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Review: Unravel

Am 15. Juni des letzten Jahres war Unravel das heimliche Highlight der großen E3-Pressekonferenz von Electronic Arts. Das Spiel verzauberte dank sympathischer Präsentation der schwedischen Entwickler von Coldwood Interactive und der detaillierten Optik die Zuseher in aller Welt. Diese Woche erscheint das Spiel mit dem Helden aus Garn endlich für PlayStation 4, Xbox One und den PC und muss zeigen, ob es den Erwartungen gerecht wird.

Yarny Child Memories

Unravel beginnt mit der Geschichte einer alten Frau, die in Schweden einsam in einem Haus lebt. Traurig betrachtet sie Fotos von Verwandten an der Wand und vertreibt sich die Zeit mit Stricken. Aus einem roten Garnknäuel entsteht eines Tages, Yarny. In der Rolle des kleinen Geschöpfs habt ihr die Aufgabe, in insgesamt elf Fotos zu springen und verblasste Erinnerungen zurückzuholen, um die Lebensgeister der Frau wieder zu erwecken. Nach jedem dieser Level werden einige Seiten eines Fotoalbums mit Bildern und einem passenden Text versehen.

Yarny Upside Down

Dabei wurden die einzelnen Level nicht nur wunderschön, sondern vor allem sehr abwechslungsreich gestaltet. Jeder Abschnitt spiegelt eine typisch schwedische Landschaft wieder. Ihr erlebt das Abenteuer im Wald, im sonnigen Garten, im nebligen Moor, am windigen Meer, in den Bergen oder natürlich bei Eis und Schnee. Dabei wirkt dir Grafik nicht nur ungemein lebensecht, sondern strotzt förmlich mit vielen lebendigen und animierten Details. Doch das Leben hat nicht nur schöne Erinnerungen zu bieten und so werdet ihr immer wieder mit ernsten Themen wie der Umweltverschmutzung konfrontiert und auch das Thema Tod ist etwas, das sich gerade im letzten Drittel des Spiels in die Handlung einschleicht.

Yarny Snow Lantern

Das Spiel selbst ist zur Gänze ein klassisches Jump´n Run mit allerlei Logik-, Schiebe- und Physikrätseln. Dabei ist der Held des Spiels bzw. der rote Faden das entscheidende Spielelement. Ihr könnt die Wolle verwenden um Dinge mit einem Lasso heranzuziehen, ein Trampolin zu spannen, einen Abgrund mit einer Brücke zu überqueren oder um höhere Ebenen des Levels zu erreichen. Wichtig ist jedoch, dass egal welche Aktion ihr setzt, etwa auch wenn ihr einfach lauft, sich der Faden immer weiter abwickelt. Ist er zu Ende, könnt ihr nicht weiter und müsst umkehren. Abhilfe schaffen hier die im Level verteilen Wollknäuel, die den Faden wieder „auffüllen“. Die Steuerung ist durchdacht, das Sprungverhalten von Yarny ist aber etwas gewöhnungsbedürftig. Die Rätsel sind passend zum jeweiligen Setting meist direkt in die Umgebung integriert und reißen nie aus der tollen Atmosphäre. Weniger gelungen sind dafür einige Rücksetzpunkte, die euch bei einigen kniffligen Stellen oftmals einen ordentlichen Fußmarsch wiederholen lassen. Den gerade in den späteren Spielstunden wird auch ordentlich oft gestorben und einige der Fallen stehen den fiesesten Passagen in Limbo in nichts nach. Durchhalten loht sich, denn immer wieder werdet ihr mit überraschenden Szenen belohnt, die man so noch nicht gesehen hat. Wenn Yarny mit einem Drachen fliegt oder man sich auf einem Feld vor gefährlichen Krähen verstecken muss, die euch an den Faden wollen.

Yarny_Kite

Die Optik ist einfach fantastisch und das gilt auch für Yarny selbst. Die Animationen des kleinen Kerlchens sind einfach nicht nur geschmeidig in Szene gesetzt und wirken unglaublich lebendig. Das liegt auch daran, das Yarny immer wieder auf seine Umwelt reagiert und ganz nebenbei versucht, einen Schmetterling zu fangen oder es ihm sichtlich Spaß macht, durch den Schnee zu hüpfen. Ich habe selten einen menschlicher wirkenden Charakter in einem Spiel gesehen als diese rote Fadenpuppe. Lob gibt es auch für die musikalische Untermalung. Diese will sich nie in den Vordergrund drängen, schafft es aber grandios, die jeweiligen Emotionen einzufangen und zu verstärken. Ähnliches habe ich das letzte Mal bei Ori and the Blind Forest erlebt.  Durchschnittlich werdet ihr nach rund acht Stunden das Ende des Spiels zu Gesicht bekommen.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Schön und emotional

Unravel definiert das Genre sicher nicht neu. Jump´n Run Kost mit kniffligen Rätseln hatten wir in den letzten Jahren gleich einige und das Spiel muss sich auch den direkten Vergleich mit dem Indie-Hit Limbo gefallen lassen. Dennoch fesselte mich das Spiel schon bei der Ankündigung mit seiner phänomenalen Optik, es aber als Blender abzutun wäre vermessen. Die zweite Stärke von Unravel ist das Storytelling. Ohne ein einziges gesprochenes Wort wird hier eine hoch emotionale Geschichte erzählt, die auch mit Tiefgang und Gesellschaftskritik nicht spart. Auch wenn das Spiel nicht perfekt ist und seine Schwächen hat, in die Erinnerungswelt der schwedischen Entwickler einzutauchen und ständig neue Details in diesem Spiel zu entdecken hat mir so viel Freude bereitet, dass ich ganz klar eine Kaufempfehlung ausspreche. Einfach schön!

Genre: Jump ’n Run
System: PS4, Xbox One, PC
Entwickler: Coldwood Interactive
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 20 Euro

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