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Review: Uncharted: The Nathan Drake Collection

Selbst wenn alle Stricke reißen – auf einen kann sich Sony immer verlassen: Das amerikanische Entwicklerstudio Naughty Dog. Nachdem die Jungs und Mädels ihren großen PlayStation-Erfolg Crash Bandicoot feierten, sorgten sie auf der PlayStation 2 mit der Jak & Daxter-Reihe für Furore. Noch einen Generationswechsel später setzten sie ihren Siegeszug fort und präsentierten mit den drei Uncharted-Spielen einen DER Kaufgründe für eine PlayStation 3! Bevor die Saga im nächsten Jahr – zumindest  augenscheinlich – mit Uncharted 4: A Thief’s End ihr Ende auf der PlayStation 4 finden soll, gibt es nun eine polierte Collection für die neue Sony-Konsole mit den drei Vorgängerspielen. Doch zahlt sich der (Neu)Kauf aus, schließlich stammt der Port nicht von Naughty Dog selbst sondern von Bluepoint Games, die uns zuletzt mit der Xbox 360-Version von Titanfall durchaus angenehm in Erinnerung geblieben sind.

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In der Sammlung enthalten sind die drei PS3-Abenteuer Uncharted: Drake’s Fortune, Uncharted 2: Among Thieves und Uncharted 3: Drake’s Deception. Auf die Umsetzung des Vita-Spiels Uncharted: Golden Abyss wurde verzichtet, um einen perfekten Handlungsbogen in Richtung des kommenden vierten Teils zu spannen, so die Entwickler. Ihr sucht also den Schatz von Sir Francis Drake, Marco Polo und wandelt schließlich auf den Spuren von Thomas Edward Lawrence. Dabei können die drei Games am besten als spielbare Indiana Jones-Filme beschrieben werden, in denen sich cineastische Sequenzen wie Verfolgunsjagden mit halsbrecherischen Klettereinlagen á la Tomb Raider und konsequenten Deckungsshooter-Abschnitten in der Tradition eines Gears of War stetig abwechseln. Dabei merkt man dem ersten Teil sein Alter von rund acht Jahren schon etwas an, das Spielprinzip wird aber in der Folge noch deutlich verfeinert, wobei der zweite Teil im Allgemeinen als bester und ausgewogenster Teil der Reihe gilt. Waren etwa beim Erstling die Baller- und Kampfabschnitte zu strikt von den Kletter- und Erkundungsabschnitten getrennt, so wurde dieser Kritikpunkt nach und nach entschärft und auch Neuerungen wie Stealth-Elemente mit Maß und Ziel integriert. Wie beim großen Vorbild mit dem Hut und der Peitsche führen euch die Abenteuer rund um den Globus, verschneite Eislandschaft, Wüste oder dichter Dschungel – Nathan Drake behält immer mehr oder weniger die Oberhand.

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Nüchtern betrachtet sind die Uncharted-Spiele eigentlich nichts Besonderes, wenn man es auf das Gameplay reduziert: Man läuft in Third-Person-Manier durch allerlei Levels, klettert ein wenig an Klippen entlang, löst Rätsel und beinahe eine Spur zu oft gerät man in lange und von Feinden nur so strotzende Feuergefechte – dennoch ist man am Ende der rund neun Stunden dauernden Story glücklich und überzeugt, schon lange kein so tolles Spiel mehr in seiner Konsole gehabt zu haben. Warum das so ist? Ganz einfach: Die Entwickler haben schier unglaublich viel Aufwand betrieben, ihr Produkt so detailreich und gewaltig überraschend zu gestalten, dass einem die Spucke wegbleibt. Das beginnt bei der visuellen Imposanz: Blätter bewegen sich im Wind, die Dschungellandschaften, die Nathan mit seinen Freunden durchwandert, wirken lebendig und überrealistische Licht- und Partikeleffekte tragen das Ihre dazu bei, dass die gebotenen Szenerien mitunter das visuell Ansprechendste darstellen, was die letzte Konsolengeneration zu bieten hatte. Damit ist das audiovisuelle Kraftpaket aber noch lange nicht fertig geschnürt. Es geht nämlich weiter mit Charakteren, die dank Motion Capturing nicht nur in den Zwischensequenzen, sondern auch während des gesamten Spiels mit Animationen protzen, die man sonst nur aus dem echten Leben kennt. Mehrere mögliche Bewegungsmuster für ein und dieselbe Situation lassen Nathan beim Kraxeln oder in den Gefechten wahnsinnig facettenreich wirken. Mal klettert er schneller über einen Abgrund, dann greift er doch zu einem anderen Haltegriff – und das alles ganz selbstverständlich. Der virtuelle Held platziert seine Gliedmaßen im Gelände oder bei seinen Klettereinlagen genau dort, wo man es – hätte man das akrobatische Talent eines Nathan Drake – vermutlich auch tun würde.

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Neben dem Klettern und Schießen quasi das dritte tragende Gameplay-Element sind die eingestreuten Rätsel. Selten hat man sich in einem Spiel so wie Doktor Jones gefühlt – nicht einmal in den Indiana Jones-Games selbst! Statt einfach auf simple Schalter- oder Schiebeaufgaben zu setzen, machen die Rätselräume auch in Hinsicht ihres Zwecks im erzählten Universum Sinn. Soll heißen: Müsst ihr mithilfe einer Lichtquelle ein Wandbild per Schattenwurf vervollständigen, mit einem Teleskop die Sterne nach Hinweisen zum Auffinden eines Gruft-Eingangs betrachten oder unter Einsatz des ständig zückbaren Notizbuches und den Skizzen darin die Positionen von Schaltern in einem Raum entschlüsseln, wirkt das nie aufgesetzt, sondern so, als hätten es irgendwelche lange verstorbenen Ritter oder Geheimbündler erdacht. Und da Nathan meist mit einer kleinen Gruppe oder zumindest einem Begleiter unterwegs ist, mangelt es dank der vorherrschenden zwischenmenschlichen Kommunikation auch nie an Hinweisen, wenn man einmal nicht sofort weiter weiß. Dies machen Weggefährten wie Nates Mentor Sully allerdings so unterschwellig, dass man sich als Spieler nicht bevormundet vorkommt. Noch dazu sind die Gespräche zwischen den Figuren wunderbar geschrieben und sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch prima vertont. Ganz so, wie man es sich von einem cineastischen Game erwartet.

Alles bleibt anders?
Doch wie schlägt dich die überarbeitete Uncharted: The Nathan Drake Collection gegenüber den Originalfassungen? Abhanden gekommen sind die diversen Mehrspielermodi des zweiten und dritten Spiels. Vor allem um den Koop-Modus ist es durchaus schade, allerdings erhalten alle Käufer als kleine Entschädigung einen garantierten Zugang zum Multiplayer-Betatest von Uncharted 4, der von 4. Bis 13. Dezember stattfinden soll. Gestrichen wurde zudem der 3D-Modus bei Uncharted 3: Drake’s Deception. Grafische Wunder sollte man sich von dem PS4-Port auch keine erwarten, wobei vor allem der zweite und dritte Teil auch heute noch eine wirklich gute Figur machen. Die PS4-Power wird vor allem in die höhere Auflösung und in die flüssigen 60 Bilder pro Sekunde gesteckt. Gerade letzteres bringt ein deutliches Plus bei Animationen oder auch sehr schnellen Actionsequenzen wie sie in den Spielen keine Seltenheit sind. Das unschöne Tearing der Originale wurde gänzlich entfernt, nur einige unschöne Pop-ups trüben da die sonst exzellente Umsetzung. Die außerordentlich gute englische Tonspur ist genauso wie die ebenfalls gelungene deutsche Synchronisation im Original enthalten, das gilt zudem für den immer noch vorbildlichen Soundtrack, der auch einem Hollywood Blockbuster stünde. Zusätzliches Lob gibt es für einige Verbesserungen von der Steuerung in Teil 2 und 3, die nun auch in den ersten Ableger eingebaut haben, das bringt einige Frustrationspunkte Abzug.

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Review Overview

Wertung - 9

9

Beste Blockbuster-Action

Nein, die  Uncharted: The Nathan Drake Collection kann nicht ganz über die Verschiebung von Uncharted 4 auf das nächste Jahr hinwegtrösten, aber vor allem die Spieler, die vielleicht von der Xbox 360 jetzt auf die PS4 gewechselt sind bekommen drei grandiose Games (das fehlen des Multiplayermodus kann man da getrost verschmerzen). Gerade der geniale zweite Teil und auch seine Fortsetzung gehen in der überarbeiteten Version fast schon als waschechte PlayStation 4-Titel durch. Kleine Neuerungen sorgen dafür, dass wohl auch der eine oder andere zugreifen wird, der die Trilogie schon auf der PS3 gespielt hat. Ich hatte zuvor nur den 2. Und 3. Teil gespielt und jetzt nicht nur extreme Lust auf Teil 4, sondern muss wohl bis dahin auch noch das leider nicht enthaltende Vita-Abenteuer von Herrn Drake nachspielen. Für alle Couch-Indiana Jones wie mich ein grandioser Pflichtkauf. Eignet sich das Spiel dank der einstellbaren Schwierigkeitsgrade ja auch perfekt für Einsteiger und fortgeschrittene Spieler!

Genre: Action
System: PS4
Entwickler: Naughty Dog/Bluepoint Games
Erscheint: 7. Oktober
Preis: ca. 70 Euro

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