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Review: Super Mario Galaxy (Wii U Virtual Console)

Guten morgen Kinder! Im heutigen Physik-Unterricht wollen wir uns die Geburtsstunde des Universums einmal genauer ansehen. Obwohl man bisher annahm, dass das gesamte Sein entweder von einer göttlichen Kraft erschaffen wurde oder durch eine gewaltige Explosion – auch bekannt als „Urknall“ – entstand, haben jüngste Forschungsergebnisse anderes bewiesen. Eigentlich hat die Schöpfung des Universums nämlich mit einigen Pilzen, einer großen Anzahl an Schildkröten, redenden Sternen und einem italienischen Installateur zu tun.

Dieses Review erschien ursprünglich im Consol.AT-Magazin (Dezember-Ausgabe 2007).

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Das Abenteuer beginnt
Wenn man sich einmal an die Intro-Sequenzen vergangener Spiele aus der Super Mario-Reihe erinnert, fallen einem nur folgende Story-Fetzen ein: Peach lädt Mario zu irgendetwas ein, Mario kommt, Peach wird von einer bösen Macht – am häufigsten Bowser – entführt, das Abenteuer beginnt. Da dieses Intro häufig wie ein Stummfilm aus den 30ern abläuft und für gewöhnlich nicht länger als 45 Sekunden dauert, wirkt die Einleitung von Super Mario Galaxy dazu wie ein Hollywood-Film. Man glaubt es kaum, aber wieder einmal gibt es etwas im Pilzkönigreich zu feiern und Prinzessin Peach lädt Mario dazu in ihr Schloss ein. Während Mario sich auf den Weg zum Palast macht, greift Bowser wieder einmal die Herrscherin mit seiner Armada von Flugschiffen an. Überrascht von dieser unerwarteten Story-Wendung bekommt ihr die Kontrolle von Marios Pasta-gefülltem Körper in die Hand gedrückt und müsst rechtzeitig das Schloss erreichen und das holde Fräulein vor ihrem dunklen Schicksal retten. Trotz eurer Hilfe kommt es, wie es kommen muss, und Bowser schafft es, Peach mit Hilfe eines gigantischen UFOs zu entführen und in die Weiten des Weltalls zu flüchten. Dabei wird Mario ebenfalls aus der Umlaufbahn katapultiert und findet sich kurze Zeit später auf dem Schiff von Sternenprinzessin Rosalina wieder, die ihn auffordert, die Power-Sterne zurück zu holen, um den Antrieb ihres Schloss-Raumschiffes wieder auf Vordermann zu bringen.

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Begeistert von der Inszenierung der gewohnt innovationslosen Handlung dürft ihr an dieser Stelle Mario endlich ohne weitere Unterbrechung in sein jüngstes Abenteuer führen. Wie schon das Schloss von Prinzessin Peach in Super Mario 64 und die Isla Delfino in Super Mario Sunshine, fungiert das Raumschiff der Sternenprinzessin als Ausgangspunkt für eure Reise. Indem ihr verschiedene Zimmer betretet, bekommt ihr Zugang zu den insgesamt sieben verschiedenen Arealen des Spiels und den verschiedenen Levels, die passend zum Thema in diesem Jump’n’Run als Galaxien betitelt wurden. Natürlich könnt ihr am Anfang eurer Reise nicht einfach jedes Zimmer betreten, weil die Energieversorgung erst einmal mit großen Power-Sternen gefüttert werden muss – also nehmt ihr die Beine in die Hand und macht euch schnell auf, so viele Sterne wie möglich zu sammeln, um weitere Levels freizuschalten, so wie man das aus den Vorgängern gewohnt ist. Neben den größeren Galaxien in jedem Raum warten ebenso Fragezeichen-Galaxien auf euch, die nicht preisgeben, ab wie vielen Sternen ihr Zugang zu diesen Herausforderungen erhaltet. Dies führt dazu, dass ihr im späteren Spielverlauf immer wieder die Nachricht bekommt, in einem bereits abgeschlossenen Raum eine neue Galaxie freigeschalten zu haben, was für Gewöhnlich dazu einlädt, bereits erforschte Gebiete noch einmal zu besuchen.

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Anders, als in Super Mario 64, an dem sich dieser Titel in Sachen Aufbau definitiv orientiert, warten nicht in jedem Level sechs Standard-Sterne auf euch, sondern lediglich drei verschiedene Aufgabenstellungen. Wer jetzt denkt, dass der Spielinhalt somit zu kurz kommt, zieht voreilige Schlüsse: Überall gibt es versteckte Sterne zu finden und zufällig auftauchende Kometen erlauben die Jagd auf Extra-Sterne (siehe Infokasten). Sucht euch einfach eine Zielgalaxie aus – und prompt werdet ihr von einer Sternenkanone dorthin katapultiert. Während des Levelanflugs könnt ihr euch dann noch entscheiden, welche gestellte Aufgabe ihr erledigen wollt. Ohne merkbare Ladezeit findet ihr wieder harten Boden unter euren Füßen und werdet zugleich mit den Hauptfeatures konfrontiert, die dieses Spiel ausmachen.

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Astronomie mal anders
Die bemerkenswerteste Neuerung ist ohne Frage das Leveldesign. Wo ihr bis jetzt in einem zusammenhängenden Level – sei es in 2D oder 3D – mit Mario Pilze und Schildkröten im wahrsten Sinne des Wortes platt gemacht habt, erwarten euch nun in jeder Galaxie eine Reihe von frei herumschwirrenden Planeten, die es zu erkunden gilt. So startet Mario auf einem Gestirn und bahnt sich seinen Weg zu einer Sternenkanone, die ihn auf den nächsten Abschnitt katapultiert, sobald ihr sie mit einem leichten Schütteln der Wii-Fernbedienung dazu animiert.
Ein besonders frisches Spielerlebnis bieten kleinere Planeten. Diese Kugeln haben ihre eigene Schwerkraft und erlauben es Mario sogar, im Kreis um sie herum zu laufen. Dabei fängt die Kamera, die sich in Super Mario Galaxy nur bedingt steuern lässt, das Spielgeschehen immer gekonnt ein und hilft eurem Orientierungssinn auf die Sprünge. Dennoch braucht man auch als geübter Spieler etwas Einarbeitungszeit, bis man mit der plastischen Spielsteuerung so richtig zurecht kommt, und Mario auch im Griff hat, wenn er kopfüber versucht, sein Ziel zu erreichen.
Hand in Hand mit diesem neuartigen Spieldesign geht die Nutzung der Schwerkraft: So hat jedes Objekt seine eigene Anziehungskraft, was für ein ganz neues Jump’n’Run-Spielgefühl sorgt. Beispielsweise springt Mario so von einem Gestirn zum nächsten oder wirft eine Bombe, die auf der unteren Seite des nächsten Plateaus landet. Hört sich irre an? Spielt sich auch so und stellt auch alte Genre-Veteranen vor neue Herausforderungen. Die lange Zeitspanne seit Super Mario Sunshine haben die Entwickler aber noch für andere Ideen genutzt: Fast jeder Stern bietet eine neue Aufgabenstellung und die Mühe hat sich sichtlich gelohnt, denn Super Mario Galaxy ist das wohl abwechslungsreichste Spiel seit Jahren. Immer wieder müsst ihr nicht nur Rätsel lösen, um weiter zu kommen oder schwierige Passagen im Level zu meistern, sondern auch das Gameplay bietet etliche Überraschungen: So muss Mario auf der Jagd nach Sternen auf dem Rücken von Rochen surfen, Kugeln zum Ziel rollen, und in Luftblasen durchs All schweben, während er Hindernissen ausweicht, eine Reihe von heftigen Endgegnern den Allerwertesten versohlt, und vieles mehr – Langeweile kommt also so schnell nicht auf. Übrigens wurde der Schwierigkeitsgrad im Zuge dieser Revolutionierung angehoben und so steigt die Herausforderung auch mit jedem Level: Wer anfangs mit Leichtigkeit das Ziel erreicht, während er seine Mathe-Hausaufgaben löst, muss sich in den letzten Räumen ordentlich anstrengen und voll bei der Sache sein. Für Vielspieler eine willkommene Herausforderung, wie wir meinen.

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Natürlich wird die Wii-Steuerung bei den meisten Aktionen gekonnt eingesetzt. Während ihr die Jump’n’Run-Passagen mit Nunchuk und A-Taste absolviert, könnt ihr durch leichtes Schütteln einen Drehangriff ausführen. Bei vielen Gameplay-Einlagen, wie dem erwähnten Kugelrollen oder Rochensurfen, müsst ihr allerdings die Fernbedienung und ihre Kippsensoren einsetzen, um Mario durch das Level zu dirigieren. Wie der Rest der Steuerung, funktioniert auch dieser Teil zum Glück sehr präzise und lässt Frustmomenten keine Chance.

Alt und neu zugleich
Einer der Hauptkritikpunkte an Super Mario Sunshine war das Fehlen des gewohnten Mario-Flairs. Nintendo hat sich dies zu Herzen genommen und eine ordentliche Portion Nostalgie mit auf die DVD gepackt. So hat Bowser wieder all seine bekannten Kollegen, von Gumbaa über Koopa bis hin zum Kettenhund, mitgebracht, um Mario vor der Vereitelung seines Planes abzubringen. Doch nicht nur das Feindrepertoire feiert ein Wiedersehen, auch die Themen der einzelnen Levels werden die Herzen von Mario-Fans höher schlagen lassen: Wieder gilt es, in Spukhäusern rumzutollen, mit Schildkrötenpanzern in dunkle Tiefen abzutauchen, oder über brennenden Lavaflüssen rum zu turnen. Ein anderes Feature vergangener Mario-Spiele wurde ebenfalls wiederbelebt: Die Kunst der Verwandlung. Wie seit geraumer Zeit bekannt, kann sich Mario nun in eine Biene oder einen Boo verwandeln, um zusätzliche Fähigkeiten einsetzen zu dürfen. In der fertigen Version des Spiels werdet ihr euch allerdings zusätzlich unter anderem mit Feuerblumen aufpowern können, in Eis verwandelt werden, als Sprungfeder herumhüpfen, oder in schwarz-roter Montur herum fliegen. Nach jeder Metamorphose habt ihr ein cooles neues Aussehen und neue Fähigkeiten, die euch vieles erleichtern und für noch mehr Vielfalt im Gameplay sorgen. Wo Licht, da aber auch Schatten, und so hat jede Verwandlung auch ihre Nachteile, die euch zur Anpassung zwingen: So verträgt Bienen-Mario kein Wasser und Boo-Mario kein Licht, während ihr als Sprungfeder nur noch bedingt die Kontrolle über die Figur habt. Gemein, wie sie sind, haben die Entwickler all diese Schwierigkeiten natürlich in das Leveldesign eingearbeitet, um euch so richtig zu fordern und den Titel nicht zu einfach zu gestalten.

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Ebenfalls erwähnt sei noch der Koop-Modus, der es einem zweiten Spieler erlaubt, mit Wii-Fernbedienung in das Spielgeschehen einzugreifen: Genauso, wie der erste Spieler, kann der zweite mit dem Pointer Sternensplitter aufsammeln und mit Hilfe des Triggers auf Gegner schießen, um diese für kurze Zeit zu betäuben. Zusätzlich kann Spieler zwei per Druck auf die A-Taste Gegner festhalten und so dem ersten Player zur Hand gehen. In einigen brenzligen Situationen ist das eine echte Hilfe, und so kann man jüngeren Spielern, oder umgekehrt diese den Eltern, zur Hand gehen.

Nicht nur spielerisch, sondern ebenso in der Kategorie Technik, ist Super Mario Galaxy ein Referenztitel für Nintendos Wii-Konsole. Die Levels strotzen nur so vor grafischer Abwechslung und beeindrucken durch eine tolle Weitsicht und Effektreichtum. Besonders die Shader, die dafür sorgen, dass Marios Hosen nicht nur eine blaue Textur sind, sondern ein Stoff-ähnliches Profil haben, und für ordentliches Bump-Mapping sorgen, zeigen, welche versteckten Kräfte in der unscheinbaren Konsole stecken. Dieser Titel lässt HD-Optik etwas weniger toll wirken! (fo)

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Review Overview

Wertung - 9.5

9.5

Ein würdiger Mario 64-Nachfolger

Super Mario Galaxy hat mir während einer schweren Grippe einen Grund zum Weiterleben gegeben. Die Fülle an Ideen und der Abwechslungsreichtum sind beeindruckend und lassen Langeweile nicht den Funken einer Chance. Alle Features und Gameplay-Ideen zu beschreiben, würde wohl die Zeichenanzahl jeden Artikels sprengen, da diese die lange Wartezeit auf ein außerordentliches Spielgefühl seit Mario 64 alle Mal wettmachen. Wer eine Wii zuhause stehen hat, muss dieses Spiel spielen, und wer noch keine zu Hause hat, aber irgendwann einmal gerne Mario gespielt hat, sollte sich unbedingt einen Kauf überlegen. Ich geh’ jetzt weiterspielen!

super-mario-galaxy-coverGenre: Jump´n Run
Entwickler: Nintendo
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 20 Euro
System: Wii U Virtual Console (Wii)

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