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Game-Review: Splinter Cell: Blacklist

Stealth-Action im Jahr 2013! Wie mir denn die Grafik gefallen hätte, fragt mich ein Kollege, nachdem ich Blacklist endlich durchhabe. Auch ein Ubisoft-Kontakt erkundigt sich danach – fragt mich Dinge, an die ich mich teilweise nicht mehr erinnern kann. Ich habe Splinter Cell zwar gespielt, aber in erster Linie habe ich funktioniert.

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Ich war eine Maschine, die jeden Schatten ausgenutzt und jedes Gadget eingesetzt hat. Mein Blick war dabei nicht auf die Landschaft gerichtet, die Texturen der Wände haben mich genauso nicht interessiert wie die Tatsache, ob die Flammen einer brennenden Bohrinsel realistische Schatten geworfen haben. Ich habe in jeder der elf Solo-Missionen mein Ziel fixiert und bin darauf zugesteuert. Gegner bin ich genau wie Kameras oder Laserbarrieren umgangen und habe sie im Notfall auch ausgeschaltet. Mit Rauchgranaten, meiner Drohne, Haftkameras und meiner schallgedämpften Handfeuerwaffe. Dann war es vorbei. Die Bösen besiegt. Mein Puls senkt sich und plötzlich stelle ich mir Fragen, für die ich die letzten rund zehn Stunden einfach keine Zeit hatte – ist Sam noch eine leise Killermaschine? Wurde zu viel Hollywood in das Spiel gesteckt? Warum zum Teufel sehen die Gegner meine drei grünen Lampen nie? Wir brauchen Antworten.

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Perfektionist
Splinter Cell: Blacklist wagt ein paar mutige Veränderungen: Statt eines klassischen Menüs findet ihr euch auf der Paladin wieder, eurem fliegenden Hauptquartier, das den Ausgangspunkt für alle Missionen, egal ob Solo- oder Multiplayer-Modus, darstellt. Hier trefft ihr auch euer neues Team, Fourth Echelon, das im Gegensatz zu den alten Teilen der Serie diesmal im Vordergrund steht. So könnt ihr mit eurer alten Kollegin Grim und ein paar neuen Mitgliedern zwischen den Missionen ein paar Worte quatschen bzw. Ausrüstung für die Paladin oder euch selbst kaufen. Hier greifen eure Entscheidungen auch wesentlich ins Gameplay ein. Je nach Spielstil, das Game unterscheidet zwischen Ghost (nicht gesehen werden), Panther (still töten) und Assault (Rambo!), könnt ihr euer Equipment anpassen und so das Spiel für euch einfacher machen. Schleicher investieren in Schlafgas, Stealth-Anzug und verbesserte Sonarsicht, während aggressive Spieler mit Splittergranaten, einer AK-47 und Drohneneinsatz ihr Glück versuchen. Die wirkliche Leistung der Blacklist-Entwickler ist deshalb das Leveldesign, das wirklich alle drei Spielarten zulässt, auch wenn in härteren Schwierigkeitsgraden auf ein paar Gimmicks nicht zugegriffen werden kann.

Splinter Cell

 

Die elf Solo-Missionen bieten einiges an Abwechslung (Begleitmissionen, Einsätze aus der Luft usw.), sind grundsolide inszeniert und zwingen euch gelegentlich, über euren Spielstil-Schatten zu springen. Bei manchen der auf der ganzen Welt verstreuten Einsätze dürfen nämlich keine Menschen getötet werden bzw. zwei Abschnitte müsst ihr sogar in der Ego-Perspektive spielen. Ego-Perspektive? Ja, scheinbar wollten euch die Entwickler schon im Story-Modus auf den „Söldner vs. Spione“-Modus vorbereiten. Einer der zahlreichen Multiplayer-Modi, die euch das Spiel zusätzlich bietet.

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Multiplayer
Während viele Spiele völlig willkürlich einen  Multiplayer-Modus in die Feature-Liste quetschen, wurden bei Blacklist viele Dinge richtig gemacht. So könnt ihr diverse Bonus-Missionen (dauern zwischen 10 und 30 Minuten) aus Übungs- oder Geldgewinnungszwecken alleine oder im Zweier-Koop-Modus (Splitscreen – nicht auf der Wii U – oder online) bzw. ausgewählte Missionen nur gemeinsam mit einem Freund bestreiten. Auch hier unterscheiden sich Bonus-Ziele von eurem Spielstil. Kompetitiv dürfen sich Veteranen im „Spione vs. Söldner“-Modus über die klassischen 2vs2-Runden freuen, während im neuen 4vs4-Modus die verschiedenen Klassen mit ihren Accessoires locken. Wer die armen Söldner, die in Shooter-Manier aus der Egoperspektive Jagd auf die Spione machen, gerne auf Trab hält, während die Kollegen ein Terminal hacken, kann dies als Predator tun, der mit einer Tarnkappe perfekt für den Nahkampf ausgerüstet ist und die Ziele ausschaltet, die euer Kollege für euch markieren konnte. In diesem deutlich schnelleren, aggressiveren Umfeld ist Teamwork und Klassenvielfalt ein absolutes Muss. Mit ausreichend erspieltem Geld könnt ihr sogar aus den vorgegebenen Formen ausbrechen und eure ganz persönliche Auswahl an Werkzeugen zusammenstellen. Hier wird sich allerdings erst mit der Zeit zeigen, ob das Balancing bei all dem Individualismus bestehen kann.

Grafik:Solide in allen Bereichen. Die Gesichter erscheinen gelegentlich emotionsarm und die Grafik-Engine wirkt etwas angestaubt, hat aber speziell in den dunklen Abschnitten ihre hellen Momente.
Sound:Klasse Sound-Untermalung, die engl. Stimmen klingen motivierter als die deutschen – aber auch die gehen in Ordnung.
Handling: Je nach Spielweise benötigt ihr schnelle Finger, um im Auswahlrad immer die passende Waffe in der Hand zu halten. Fordernd, speziell beim Einsatz mehrerer Gadgets.

Motivation:Der Umfang ist beachtlich, das Mini-Wirtschaftssystem mit all den Upgrades hält euch auch zwischen den Missionen beschäftigt. Multiplayer: Zehn Story-Missionen, zusätzliche Bonus-Missionen, viele Koop-Missionen und „Spione gegen Söldner“-Modus. Das unterhält.

Pro und Con

+ fetter Umfang
+ variantenreiches Spielsystem
+ interessante Multiplayer-Modi
– unvergessliche Momente fehlen

Splinter_CellSystem: Xbox 360, PS3
Entwickler: Ubisoft Toronto
Spieler: 1-4
Erscheint: erhältlich
Preis: ca. 60 Euro
Alter: 18+
Genre: Action

 

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Eine konsequente und wirklich umfangreiche Weiterentwicklung von Conviction, dem einzig und alleine der allerletzte Pfiff fehlt.

Splinter Cell: Blacklist ist ein wunderschön rundes Gesamtpaket aus forderndem Gameplay und einem zur Story passenden Multiplayer. Denkwürdige Momente erlebt ihr jedoch leider keine. Das Spiel fordert euch zwar permanent, die wirklichen Höhepunkte fehlen aber. Die Dialoge mit euren Kollegen sind meist platt und die Story dümpelt vor sich hin. Die Kraft zieht das Spiel aus dem variantenreichen Gameplay, das ausgesprochen gut funktioniert, den zahlreichen Gadgets und dem reichhaltigen Multiplayer-Angebot – sofern Letzteres von euch genutzt wird. Eine konsequente und wirklich umfangreiche Weiterentwicklung von Conviction, dem einzig und alleine der allerletzte Pfiff fehlt. (Alexander Amon)

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