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Review: Stardew Valley auf Nintendo Switch

Seit mehr als zehn Jahren sind Indie-Games das Salz in der Suppe der Videospielebranche. Selbst in den Phasen, in denen der Releasekalender mit Triple-A-Titeln nur so überquillt, schaffen es jedes Jahr eine Handvoll dieser kleinen Werke, aus der Masse herauszustechen. Stardew Valley ist eines dieser Spiele. Das Einmannprojekt sorgte bereits im letzten Jahr auf PC, PS4 und Xbox One für Furore und ist nun auf der Nintendo Switch an seinem Bestimmungsort angekommen.

Wer noch nie von Stardew Valley gehört hat, der hat entweder die letzten eineinhalb Jahre unter einem Stein gelebt oder mit Indie-Spielen nichts am Hut. Die von Eric Barone im Alleingang entwickelte Farming-Simulation erinnert nicht nur auf den ersten Blick an Spiele wie Harvest Moon oder Animal Crossing. Auch hier gilt es eine Farm zu bestellen, mit anderen Bewohnern zu interagieren und eine Menge kleiner Geheimnisse zu entdecken.

Stardew Valley Nintendo Switch Review Test

Aller Anfang ist schwer

Story und Grundkonzept sind schnell erklärt. Als euch euer Großvater einen Bauernhof vererbt, beschließt ihr, den tristen Bürojob und euer bisheriges Leben hinter euch zu lassen und das Glück von nun an auf dem Land zu suchen. Doch gleich zu Beginn gibt es ein böses Erwachen, denn euer verwildertes Stück Land und der heruntergekommene Hof müssen erst auf Vordermann gebracht werden. Bewaffnet mit Axt, Sense und Spitzhacke geht es dem Unkraut schließlich an den Kragen. Habt ihr das erledigt, solltet ihr im Anschluss euer gesamtes Erspartes in Saatgut stecken und euer erstes Gemüse anbauen. Es werden jedoch einige Spielstunden vergehen, bis euer Hof genug abwirft und ihr erfolgreich in die weitaus lukrativere Viehwirtschaft investieren könnt. Der etwas zähe Spielstart sollte euch jedoch nicht abschrecken, denn schon bald entwickelt das Farmleben einen Flow, der euch immer wieder nach Stardew Valley zurückkehren lässt.

Stardew Valley Nintendo Switch Review Test
Kleine Mini-Spielchen wie das Angeln lockern das Spielgeschehen auf.

Alles geht, nichts muss

Doch auch abseits des Bauernlebens bietet euch Stardew Valley eine Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten. Habt ihr die morgendliche Feldarbeit hinter euch gebracht, könnt ihr den restlichen Tag die Beziehungen zur Nachbarschaft vertiefen, fischen gehen, Muscheln am Strand sammeln oder in den dungeonartigen Minen nach Erz suchen und auf Monsterjagd gehen. Doch Vorsicht, gerade zu Beginn werden besonders körperlich anstrengende Aktivitäten eure Staminaleiste schneller leeren als euch lieb ist und ihr seid schon zu Mittag des 20-Minuten-Tages reif fürs Bett. Gleiches gilt auch für Nachtschwärmer. Seid ihr bis spätestens 2 Uhr nicht im Bett, fordert das körperlich anstrengende Farmerleben seinen Tribut. Wer vor Müdigkeit umfällt, wacht zwar am nächsten Morgen unbeschadet im heimeligen Bett auf, wird allerdings um ein paar Gil, die Währung des Spiels, erleichtert.

Genreüblich müsst ihr euren Hof im Lauf des Spiels erweitern. Neben wirtschaftlich essenziellen Dingen wie Stallungen, Getreidesilos oder einem Schmelzofen für gefundene Erze könnt ihr auch euer Heim vergrößern und eurem Geschmack nach einrichten. Doch nicht alle Dinge müssen mit eurem hart erwirtschaften Geld erworben werden. Vieles davon baut ihr euch mithilfe der unterschiedlichen Materialien selbst zusammen. Die Fähigkeiten dazu schaltet ihr automatisch mit eurem Levelanstieg langsam frei. Wie in einem Rollenspiel beeinflussen die unterschiedlichen Tätigkeiten auch die Attribute und Fähigkeiten eurer Spielfigur.

Stardew Valley Nintendo Switch Review Test
In den Minen findet ihr nicht nur Edelmetall, auch diverse Monster treiben sich dort rum.

Der Switch-Faktor

Nintendos Hybridplattform eignet sich hervorragend für dieses Videospielkleinod. Schnell noch ein paar Samen pflanzen, Gemüse ernten, Vieh versorgen oder Bäume fällen wann und wo immer man will. Natürlich lässt sich das Spiel auch hervorragend auf dem PC-Monitor oder auf dem heimischen Fernsehgerät genießen, der Mobilitätsfaktor der Switch schlägt die anderen Versionen dennoch um Längen.

Ein wenig zu bemängeln gibt es aber doch. Obwohl die mit der Umsetzung beauftragten Entwickler von Chucklefish Games die Steuerung weiter angepasst haben, ist diese auch auf der Nintendo-Konsole nicht perfekt. Zwar ist die Fortbewegung mit der Controllersteuerung weitaus bequemer als noch mit Maus und Tastatur, wer allerdings in den Menüs nicht damit zurechtkommt, kann alternativ die Cursorsteuerung aktivieren. Einen Mauscursor mit dem Joystick zu kontrollieren ist allerdings auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Eine Touchsteuerung würde sich anbieten und dem Gameplay sicherlich gut tun.

Eric Barone und die Entwickler von Chucklefish Games arbeiten kontinuierlich an Patches, um die Bedienung weiter zu verbessern und gelegentliche Bugs und Glitches so schnell wie möglich zu beheben. Zudem befindet sich derzeit ein Multiplayermodus für das Spiel Entwicklung, welcher Anfang 2018 für sämtliche Plattformen veröffentlicht werden soll. Auf den Spielspaß wirken sich die noch verbesserungswürdigen Elemente aber nicht aus. Denn im entschleunigten Spielerlebnis von Stardew Valley ist der Weg das Ziel.

Review Overview

90 - 9

9

Stardew Valley ist eine Liebeserklärung an das Genre und ein Paradebeispiel für ein unglaublich motivierendes und durchdachtes Einmannprojekt. Auch auf Nintendo Switch begeistert die ausgeklügelte Spielmechanik, der 16-Bit Retro-Look und das süchtig machende Spielprinzip und macht diese Fassung aufgrund des Mobilitätsfaktors der Konsole für mich zur definitiven Version. Kleinere Macken und der etwas zähe Spielstart sollten euch nicht abschrecken, denn das zenartige Spielerlebnis entwickelt einen Flow, der euch immer wieder nach Stardew Valley zurückkehren lässt. Wer auch nur ein wenig für Spiele wie Harvest Moon oder Animal Crossing übrig hat, muss dieses Spiel haben. Ich bin dann mal weg!

Zweitmeinung von Konstantinos

Stardew Valley macht im Großen und Ganzen nicht viel neu. Land bestellen, Erzeugnisse verkaufen, eine Prise Dating-Simulation. Fertig. Diese Formel haben wir schon öfter gesehen. Was Stardew Valley aber anders macht, sind die kleinen Dinge. Das Darstellen des eintönigen Lebens in einem seelenlosen Job, das allzu vielen Leuten bekannt sein dürfte. Die offensichtlich alkoholabhängige Frau, die sich womöglich von Tag zu Tag rettet. Der Obdachlose, der Nachts heimlich die Mülltonnen nach Lebensmittel durchforstet. Das alles packt Stardew Valley in die sonst heitere Farming-Simulation, ohne den Spieler dabei eine Nachricht aufzuzwingen. Wer will, kann mit diesen Schicksalen interagieren. Wer sich stattdessen auf das Landleben konzentrieren möchte und keine Lust auf diese zwischenmenschliche Beziehung hat, kann das auch einfach ignorieren. Alles ist legitim. Diese Leichtigkeit, zusammen mit dem Entfachen des Forscherdranges, mit dem Erkunden der Spielwelt und dem Erlernen des Bauernlebens sind es, die Stardew Valley besonders machen.

Genre: Simulation
Entwickler: Chucklefish Games
Erscheint: Bereits erhältlich
Preis: ca. 14 Euro
System: Nintendo Switch

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