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Review: Tomb Raider (fast spoilerfrei)

Der erfolgreiche Spiele-Reboot von Tomb Raider bekommt einen gleichnamigen Tribut im Kino

Während Angelina Jolie vor mehr als 15 Jahren die „alte“ Lara Croft zum Leben erweckte, darf Alicia Vikander (Ex-Machina) nun in die Fußstapfen des spielerischen Reboots (2013, 2015) treten. Das Ergebnis ist eine „Origin“-Story, die eine junge Lara zeigt, die ihren Weg zur Action-Archäologin erst finden muss.

Das Böse hat einen Namen: Trinity

Von der Handlung kann man eigentlich nichts verraten. Wer die beiden Trailer kennt weiß, was ihn/sie erwartet. Lara bekommt eine Nachricht von ihrem Vater und will an den Punkt reisen, an dem er zuletzt gearbeitet hat. Dass von der Essenauslieferin in London innerhalb von einer knappen Stunde eine wilde Amazone wird, erinnert uns an den Verlauf des Spiels von 2013. Man merkt deutlich, dass sich der Regisseur von den neuen Spielen hat inspirieren lassen. Manche Szenen sind fast eins zu eins aus dem Spiel entnommen. Das stört aber nicht. Der Film wirkt ohnehin wie ein „Best-of“ aus den Uncharted- und Tomb-Raider-Spielen. Action-Kino 2018. Dazu gehört auch eine Lara, die schnell zur Killerin werden muss.

Action > Dialoge

Viel Zeit an Dialogen zu feilen hat man sich offenbar nicht nehmen wollen. Der Film ist eine durchgehende Action-Achterbahnfahrt, bei der man selten zum Durchschnaufen kommt. Das liegt auch daran, dass man gar nicht versucht, allzu viele Charaktere einzuführen. Lara steht im Mittelpunkt und alle anderen Figuren drehen sich ein wenig um sie rum. Sie sind Gäste bei der One-Woman-Show.

Dafür braucht sich die Action vor anderen Blockbustern nicht zu verstecken. Klar, die Hintergründe aus dem Computer sind manchmal spürbar, aber wie sich Lara über ein verrostetes Flugzeug hangelt und sich auch physisch gegen ihre Widersacher durchsetzt – man leidet im Kinosessel in jeder Sekunde mit der jungen Dame. Vikander füllt die Rolle aus. Zu 100 Prozent.

Starke Frau – mehr beim nächsten Mal

Lara ist nicht nur stark, sondern auch schlau. Sie löst die auftauchenden Rätsel fast ebenso schnell wie den Umgang mit Schusswaffen. Lara ist eine Powerfrau. Das ist cool, weil es davon im Kino viel zu selten Vertreterinnen gibt. Dazu gehört, wie auch in den beiden letzten Games, dass Frau Croft ein Drittel des Films leidend und blutend über die Kinoleinwand robbt oder fliegt. Sie ist kein Übermensch. Nicht Wonder Woman. Das kann nerven, macht den Charakter aber gleichzeitig liebenswert.

Was ein wenig nervt ist, dass sich der Regisseur es sich nicht hat nehmen lassen, sehr offensiv auf ein Sequel hinzuweisen. Der Abspann ist sozusagen ein reiner Teaser auf Teil zwei. Klar, heute muss man in Trilogien denken, wenn man in Hollywood überleben will. Dennoch wünscht man sich manchmal, in zwei Stunden eine Geschichte auch zu Ende erzählt zu bekommen. Nicht falsch verstehen. Der Film hat ein Ende. Halt nur ein halbes. Marvel-Fans wissen, wovon ich spreche. #neverendingstory

Tomb Raider startet am 15. März 2018 in den Kinos

Fazit

Wertung - 8

8

Während der Vorstellung musste der Autor dieser Zeilen dringend aufs WC. Abwartend, ob denn nicht eine Szene das kurzzeitige Aufstehen erlauben würde, war die Blase am Ende weniger geduldig als das Drehbuch von Tomb Raider. Die Action zieht sich praktisch ohne Pause durch die rund zwei Stunden Abenteuer. Kenner der Spiele finden Szenen, die frappierend an die Vorlage erinnern. Das ist nichts Schlechtes, hat der Film doch auch viel Neues zu bieten. Allen voran die bezaubernde und überzeugende Alicia Vikander in der Titelrolle. Fans der Spiele müssen diesen Film sehen. Alle anderen sollten zumindest einen Hang zu Daueraction mitbringen. Eine Klopause erlauben die zwei Stunden nicht.

Alexander Amon

Alexander Amon war jahrelang Chefredakteur beim Gaming-Magazin consol.AT, ist noch immer leidenschaftlicher Gamer und außerdem Ressortleiter bei Red Bull Games. Neben dieser Kolumne ist er hier auf SHOCK2 auch regelmäßig als einer der beiden Gameminds im gleichnamigen Podcast zu hören.

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