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Review: The Hateful Eight

Mit bereits sieben Filme beehrte Kult-Regisseur Quentin Tarantino seine Fans. Zuletzt mit dem 2012 erschienen Western Django Unchained. Jeder dieser Filme zeichnete sich dabei nicht nur durch seine typischen mitreißend-lebendigen Dialoge aus, sondern brachte auch immer seine ganz eigenen Erzählweise und Flair mit sich. Tarantinos achter Film, welcher passenderweise den Titel The Hateful Eight (Die hasserfüllten Acht) trägt, bildet dabei keine Ausnahme.

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Lust auf eine Runde Hangman ?

Die Geschichte rankt sich dabei um die gesuchte Mörderin Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh), die gerade von Kopfgeldjäger John „The Hangman“ Ruth (Kurt Russel) über die Berge nach Red Rock überstellt und gehängt werden soll. Durch eine Verkettung von Ereignissen und einen starken Schneesturm ergibt es sich aber, dass Ruth und Daisy mit einigen anderen, teils zwielichtigen, Gesellen, Unterschlupf in einem eingeschneiten Saloon suchen müssen. Die weitere Handlung spielt dabei in besagter Hütte, in der keiner dem anderen trauen mag und die Charaktere mehr durch die typisch hitzigen Dialoge als durch tatsächlich gezeigte Handlung zum Leben erweckt werden.

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70mm, geladen und entsichert

Taratinos Ziel, The Hateful Eight als eine große Hommage an die glorreichen 60er Jahre der Filmgeschichte anzulehnen, geht dabei voll auf. Kein Wunder, genügte es Tarantino als Exzentriker auch nicht, mit seinem Film nur Form und Aussehen der damaligen Zeit zu kopieren. Nein, er zeichnete den gesamten Film sogar auf eine 70mm-Super Panavision Filmrolle auf und reiht ihn damit als 19. Film, neben Klassikern wie West Side Story und My Fair Lady, in die Geschichte dieses legendären Breitwandformats ein. Passend dazu ließ er Westernmusik-Legende Ennio Morricone einige fantastische Stücke schreiben, welche er unter anderem im Einklang mit den angestrebten Vorlagen in einer langen Ouvertüre zu Beginn des Films ausspielen lässt.

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Ich mach einen Film mit all meinen Freunden!

Allgemein muss man Tarantino wieder einmal auch für seine musikalische Gewandtheit loben, mit welcher der Regisseur, teils allein durch die musikalische Untermalung, mit dem Nervenskelett seiner Zuschauer spielt und in anderen Szenen wieder einmal gekonnt zeigt, dass die am unpassendsten wirkenden Stücke, oft doch die passendsten sein können. Auch schauspielerisch bleibt dabei alles auf gewohnt hohem Niveau, was auch kein Wunder ist, setzte man ja erneut auf bekannte Tarantino-Lieblinge wie Samuel L. Jackson, Tim Roth und Michael Madsen. Aber auch Neuzugänge, wie Jennifer Jason Leigh, spielen ihre Rollen gekonnt, weswegen sich die immerhin seit 1981 tätige Schauspielerin, ihre erste Oscar-Nominierung auch redlich verdient hat.

Samuel L. Jackson in THE HATEFUL EIGHT Photo: Andrew Cooper, SMPSP © 2015 The Weinstein Company. All Rights Reserved.
Reservoir Cowboys
Alles im allem bleibt nicht viel zu kritisieren, jedoch sollte man, um nicht enttäuscht zu werden, unter keinen Umständen mit der falschen Erwartungshaltung in den Film gehen. The Hateful Eight versucht nämlich zu keinem Zeitpunkt ein geistiger Nachfolger zu Django Unchained zu sein. Im Gegenteil lässt sich der Film dank seiner ortszentrierten Handlung und dem gemächlichen Charakteraufbau weit besser mit dem 1992 erschienen Reservoir Dogs vergleichen. Wer mit diesem oder dem klassischen Stil von Filmen der 60er Jahre etwas anfangen konnte, bekommt mit The Hateful Eight ein wahres Gustostück präsentiert. Alle anderen schauen lieber noch einmal Django Unchained.

Review Overview

Wertung: - 8.5

8.5

Kammerspiel mit Kultfaktor

Die langsame Erzählweise von The Hateful Eight ist sicherlich nicht für jeden angenehm. Gerade in der heutigen Zeit, in der hitziger Informationsgewinn geradezu an der Tagesordnung scheint, wirkt es ungewohnt, einem derartig gemächlichem Story- und Charakteraufbau zu folgen. Hat man sich aber an den neuen bzw. alten Stil des Films gewöhnt, offenbart sich eine spannende Handlung mit mitreißenden Dialogen und Wendungen, die sich dank des interessanten Settings die ganze Zeit direkt im eigenen Sichtfeld befunden haben. Wie als neunter Protagonist sieht man sich so selbst in der verschneiten Hütte stehen und rätseln, theoretisieren und misstrauen bis sich dann alles zu einem mitreißenden Höhepunkt aufgebahrt. Eine Erfahrung, die kein wahrer Tarantino-Fan missen sollte.

Zweitmeinung von Lukas:
Quentin Tarantino ist der ultimative Troll. Er dreht einen Film in 70mm-Format, das dank Superbreitband spektakuläre Landschaftaufnahmen ermöglicht, und siedelt die Handlung in einer eingeschneiten Hütte an. The Hateful Eight könnte im Wesentlichen ein Theaterstück sein, denn Schauplatzwechsel sind absolute Mangelware. Das ist allerdings auch gar nicht schlimm, denn das Ensemble (unter anderem Kurt Russell, Samuel L. Jackson, Jennifer Jason Leigh und Tim Roth mit seiner besten Christoph Waltz-Impression) ergeht sich in Tarantino-typische Wortgefechte, die einfach Spaß machen. Das behutsam aufgebaute Mysterium um eine Person, die nicht ist wer sie vorgibt zu sein, wird im letzten Akt leider mit einer trivialen Gewaltorgie komplett eingerissen. Außerdem hätte die eher dünne Handlung auch nicht in drei Stunden ausgerollt werden müssen. Eine Laufzeit von zwei Stunden hätte es auch getan.
The Hateful Eight (2016)
Regie: Quentin Tarantino
Drehbuch: Quentin Tarantino
Mit: Samuel L. Jackson, Tim Roth, Michael Madsen, Kurt Russell, Walton Goggins, Jennifer Jason Leigh
Länge: 168 Minuten
Kinostart: 28.1.2016

Die Roadshow-Fassung:
Zusätzlich zur normalen digitalen Fassung des Films ermöglicht Tarantino es ausgewählten Kinos, auch die originale, etwa 10 Minuten längere, 70mm-Fassung mit alten Film-Projektoren zu zeigen. In Österreich wird diese Version exklusiv vom Gartenbaukino bis zum 18. Februar gespielt. Karten solange der Vorrat reicht.

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