Review: Skylanders: Imaginators
Vor sechs Jahren hat das Entwicklerstudio Toys for Bob mit Skylanders nicht nur den Grundstein für das sehr erfolgreiche Toys-to-Life-Genre gelegt, sondern auch Millionen von Kinderherzen im Sturm erobert. Das Konzept, bei dem Videospiele mit Sammelspielzeug kombiniert werden, war ein voller Erfolg und hat mittlerweile einige Nachahmer gefunden. Egal ob Nintendo, Disney oder Warner – in Kooperation mit Lego -, sie alle möchten Activision diesen lukrativen Markt streitig machen. Disney hat mittlerweile das Handtuch geworfen und Nintendos Konzept unterscheidet sich grundsätzlich von dem, was Toys for Bob und Activision geschaffen haben. Speziell für Nintendo war der Erfolg von Skylanders vermutlich ein Schock und nicht vorhersehbar, denn die Serie wurde dem Konzern aus Kyōto exklusiv angeboten, die Mario-Väter hatten jedoch kein Interesse.
Dein eigener Skylander
Mithilfe einer längst vergessenen Macht und den sogenannten Doomlandern möchte Bösewicht Kaos ein weiteres Mal die Skylands unterjochen. Portalmeister Eon kann dies natürlich nicht zulassen und schickt mit den sogenannten Senseis neue mächtige Figuren in ein Abenteuer, um Kaos und seinen Schergen Einhalt zu gebieten. Soweit so ähnlich. Die Story von Skylanders: Imaginators ist austauschbar und ähnelt in ihren Grundzügen den vorhergegangenen Teilen. Das macht aber nichts, denn die Stärken der Serie liegen bekanntlich woanders. Speziell für diesen Teil haben sich die Entwickler etwas Besonderes einfallen lassen und könnten der Serie so zu neuen Höhenflügen verhelfen. Denn erstmals in der Geschichte der Skylanders könnt ihr eure eigenen Figuren erschaffen. Möglich wird dies durch einen sehr benutzerfreundlichen und mächtigen Editor. Hier könnt ihr nicht nur das Erscheinungsbild eures Skylanders anpassen, sondern ihm auch spezielle Attacken und Ausrüstung verleihen. Ihr könnt eure Figur euren Wünschen nach einfärben sowie die Größe der Figur und einzelner Teile wie Kopf, Arme und Torso bestimmen. Selbst die Stimme, der Musikstil oder der Wahlspruch (der ertönt, wenn ihr euren Charakter ins Spiel ladet), können individuell angepasst werden. Um euren Charakter zu speichern und schließlich ins Spiel bringen zu können, benötigt ihr den sogenannten Kreations-Kristall. Dieser pulsiert im Takt des Herzschlags der Figur sobald er auf dem Portal aktiviert ist und kann auch systemübergreifend etwa bei einem Freund genutzt werden.
Die Kristalle sind wie auch die Skylander-Figuren bisher in Elemente unterteilt. Bevor ihr euch im Editor austoben könnt, müsst ihr euch für eine von zehn Klassen entscheiden. Die Klassen basieren auf den bekannten Skylander-Archetypen wie Schwertkämpfer, Bogenschütze, Magier, etc. Doch Vorsicht, die Wahl der Kämpferklasse ist endgültig und wird in den Kreations-Kristall „eingebrannt“ – Alle übrigen Attribute lassen sich auch später jederzeit und beliebig oft wechseln und bearbeiten. Wollt ihr also für den selben Element-Kristall den Skylander einer andere Klasse verwenden, müsst ihr einen zusätzlichen Kristall erwerben. Natürlich ist der Editor zu Beginn des Spiels noch limitiert und wird erst im Lauf des Spiels erweitert. Das hindert aber speziell Kinder nicht daran, von Anfang an viel Zeit im Editor zu verbringen und bei jedem neu erhaltenen Item selbigen aufzurufen und das Erworbene zu begutachten. Durch die unzähligen Items, die ihr durch euer Vorankommen erhaltet, gleicht das aktuelle Spiel noch mehr als bisher einem Action-RPG.
Alte Bekannte
Wie bei der Serie üblich lassen sich alle bisher erhältlichen Figuren im Spiel verwenden. Selbst eure Fahrzeuge aus Skylanders Superchargers, finden in einem separaten Rennspiel-Modus ihre Bestimmung. Solltet ihr den letzten Teil ausgelassen haben, könnt ihr die Rennen dennoch mit einem Standardfahrzeug bestreiten. Euren Eigenkreationen zur Seite stehen diesmal die „Sensei“, Kampf-Großmeister, von denen eure selbst erschaffenen Helden lernen können. Jede erworbene Sensei-Figur kann euren auf Stufe 15 limitierten Level um eine Stufe erhöhen. Habt ihr einen Kämpfer des selben Elements erstellt, habt ihr die Möglichkeit, zusätzliche Fähigkeiten und Ausrüstung zu erlangen. Dafür müsst ihr mit eurem Sensei einen speziellen auf das jeweilige Element limitierten Abschnitt bestreiten, den ihr ohne entsprechende Figur nicht betreten könnt. Diese zum Kauf zusätzlicher Figuren verleitenden Limitierungen kennen Fans bereits aus den Vorgängern. Dieses Mal haben die Entwickler solche Frustmomente allerdings entschärft und das Ganze läuft nun wesentlich subtiler ab. Wer jedoch jeden Winkel der Skylands erkunden will, kommt um den Kauf zusätzlicher Figuren nicht herum.
Wumpa Wumpa
PlayStation-Fans können sich diesmal über zwei aktuell noch für PS3 und PS4 exklusive Charaktere freuen. 20 Jahre nach dem ersten Crash Bandicoot-Spiel sind der freche Beuteldachs und sein Widersacher Dr. Neo Cortex in den Skylands zu Gast. Die beiden Sensei-Charaktere wurden in enger Zusammenarbeit mit Vicarious Visions entworfen. Das verwundert nicht, da das Studio auch gerade an den Remaster-Versionen der PlayStation-Klassiker für PS4 arbeitet. Das Erscheinungsbild von Crash wurde von den Entwicklern gekonnt ins High-Definition-Zeitalter transportiert und sein Move-Set erinnert inklusive Wirbelattacke stark an das Original. Sogar ganze „Thumpin‘ Wumpa Islands“-Abschnitte haben Vicarious Visions für Skylanders: Imaginators beigesteuert. Crash-typische Jump‘ Run-Einlagen gepaart mit dem famosen Original-Soundtrack und einen coolen Look machen definitiv Lust auf mehr und steigern die Vorfreude auf die Remaster.
Neue Qualitäten
Das Gameplay ist in seinen Grundzügen unverändert. Durch das Zerstören von Gegenständen bekommt ihr Geld, das ihr bei entsprechender Erfahrung in neue Fähigkeiten investieren könnt. Durch die vielen Upgrades, die ihr während des Spielens für den Editor erhaltet, erinnert das Spiel ein wenig an westliche RPG-Perlen wie Diablo. Die Entwickler haben das Gameplay weiter optimiert und auf das Wesentliche reduziert. Der Mix aus Jump’n Run-Einlagen, actionreichen Kämpfen und logischen Umgebungsrätseln hat noch nie so rund gewirkt. Alle Elemente spielen sich besser als zuvor und auch das Leveldesign ist diesmal eindeutig abwechslungsreicher. Zwar sind die Levels immer noch weitestgehend linear, laden aber gleichzeitig zum Erkunden ein. Das Grundkonzept hat Toys for Bob natürlich auch hier auf die Zielgruppe ausgerichtet und das kindgerechte Spieldesign wird erwachsene Spieler abermals wenig fordern. In Kooperation mit dem Nachwuchs macht das Ganze dennoch sehr viel Spaß. Besonders wenn dieser, so wie meine Tochter als geübte Portalmeisterin, das Spiel gleich mal auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad startet. Technisch gesehen hat sich ebenfalls einiges getan. Besonders auf der aktuellen Konsolengeneration wirkt die Spielwelt wie aus einem Guss und eure Skylanders sehen vor allem in Nahaufnahme ihren Spielzeug-Ebenbildern zum Verwechseln ähnlich.
App, T-Shirt & 3D-Druck
Auch die Strategie für Android- und iOS- Plattformen wird in diesem Jahr grundlegend verändert. Euch erwartet nämlich der komplette Skylanders-Editor ohne Einschränkungen wie ihr ihn auch im Spiel vorfindet. Es ist sogar möglich, eure Skylanders mithilfe eines Audio-Zwitschercodes etwa von der PS4 auf ein iPhone zu transferieren. Umgekehrt geht das nicht so leicht und hier kommt der kostenpflichtige Clou zum Tragen. Im Shop der Smartphone- bzw. Tablet-App könnt ihr ein T-Shirt mit eurem Charakter bestellen oder vor allem eine Skylanders-Karte und auch eine im modernsten 3D-Druckverfahren hergestellte eigene Skylanders-Figur. Die Karten und Figuren sind mit einem funktionierenden Charakter-Chip ausgestattet: Einmal auf das Portal gestellt, erscheint euer Held auch schon im Spiel wie bei einer herkömmlich gekauften Figur. Das Team von Toys for Bob ist sichtlich stolz auf dieses neue Feature und Zeichnungen von Kindern aus aller Welt übersähen die Wände des Entwicklerstudios. „Seit dem ersten Skylanders inspirieren wir viele Kinder, eigene Skylanders zu erschaffen, zu zeichnen und sich kreativ zu betätigen. Mit Skylanders: Imaginators stoßen wir für die Kreativität ein komplett neues Tor auf“, so Studioleiter und Branchenveteran Paul Reiche III.
Im Vorfeld der Veröffentlichung von Skylanders: Imaginators hatten wir die Gelegenheit, das Entwicklerstudio hinter dem Skylanders-Phenomen zu besuchen. Eine halbe Autostunde von San Francisco auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge im sonnigen Marin County in Kalifornien hat das bereits vor 27 Jahren gegründete Studio Toys for Bob in einem umgebauten Hangar eines aufgelassenen Militärflugplatzes der US Air Force, seine Zelte aufgeschlagen. Damit sich die über hundert Mitarbeiter wohl fühlen wird einiges getan. So wurde der halbe Hangar in eine Piraten-Themenlandschaft umgebaut, die andere Seite präsentiert sich im Tiki-Stil einer polynesischen Insel. In der Geschichte von Toys for Bob gab es schon vor Skylanders einige große Erfolge. So erschienen mit Star Control und vor allem Star Control II Anfang der 90er Jahre zwei Science-Fiction-Spiele, die bis heute Kultstatus genießen. Auch das 1996 veröffentlichte Jump ’n Run Pandemonium! konnte unter anderem auf der PlayStation und dem Sega Saturn begeistern. Ältere Spieler sollte auch der Name eines der beiden Studiogründer etwas sagen. Paul Reiche war nämlich auch an einem anderen Klassiker maßgeblich beteiligt: Archon. Darauf angesprochen beginnen seine Augen regelrecht zu leuchten: „Oh ja. Und damals ging es auch schon um coole Monster.“
Die Erschaffung einer Skylanders-Figur kann oft Wochen oder gar Monate dauern. Einer der wichtigsten Charaktere im neuen Skylanders: Imaginators, der Pinguin-Krieger Master King Pen, wurde laut Chefdesigner I-Wei Huang bereits vor sechs Jahren für das erste Skylanders in leicht veränderter Form erschaffen. Bis zur fertigen Figur sind oft Hunderte Prototypen nötig. Zu diesem Zweck werden die am Computer erstellten Modelle auf moderne 3D-Drucker übertragen. So kann schnell überprüft werden, ob ein Skylander, der am Computer gut aussieht, auch als echtes Spielzeug überzeugen kann. Ganz ähnlich wie in Zukunft auch Spieler selbst eine Kreatur mit dem Skylanders Creator erschaffen und einen 3D-Druck davon bestellen können. Wir sind gespannt an welchen Ideen Toys for Bob gerade für die nächsten Jahre arbeitet, denn eines war uns schon bei unserem Besuch klar: Hier hat man eine klare Vision, wie das Spielzeug unserer Kinder in der Zukunft aussehen wird.
Review Overview
Wertung - 8
8
Diesmal erschafft ihr die Monster!
Mit Skylanders: Imaginators hat Toys for Bob vieles richtig gemacht und einige Schwächen der Vorgänger ausgemerzt. Das Gameplay wirkt nun weniger überladen und besser ausbalanciert. Die Möglichkeit, seine eigenen Skylander zu erschaffen könnte der Serie nochmals einen ordentlichen Erfolgs-Push verleihen. Der leicht zugängliche und kindgerechte Editor begeistert speziell jüngere Spieler von der ersten Sekunde an. Auch dieses Mal gelang es den Entwicklern die Gast-Charaktere gekonnt ins Spielgeschehen zu integrieren und steigern zudem die Vorfreude auf die für PS4 erscheinenden Crash Bandicoot-Remaster.
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