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Review: The Dark Pictures Anthology: Man of Medan

Supermassive Games landete im Jahr 2015 einen Überraschungserfolg mit dem PS4-Exklusivtitel Until Dawn. Ein Teenie-Slasher zum selbst Spielen, bei dem jeder Charakter sterben konnte – oder auch nicht. Und doch hat es ganze vier Jahre gedauert, bis der spirituelle Nachfolger erscheint. Man of Medan ist die erste Episode der Dark Pictures Anthology. Künftig sollen etwa zwei neue, eigenständige Games pro Jahr erscheinen, die eine komplett eigene Horror-Handlung mit neuen Charakteren erzählen. Die Pläne sind ambitioniert, der Startschuss fällt allerdings durchwachsen aus.

Vier Freunde, allesamt an klassische Horrorfilm-Archetypen angelehnt, chartern ein Boot, um zu einem abgestürzten Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg zu tauchen. Ebenfalls dabei ist die taffe Kapitänin, die ihre liebe Mühe mit der unreifen Truppe hat. Zunächst scheint alles nach Plan zu laufen, bis ein heftiger Sturm heraufzieht und die Gruppe an Bord eines gewaltigen Geisterschiffes strandet, das vor Monstern nur so zu wimmeln scheint.

Spielerisch muss man die Unterschiede zu Until Dawn mit dem Mikroskop suchen. Man wechselt vorgegebenen Stellen von Charakter zu Charakter, erkundet langsamen Schrittes die dunklen Korridore des Schiffes, sucht nach Hinweisen auf den Ursprung der Vorkommnisse und muss in Actionsequenzen Quicktime-Events absolvieren. Wie gewohnt läuft das Spiel beim Scheitern einfach weiter – im schlimmsten Fall auch, wenn eine Figur ein grausames Ende findet. Es können alle fünf überleben oder niemand von ihnen – das hängt von den Entscheidungen im Spielverlauf (und manchmal der Reaktionsgeschwindigkeit) ab.

Wie bereits aus Until Dawn und unzähligen Telltale-Games bekannt, werden nicht wenige Entscheidungen unter Zeitdruck erzwungen und können im späteren Verlauf – teilweise Stunden später – kleine oder auch große Auswirkungen haben. Daher will das Spiel auch zu mehreren Durchgängen motivieren, um mehrere der verschiedenen Enden und Handlungsverläufe zu sehen. Das ist auch kein sonderlich großer Zeitaufwand, denn die Story kann in vier bis fünf Stunden durchgespielt werden. Dafür kostet das Game auch nur 30 Euro.

Als Kontrast zu den unheimlichen Vorgängen auf dem Geisterschiff wechselt das Spiel immer wieder in das Büro des Kurators. Er ersetzt den Psychiater aus Until Dawn. Der britische Gentleman ist zeitlos, zeichnet Geschichten über Leben und Tod auf und verwahrt sie in einer riesigen Sammlung. Er kommentiert die Entscheidungen des Spielers, ohne aber zu explizit zu werden und meist in kryptischen Verklausulierungen. Er soll der rote Faden der Dark Pictures Anthology sein und auch in den nachfolgenden Games auftreten.

Obwohl Man of Medan vier Jahre nach Until Dawn kommt, wirkt es deutlich weniger feingeschliffen. Es mag der Umstellung auf mehrere Plattformen (PS4, Xbox One, PC) geschuldet sein, doch das Spiel ruckelt immer wieder, Texturen laden manchmal viel zu spät nach und zerstören die Atmosphäre und an einem Punkt wurde uns plötzlich ein toter Charakter angezeigt, an dessen Ableben wir uns aber nicht erinnern könnten. Wenn aber alles rund läuft und sich die technischen Probleme gerade im Hintergrund halten, schafft Supermassive Games eine genial dichte Atmosphäre, wenn die unzähligen Schiffsgänge auch alle ziemlich gleich aussehen.

Neu ist der Koop-Modus, mit dem man die Geschichte zeitgleich mit einem Freund online erleben kann. Szenen lassen sich aus einer anderen Perspektive als im Singleplayer-Modus spielen. Manchmal befinden sich Spieler in derselben Szene, manchmal sind sie getrennt und in vollkommen anderen Szenen. Das kann funktionieren, tut es aber nicht immer. Wenn der andere etwa gerade in die Luft starrt, weil er zwischen zwei Dialogoptionen abwägt, macht das die Spannung komplett zunichte. Für die Couch gibt es den Modus „Filmabend“. Lokal wird hier in einer Gruppe mit bis zu fünf Spielern und einem Controller gespielt. Bei maximaler Auslastung ist jeder Spieler für die Entscheidungen einer Figur verantwortlich.

Fazit

Wertung - 7

7

Ein wenig enttäuschend ist Man of Medan schon. Es hat dieselbe starke Atmosphäre wie Until Dawn, ist insgesamt aber deutlich weniger ausgefeilt. Neben den technischen Makeln muss hier auch die schwächere Geschichte erwähnt werden, die je nach den gefällten Entscheidungen einfach unbefriedigend und völlig abrupt enden kann. Für die nächsten Episoden der Dark Pictures Anthology kann man nur hoffen, dass sie ausgefeilter ausfallen und vielleicht noch ein, zwei neue Elemente aufs Tableau bringen, die man nicht bereits aus dem Jahr 2015 kennt.

Genre: Horror
Entwickler: Supermassive Games
System: PS4, Xbox One, PC
Erscheint: 30. August
Preis: ca. 30 Euro

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