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Review: Sherlock Holmes: Crimes and Punishments

Ob der junge Arzt Sir Arthur Conan Doyle als „Eine Studie in Scharlachrot“ im November 1887 erstmals erschien auch nur annähernd erträumen konnte, welche Beliebtheit sein fiktiver Held mehr als 84 Jahre nach seinem eigenen Tod erlangen sollte? Wohl kaum! Zurzeit gibt es gleich zwei erfolgreiche Sherlock Holmes-TV-Serien und mehrere Kinoprojekte rund um den Detektiv aus der Baker Street. Es wundert daher auch nicht, dass auch Computer- und Videospiele mit Holmes und Watson auf den Markt kommen. Die mit Abstand besten stammen von “Frogwares Game Development Studio” mit seinen Büros in Irland und der Ukraine.

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„Nichts ist trügerischer als eine offenkundige Tatsache“
Beim mittlerweile siebenten Teil der Sherlock Holmes-Serie ruht man sich nicht auf den Lorbeeren der Vorgänger aus, sondern hat so einiges verbessert. Wie auch schon in den bisherigen Spielen schlüpft ihr wieder in die Haut des berühmten Detektivs. Im Spiel erwarten euch insgesamt sechs spannende und abwechslungsreiche Fälle, die auf den ersten Blick nicht zusammenhängen, allerdings am Schluss sehr wohl ineinander greifen. Ihr werdet etwa von Inspektor Lestrade auf das Anwesen von Lord und Lady Brackenstall gerufen, in das angeblich eine Diebesbande eingedrungen ist, die die Lady niedergeschlagen und ihren Mann umgebracht hat. Nach Befragung der Zeugen und der Besichtigung des Tatortes sowie aller Beweismittel, hegt unser Detektiv Zweifel am dargestellten Tathergang, denn anscheinend dürfte auch häusliche Gewalt bei den Brackenstalls nicht ganz unüblich gewesen sein, genauso wie übermäßiger Genuss von Alkohol von Seiten des Lords. Das wiederum wirft die Frage auf, ob sich vielleicht die Lady einfach ihres Ehemannes entledigen wollte – und es bleibt an uns zu entscheiden, ob sie für uns eine berechnende junge Frau oder eine verzweifelte und in Notwehr handelnde Dame ist.

Wie das große Vorbild: Manche Rätsel sind erneut knackig schwer und fordern euren Grips.
Wie das große Vorbild: Manche Rätsel sind erneut knackig schwer und fordern euren Grips.

Je nach den gesammelten Beweisen und Indizien präsentieren sich euch andere Ergebnisse, was auch zu verschiedenen Verdächtigen führt. Dabei gibt es zwischen drei und fünf verschiedene Lösungen pro Fall, was wiederum zu vielen unterschiedlichen Enden führt – und wie es ausgeht bleibt dabei komplett euch überlassen. Die Entscheidung ist dabei auch eine moralische: Ihr habt die Wahl, ob ihr Verbrecher wie auch Unschuldige ins Gefängnis schickt oder sie entlastet. Um bei den vielen Informationen den Überblick zu bewahren, gibt es wieder das bewährte Casebook, in dem ihr nicht nur sämtliche Dialoge ein weiteres Mal anhören, sondern auch alle gesammelten Beweise finden könnt. Im Casebook findet ihr auch noch eine Karte, auf der alle wichtigen Orte eingezeichnet sind, wodurch es zu eurem wichtigsten Hilfsmittel wird – neben Dr. Watson natürlich. Neu ist jedoch, dass ihr die gesammelten Indizien quasi vor eurem geistigen Auge kombinieren und so blitzschnell Schlüsse ziehen könnt. Der geneigte Holmes-Kenner wird im übrigen gleich zwei der Fälle wiedererkennen. Zwar kennt man hier natürlich schon den Täter, doch die Inszenierung bzw. Herangehensweise an den Fall macht noch genug Laune, um euch bei der Stange zu halten. So erwarten euch bei allen Fällen wunderbare Dialoge, denen man einfach anmerkt, wie sehr dem dahinterstehenden Entwickler die Materie am Herzen liegt. Diese bekommt man mit tollen englischen Sprechern und deutschen Untertiteln serviert. Minigames wie das Knacken von Schlössern oder der eine oder andere Faustkampf lockern das Geschehen genauso auf wie das Umschalten in einen Detektiv-Modus, wie man ihn aus den aktuellen Batman-Games kennt. Hier seid ihr voll konzentriert und selbst kleine Details werden euch mit Texteinblendungen angezeigt, ganz klar eine stilistische Verneigung vor der BBC-Serie Sherlock.

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Auch wenn es sich bei Crimes and Punishments im Großen und Ganzen um ein lineares Adventure-Game handelt, so haben sich die Entwickler doch ins Zeug gelegt und eine möglichst lebendige Welt kreiert. Die Serie macht einen großen Sprung nach vorne – und das nicht nur auf visueller Ebene. Neben der deutlich besseren Optik durch die Verwendung der Unreal Engine 3 wurde auch am Storytelling gearbeitet, um das Erlebnis noch immersiver zu gestalten. Egal ob hammerhartes Verhör oder die Beobachtung eines Beweises unter dem Mikroskop – der Spielfluss wurde stets kurzweilig gestaltet. Nur die ungewöhnlich langen Ladezeiten trüben den technisch guten Eindruck.

Review Overview

Wertung - 8.5

8.5

Tolle Zeitreise ins Viktorianische London

Als 2002 das erste Sherlock Holmes-Spiel von Frogwares erschien war der Meisterdetektiv aus der Baker Street zwar ein nach wie vor beliebter Charakter mit vielen Fans, den durch die aktuellen TV Serien “Sherlock” und “Elementary” sowie die beiden Filme mit Rober Downey Jr. ausgelösten Hype konnte jedoch niemand voraussehen. So stehen die Entwickler jedoch auch vor dem Problem, die Fans dieser Adaptionen ebenfalls bedienen zu wollen, obwohl sie sich oft maßgeblich vom Original unterscheiden. Frogwares hat den Spagat geschafft uns serviert uns mit diesem Holmes-Abenteuer nicht nur eine konsequente Weiterentwicklung, sondern hat auch Elemente eingebaut, die einen Hauch der modernen BBC Serie mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman versprühen. In keinen anderen Sherlock Holmes-Videospiel hatte ich jemals so sehr das Gefühl, wirklich in die Rolle des Meisterdetektivs zu schlüpfen. Hier wartet ein tolles Adventure mit einer spannenden Handlung und überraschend eingängigem Gameplay!

CRIMES_PUNISHMENTS_PS4_DE_pack2DGenre: Adventure
Entwickler: Frogwares
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca. 60 Euro (PS4, Xbox One), ca. 50 Euro (PS3, Xbox 360, PC)
System: PS3, PS4, Xbox 360, Xbox One, PC

 

Phänomen Sherlock
Der von Autor Sir Arthur Conan Doyle erdachte Ermittler ist derzeit aufgrund der beiden Filme mit Robert Downey Jr. in aller Munde, aber auch die aktuelle BBC-Serie „Sherlock“, die den smarten, aber mit gewissen sozialen Mankos ausgestatteten Helden in die Jetztzeit versetzt, schürt den Rummel. Insgesamt erschienen seit 1987 vier Romane und fast 60 Kurzgeschichten – es gibt aber eine Fülle anderer Werke, die von der Conan-Doyle-Gesellschaft allerdings nicht als Kanon-zugehörig eingestuft wurden. Seit den 1920er-Jahren gab es immer wieder Filme und TV-Serien zu Mr. Holmes. In seine Rolle schlüpften beispielsweise bereits Peter Cushing, Basil Rathbone, Peter O’Toole, Rupert Everett und Christopher Lee. Und auch beinahe 20 Videospiele haben den Ermittler als Protagonisten. Zuletzt sorgte Robert Doney Jr. im Kino und Benedict Cumberbatch (Sherlock) bzw Jonny Lee Miller (Elementary) und Igor Petrenko (Sherlock Holmes, Шерлок Холмс) im TV für ihre ganz persönliche Interpretatioen des Charakters. Gespannt darf man nun auf die Verfilmung von “A Slight Trick of the Mind” von Mitch Cullin sein, die nächstes Jahr unter dem Titel “Mr. Homes” ins TV gebracht wird. Darin verkörpert niemand geringerer als Sir Ian McKellen (Gandalf, Magneto) einen in die Jahre gekommenen Holmes im Ruhestand, wohnhaft in Sussex.
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