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Review: The Lion’s Song

Im Juli 2016 erschien die erste Episode des Story-Adventures The Lion’s Song vom Wiener Indiestudio Mipumi Games. Ein Jahr später bringt die vierte Folge Closure die Geschichte zu einem Abschluss.

Schon alleine mit dem Setting hebt sich das Story-Adventure The Lion’s Song des Wiener Indiestudios Mipumi Games hervor: Österreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Jede Folge dreht sich um verschiedene junge Menschen, die alle einen außergewöhnlichen Verstand besitzen. Um ihre künstlerischen und wissenschaftlichen Fähigkeiten wirklich entfalten zu können, müssen alle drei mit sich selbst und ihrem sozialen Umfeld kämpfen.

Eine ungewöhnliche Bekanntschaft

Die erste Episode Silence setzt die junge Musikerin Wilma in den Mittelpunkt, die schon mit ihren Kompositionen auf sich aufmerksam gemacht. Bei einem Konzert, bei dem auch renommierte Musiker ihre Werke präsentieren, soll sie nun eine neue Komposition aufführen. Auf der Suche nach Inspiration für diese und auf der Flucht vor dem lauten Wien zieht Wilma sich auf eine Berghütte in den Alpen zurück. Hier muss sie aber immer noch mit störenden Umgebungsgeräuschen, dem Erfolgsdruck und dem Stress umgehen, um ihr Werk rechtzeitig fertig zu bekommen. Eigentlich rechnet sie damit, diese Zeit vollkommen alleine zu verbringen, doch durch einen Zufall lernt sie übers Telefon jemanden kennen.

Von der Alpenhütte geht es in Episode 2 – Anthology direkt in die Wiener Innenstadt, wo der Maler Franz Markert das Glück hatte, dass Gustav Klimt Gefallen an seinen Bildern gefunden hat und diese in einer Galerie ausstellt. So richtig zufrieden ist Franz selbst mit seinen Bildern aber noch nicht, und auch eine bekannte Kunstkritikerin ist von seinen Werken alles andere angetan. Geplagt von Selbstzweifeln und mentalen Problemen sucht Franz nach neuen Modellen für seine Bilder und versucht, seine künstlerischen Fähigkeiten zu verbessern. Interessant in dieser Folge ist, dass Franz immer die verschiedenen „Aspekte“ der Menschen um ihn herum sieht, was in Form von Silhouetten gezeigt wird, während man sich in der Welt bewegt.

Doppelte Identität

Die dritte Folge Derivation stellt die Mathematikerin Emma in den Mittelpunkt. Während sie versucht, den Beweis für ein mathematisches Problem zu finden, steht sie aber vor einem größeren Problem: Als sie versucht, Hilfe von einer Gruppe von Mathematikern zu bekommen, die sich in einem Wiener Kaffeehaus trifft, lachen diese sie aus und schicken sie weg. Doch so schnell gibt Emma nicht auf: Kurzerhand zieht sie sich das Gewand ihres verstorbenen Vaters an und kehrt als Professor Emil zu den Mathematikern zurück, die sie diesmal freudig aufnehmen. Bald ist sie sich nicht mehr sicher, wer sie nun ist, Emma oder Emil, und die Einzige, die von ihrem Doppelleben weiß, ist das kleine, einsame Nachbarsmädchen Nikol, das in Emma eine Freundin gefunden hat.

Die abschließende Episode Closure spielt auf einem Zug, wo ein Journalist im Abteil mit drei anderen Männern sitzt, die, wie es sich herausstellt, alle auf die eine oder andere Weise Kontakt mit den Charakteren aus den vorrangegangen Episoden hatten. So bekommt man weitere Details aus dem Leben von Wilma, Franz und Emma und erfährt, wie die Geschichten der drei weitergingen. Gleichzeitig haben auch die vier Männer im Abteil alle ihre eigene, interessante Geschichte.

Adventure einmal anders

The Lion’s Song  ist eine durchgehend schöne Erfahrung. Die Pixel-Art-Bilder im Sepialook von Artist Stefan Srb lassen die Charaktere und Umgebungen zum Leben erwachen und sehen sowohl bei Nahaufnahmen der Figuren als auch bei Szenen wie einer Luftaufnahme der Wiener Innenstadt oder den Alpen immer toll aus. Zusammen mit dem atmosphärischen Soundtrack und den Umgebungsgeräuschen versetzt einen das Spiel zu Wilma auf die einsame Hütte oder auf einen belebten Markt in Wien. Das Setting ist etwas Neues und als Österreicher ist es interessant, wenn die Dialoge der Charaktere ein wenig den Akzent hineinbringen und man den Stephansdom, Wiener Neustadt, ein Kaffeehaus oder Persönlichkeiten wie Gustav Klimt oder Sigmund Freud trifft.

The Lion’s Song ist zwar ein Point-and-Click-Adventure, echte Rätsel gibt es hier allerdings keine, es ist fast immer sofort klar, wie man die Story vorantreiben kann. Diese ist interessant und persönlich und dauernd insgesamt rund vier Stunden. Die Episoden könnten allerdings ruhig etwas länger sein, wenn man sich eben erst in die Charaktere eingefunden hat, ist die Klimax der jeweiligen Story auch schon erreicht und die Episode zu Ende. Trotzdem gelingt es dem Spiel in der kurzen Zeit (abgesehen von Folge 2, in der es dafür zu viele Figuren gibt), die Persönlichkeiten der Charaktere gut zu zeigen.

Wie aus den Adventures von Telltale Games oder Life is Strange bekannt, gibt es auch in The Lion’s Song kleine Entscheidungen zu treffen, was meist erst klar wird, wenn die Möglichkeiten am Ende der Folge angezeigt werden. Nachdem man eine Episode abgeschlossen hat, kann man auch zurückspringen und die Entscheidungen ganz einfach neu treffen.

Review Overview

Wertung - 8

8

Wer Story-Spiele mag, sollte sich die erste, kostenlos erhältliche Episode von The Lion’s Song nicht entgehen lassen und kann sich dann die anderen drei einzeln oder im Season Pass für PC, Mac, iOS und Android holen. Das Spiel ist atmosphärisch und berührend und der Österreichbezug gibt ihm noch einen weiteren Bonus.

Genre: Point-and-Click-Adventure
System: Windows, OSX, Android, iOS
Entwickler: Mipumi Games
Erscheint: Erhältlich
Preis: Episode 1 gratis, Season Pass 10 Euro

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