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Review: The Witcher 3: Wild Hunt

Nach mehreren Verschiebungen und einer massiven Hype-Maschinerie findet die Saga um den Monsterjäger Geralt von Riva mit The Witcher 3: Wild Hunt endlich ihren krönenden Abschluss. Das polnische Entwicklerstudio CD Projekt Red schickt den vom Schriftsteller Andrzej Sapkowski erschaffenen Hexer inmitten eines erbitterten Krieges auf die Suche nach seiner Adoptivtochter Ciri und seiner großen Liebe, der Zauberin Yennefer von Vengerberg. Das erste Open-World-Spiel im Witcher-Universum besticht mit einer riesigen Welt, tollen Geschichten und massig Inhalten, erlaubt sich aber auch den einen oder anderen Schnitzer.

Unser Review kommt mit fast drei Wochen nach dem Release des Spiels relativ spät, weil wir ein faires Fazit gewährleisten wollten.

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Nicht ganz offen, trotzdem riesig und wunderschön
Die quasi-offene Welt besteht aus zwei riesigen und einigen kleineren Gebieten, die durch Ladebildschirme voneinander getrennt sind. Allerdings sind die zwei großen Regionen, die Skellige Inseln und die Großstadt Novigrad mitsamt des weitläufigen Umlandes, alleine schon größer als die Spielwelten anderer Titel wie Far Cry 4 oder Skyrim. Trotz der Größe wirkt jeder Ort sorgsam gestaltet und stimmig mit Bauernvolk und Wachen, die ihrem Tagewerk nachgehen, düsteren Wäldern, dynamischem Wetter und Monstern, die zur Strecke gebracht werden müssen. Zudem schafft es das Entwicklerteam, vor allem den Konsolen viel Leistung zu entlocken und eines der schönsten Open World-Games aller Zeiten auf den Bildschirm zu zaubern, auch wenn es manchmal zum verspäteten Nachladen von Texturen kommt. Auf dem PC kommen die wunderbaren Lichtstimmungen und die dichte Vegetation selbstverständlich noch einmal besser zur Geltung.

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Immer was zu tun
Die Welt von The Witcher 3 ist aber nicht nur groß und schön, sondern bietet auch zahlreiche Aufgaben und Geheimnisse, durch die sie erst richtig zum Leben erwacht. Monsternester, versunkene Schätze und optionale Quests, die sich mitunter zu langen Geschichten entwickeln, warten an jeder Ecke und verlängern den Weg von einem Ort zum anderen manchmal um mehrere Stunden. Um die Reise zu beschleunigen gibt es ein Schnellreisesystem und Geralts treues Pferd Plötze, das sich aber sehr ungenau steuert und vor allem in den engen Gassen von Novigrad katastrophal navigieren lässt. Ähnlich störrisch ist auch Geralt selbst. Zwar kann er jetzt springen, reagiert aber ebenfalls schwammig auf Eingaben mit dem Controller. Kämpfe funktionieren da schon besser; je nach Gegnertyp wirbelt der Hexer mit einem Silber- (übernatürliche Gegner) oder Stahlschwert (menschliche Feinde) durch Gegnergruppen, säbelt Gliedmaßen ab und nutzt die Witcher-Magie in Form von Zeichen. Diese haben wie gehabt verschiedene Effekte wie eine Schockwelle, einen Flammenstoß oder ein Schild, das Schaden absorbiert. Zudem steht eine Armbrust zur Verfügung, die aber lediglich dazu dient, fliegende Gegner vom Himmel zu holen und sonst  komplett nutzlos ist.

Kleine und große Geschichten
Doch The Witcher 3 definiert sich nicht hauptsächlich über die Spielwelt oder das Kampfsystem, sondern die Geschichten die es erzählt. Ob groß oder klein, Hauptstory oder Nebenhandlung – hinter jeder Mission steckt eine interessante Geschichte mit nuancierten Charakteren, die nicht wie 08/15-Videospiel-Auftraggeber-NPCs, sondern wie echte Personen wirken. Selbst strukturell simpel gestrickte Aufgaben wie die Suche nach einer Bratpfanne (!) werden durch die hervorragend geschriebenen Dialoge in einen spannenden Handlungsrahmen gebettet. Hinzu kommt, dass wie in einem Witcher-Spiel üblich auch Entscheidungen gefragt sind, die in weiterer Folge auch Konsequenzen nach sich ziehen. Dabei verzichtet CD Projekt darauf, eine „gute“ und eine „böse“ Wahl anzubieten, denn diese zwei Extreme existieren in der Welt des Witchers schlicht und einfach nicht. Ein Vergleich mit George R. R. Martins Fantasy-Saga A Song of Ice and Fire (Game of Thrones) bietet sich an. Die Welt ist ein komplizierter Ort, der keine Happy Ends gewährt und wo Entscheidungen unerwartete Folgen haben können. Auf Basis der getroffenen Entscheidungen kommt es zu einem von drei grundverschiedenen Enden, von denen es jeweils noch weitere feinere Abstufungen gibt.

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Familenvereinigung
Der Haupthandlungsstrang folgt nicht etwa einer epischen Mission, die auf die Rettung der Welt abzielt, sondern der Suche eines älter gewordenen Geralt nach seiner Adoptivtochter Ciri. Diese ist ein Kind des Älteren-Bluts, das ihr erstaunliche Fähigkeiten gewährt und zur wohl mächtigsten Person im Spiel macht. Sie ist auf der Flucht vor der Wilden Jagd, einer Gruppe Geister, die keine Gnade kennt. Geralt hat also eigentlich gar kein Interesse an den größeren politischen Konflikten und greift nur dann ein, wenn es ihn bei seiner Suche nach Ciri voranbringt. In Folge ist die Story persönlicher und „kleiner“, dadurch aber so viel fesselnder. Dazu tragen auch die Abschnitte bei, in denen Ciri gesteuert werden darf und ihre Reise näher beleuchtet wird. Schließlich werden auch die Beziehungen der Protagonisten untereinander behandelt – Sexszenen inklusive, die aber nicht wie in The Witcher 1 Frauen wie Trophäen behandeln, sondern sich auf eine erwachsene Art und Weise mit dem Thema beschäftigen. Und schließlich sind da noch die Hexer-Aufträge, die als Nebenquests zu den besten Aufgaben im Spiel gehören. An Schwarzen Brettern finden sich Kopfgelder für massenhaft verschiedene Monster – vom Greif bis zum Werwolf –, die mittels der Hexersinne, die Batmans Detektivmodus ähneln, aufgespürt und erlegt werden müssen. Dabei helfen verschiedene Tränke, Bomben oder Öle für Geralts Schwerter, die auf die Schwächen der jeweiligen Gegner abgestimmt werden müssen, um vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden eine Chance zu haben. Nettes Komfortfeature: Alle mit Alchemie hergestellten Gegenstände füllen sich beim Meditieren automatisch wieder auf, wenn sich Alkohol im Inventar befindet.

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Jammern auf hohem Niveau
In der leckeren Witcher-Suppe finden sich dann doch einige Haare. Die Musik ist zwar fantastisch, wird in Dialogen aber dermaßen oft wiederholt, dass es stark an Folter grenzt. Tode werden mit unertäglich langen Ladezeiten quittiert, nach dem Launch tauchte sogar ein Bug auf, der es verhinderte, das Spiel zu speichern. Dieser Fehler wurde mittlerweile zwar zusammen mit einem ebenfalls fiesen Bug behoben, der zu verringertem Erfahrungsgewinn führte, doch solche Schnitzer sollte man sich nicht leisten, wenn man gleichzeitig die Zeit findet, zwei kleine kostenlose DLCs pro Woche zu veröffentlichen.

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Review Overview

Wertung - 9.5

9.5

Genial, wenn auch nicht fehlerfrei

The Witcher 3: Wild Hunt ist eines der besten Rollenspiele der letzen Jahre und legt die Latte für alle kommenden Genrevertreter höher. Doch auch wenn die Geschichte des Weißen Wolfs Geralt nun als abgeschlossen gilt, bietet das Universum noch eine Menge Potential für düster-dreckige Fantasy-Geschichten. Mit Ciri wurde praktisch schon ein perfekter neue Hauptcharakter eingeführt. Vielleicht entführt uns CD Projekt Red nach dem nächsten Projekt Cyberpunk 2077 ja noch einmal nach Nilfgaard, Velen, ins Niemandsland und auf die Skellige Inseln. Bis dahin dient The Witcher 3 als Musterbeispiel, wie Rollenspiele auszusehen haben – wenn auch mit kleinen Makeln. Und ja, das integrierte Sammelkartenspiel Gwent ist ein vollwertiges Spiel, das als eigenständiger Titel Blizzards Megaerfolg Hearthstone Konkurrenz machen könnte.

Lukas Urban bei Twitter

Zweitmeinung von Benedikt Zöchling
Atemberaubend. Das ist das Eigenschaftswort, welches mit am öftesten in den Sinn kommt, wenn ich an CD Projekt Reds neues Meisterwerk denke. Die mit Abstand schönste Landschaft der Videospiel-Geschichte, welche sich über dutzende von virtuellen Quadratkilometern erstreckt, gepaart mit den glaubwürdigsten Charakteren, die ich jemals in einem RPG bewundern durfte, intensivieren die Atmosphäre genau an den Stellen, an denen andere Rollenspiele ihre oft verlieren und reißen einen förmlich in die Welt des Witchers. Unschöne und vor allem unnötige Bugs mindern den Spielspaß ein wenig und das Kartenspiel Gwent verschenkt leider viel Potenzial durch fehlendes Balancing. Dennoch, wer sich schon immer eine gelungene Mischung aus Dark Souls und Skyrim gewünscht hat, wird hier wohl für viele Stunden eine neue Heimat finden.

Genre: RollenspielThe Witcher 3: Wild Hunt - Standard - [Playstation 4]
System: PS4, Xbox One, PC
Entwickler: CD Projekt Red
Erscheint: bereits erhältlich
Preis: ca. 60 Euro
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