer.

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Warhammer: The End Times: Vermintide macht sehr vieles richtig. Die Grafik ist atemberaubend, das Gameplay geht sehr gut von der Hand und die Kooperfahrung ist großartig und verlangt viel Teamplay und überlegtes Gruppendenken. Auch die Soundeffekte sind auf einem hohem Niveau und durch die sinnvoll gesetzten Kommentare der Charaktere kann man sogar mit einer fremden Onlinegruppe, gänzlich ohne weitere Absprache, gut miteinander agieren. Leider ist zeitgleich aber viel Potenzial verschenkt worden. Was hier optisch und gameplaytechnisch Großartiges abgeliefert wurde, wird leider von der fast nicht vorhandenen Story und der deutlichen Abwechlungs-Armut zunichte gemacht. Die immer gleiche Missionsstruktur mit den gleichen Gegnerhorden verliert leider schnell an Reiz. Selbst einen PvP-Modus sucht man vergebens. Zumindest die Wortgefechte zwischen den Charaktere sorgen immer mal wieder für Schmunzler und heitern das Geschehen ein wenig auf. Vor allem wenn Zwerg und Elfe dabei sind, kann man sich auf einige nette Spitzen gefasst machen.

Review Overview

Wertung - 6.5

6.5

Left 4 Dead ohne Dead

Als Warhammer-Fan bin ich ein wenig enttäuscht von Vermintide. Skaven sind nicht einfach ein mittelalterliches Zombie-Ersatzprogramm, sondern hätten als mächtige Armee aus Mutanten- und Blechmonstern einen wahnsinnig abwechslungsreichen Gegner darstellen können. Allgemein wirkt es, als hätte sich Fatshark bei dem Titel stark an den Left 4 Dead-Teilen orientiert und diese einfach in das Warhammer-Universum verfrachten wollen. Das wäre auch an sich gar kein so schlechter Plan gewesen, allerdings ist dabei leider ein entscheidender Faktor der Left 4 Dead-Spiele verloren gegangen, denn die Skaven lassen sich leider weder selbst steuern noch legen sie sonderlich variierende Verhaltensmuster an den Tag. Dadurch verliert das Spiel leider schnell an Reiz und spätestens nach dem ersten Durchspielen (etwa acht bis neun Stunden) gibt es nicht mehr viel zu sehen. Für knapp 28 Euro kann man sich einen Kauf aber trotzdem überlegen und einige Stunden an Koop-Spaß genießen. Der verschwindend geringe Warhammer-Faktor sollte dabei aber sicherlich kein Kaufgrund sein.

Genre: Multiplayer-FPS
System:
 PC (Xbox One und PS4 folgt)
Entwickler: Fatshark
Erscheint: 23. Oktober
Preis: ca. 28 Euro

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