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Da Capo-Review: Sniper Elite 4 (PlayStation Plus)

Zwischen 6. August und 3. September 2018 gibt es Sniper Elite 4 im Rahmen der PlayStation Plus Mitgliedschaft für die PlayStation 4. Aus diesem Anlass servieren wir euch das passende Review aus dem August 2018 als Da Capo-Review.

Einen Schusswechsel aus der Perspektive eines normalen Fußsoldaten oder der eines Scharfschützen zu erleben, dürften wohl gänzlich differente Erfahrungen sein. Während Reflexe und schnelle Reaktionen für den Fußsoldaten das A und O sind, ist für einen Scharfschützen der perfekte Schuss von größter Bedeutung. Wind, Entfernung mögliche Bewegungen des Ziels und natürlich die Verschleierung der eigenen Position müssen in jedem Moment bedacht werden. Dann wird die Luft angehalten und im Bruchteil einer Sekunde, der sich auf eine gefühlte Ewigkeit ausdehnt, saust die Kugel durch die Luft und zeigt fatale Konsequenzen auf, entweder für das Ziel oder den Schützen. Eben diesen Moment würdig zu virtualisieren hat sich Rebellion Developments zur Langzeitaufgabe gemacht und spendiert der Sniper Elite-Reihe nun schon den vierten Ableger.

Spaghetti à la Nazi
In Sniper Elite 4 verschlägt es Protagonist Karl Fairburne nach Italien und somit nach der Afrika-Kampagne des Vorgängers in ein weiteres von Medien eher wenig beachtetes Szenario des Zweiten Weltkriegs. Ziel ist es, die weiterführende Entwicklung einer Nazi-Superwaffe in Form einer gelenkten Flugbombe zu verhindern und zeitgleich der italienischen Rebellion gegen das faschistische Regime unter die Arme zu greifen. Historisch damit zumindest ausreichend verankert um von einem Laien nicht sofort als Unsinn bezeichnet werden zu können, wird so wieder ein toller Vorwand geliefert um jeder Menge böser Nazis die Innereien zu zerschießen. Diesmal eben im mediterranen Setting. Emotionalen Tiefgang, eine mitreißende Story, glaubwürdige Charaktere oder Gegner mit Graustufen sucht man bekanntermaßen vergebens. Nazis sind böse, Amerikaner sind gut und auf in die Schlacht.

Ein High-Five… mit ner Kugel… in den Kopf
Dem bekannten Spielprinzip der Reihe bleibt der Titel dabei absolut treu und Änderungen finden sich nur im Detail. So wird wieder in Third-Person an eine günstige Position geschlichen, selbige mit der ein oder anderen Sprengfalle gesichert, böse Nazi-Ziele per Fernglas markiert und anschließend eines nach dem anderen mit gezielten Sniper-Schüssen ausgeschaltet, bis das Versteck aufliegt und an eine neue Position gewechselt werden muss. Führte das Spiel in den vorigen Teilen jedoch noch klar von Story-Event zu Story-Event, lässt Sniper Elite 4 den Spieler einfach auf einen freien Spielplatz los. Dabei gibt es einige optionale und ein bis zwei Hauptziele. In welcher Reihenfolge und ob diese überhaupt angegangen werden bleibt dem Spieler überlassen, wobei gerade die optionalen Missionen oft interessante Situationen herbeiführen. Diese Freiheit steht dem Spiel ganz hervorragend und gibt das Gefühl seinen ganz persönlichen Lösungsweg für verschiedenste Situationen finden zu können. Gelingt es mir beispielsweise meinem Missionsziel von der anderen Seite der Map die Kopfhaut zu durchbohren, sodass sämtliche Gegner erst nach einer fünfminütigen Autofahrt bei mir ankommen würden, kann ich eine sonst möglicherweise einstündige Mission in zehn Minuten erledigen.

Mimik an, Mimik aus
Dies wird vor allem auch durch das hervorragende Leveldesign unterstützt, welches die Gratwanderung zwischen realistischen Landschaftsbild und gut nutzbaren Strukturen absolut souverän meistert. Leider beschränken hier Fairburnes Kletter- und Sprungfertigkeiten erwähnte Freiheit ein wenig, da diese nur an dafür vorgegebenen Stellen anwendbar sind. Davon sind aber zumindest ausreichend vorhanden um diesen Wermutstropfen auf einem erträglichen Niveau zu halten. Grafisch bewegt sich der Titel dabei irgendwo zwischen „malerisch“ und „ganz okay“ und bietet damit zumindest nicht allzu viel Platz für Kritik. Auch hier liegt eine klare Schwachstelle bei den Charakteren, deren Mimiken bestenfalls binäre Variationen aufweisen.

Picasso mit mehr Hirn
Das macht aber nichts, denn viel wichtiger ist ihr Innenleben und dieses lässt sich nun schöner denn je in seine Einzelteile zerlegen. Die für die Reihe so ikonische X-Ray Kill-Cam lässt euch nämlich wieder eure Kugeln und diesmal sogar Granaten- und Minenexplosionen sowie Messerstiche im Nahkampf in cineastischer Zeitlupe dabei beobachten, wie sie tödlichen Schaden in den Körpern eurer Feinde verursachen. Ein wenig anstößig, aber dennoch auf seltsame Weise ästhetisch anmutend, dirigiert man so seine Schüsse als eine Art Künstler des Todes durch Lungenflügel, Zähne, Nieren und Wirbelsäulen und zeichnet mit Kugeln, Knochen, Eingeweiden und Schmerzen seine grotesken Werke.

Wer hat Rambo eingeladen ?
Besagte Kill-Cam lässt sich in beschleunigter Form diesmal auch im Koop-Modus bewundern, in dem sich wieder die gesamte Kampagne sowie ein Survival-Modus spielen lässt. Auch ein kompetitiver Multiplayer hat es wieder in Spiel geschafft. Die normalen Deathmatch-Modi zünden mit dem Spielprinzip des Titels leider überhaupt nicht. Besser funktionieren „König der Distanz“, bei dem der Spieler der den Kill aus der größten Entfernung landet gewinnt, und „Kein Überqueren“ bei dem die Spieler durch eine unüberwindbare Schlucht getrennt und so zum Fernkampf gezwungen werden. Da in diesen Modi jedoch sämtliche Zielhilfen ausgeschalten sind und es ohne diese ziemlich schwer ist den Einfluss des Windes auf die Kugel miteinzuberechnen, artet es auch hier meistens in ein zielloses Rumgeballer mit dem einen oder anderen Glückstreffer aus. Allgemein sollte der kompetitive Multiplayer daher wohl eher als kleiner Bonus zu einem sonst grundsoliden Spiel gesehen werden.

Review Overview

Wertung - 7

7

Einmal noch OK

Sniper Elite 4 schafft es durch kleine aber feine Änderungen dafür zu sorgen, dass sich auch der vierte Teil der Serie noch nicht altbacken anfühlt. Die Levels sind großflächig und liebevoll designt und es werden viele Freiheiten zur Wahl des Tötungsprozesses geboten. Die mediterrane Optik ist stimmig und die ausgebaute X-Ray Kill-Cam weiß nach wie vor zu begeistern. Wer mit dieser noch nie etwas anfangen konnte, wird bei diesem Teil genauso wenig glücklich werden wie solche die sich einen ansprechenden kompetitiver Multiplayer gewünscht hätten. Alle anderen haben an dem Spiel genauso viel Freude wie an seinen Vorgängern. Dennoch hoffe ich das Rebellion Developments für den nächsten Teil ein wenig mehr Mut an den Tag legt, da das Abschlachten stumpfsinniger Nazis mit der Zeit dann doch seinen Reiz verliert.

Genre:Third-Person-Shooter
Entwickler: Rebellion Developments
System: PS4, Xbox One, PC
Preis: ca. 60€
Erscheint: Erhältlich

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