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Review: Sekiro: Shadows Die Twice

Kein Souls-like, aber gnadenlose Fernost-Action

Jahre bevor From Software mit der Souls-Reihe ein neues Genre definieren konnte, gab es bereits ein Franchise, das für Fans von gnadenlos präzisen 3D-Schnetzlern eine Heimat bot: Ninja Gaiden. Während der damalige Entwickler Team Ninja heutzutage aber mit Nioh und Nioh 2 lieber versucht, auf den Souls-Zug aufzuspringen, könnte man From Softwares neuestes Meisterwerk Sekiro: Shadows die Twice vielleicht sogar als subtile Hommage an die Glanzzeit von Ninja Gaiden verstehen. Sekiro entfernt sich nämlich überraschend weit von der Souls-Formel, bringt dabei aber so viele kreative, neue Ideen ein, dass sich durchaus vorstellen lässt, in Zukunft von einigen Sekiro-likes zu hören.

Hey, den brauch ich aber noch!

Diese Unterschiede werden bereits in den ersten Spielminuten klar und verdeutlichen sich über die Zeit immer weiter. So gibt es in Sekiro keinen Charakter-Editor mehr. Stattdessen verfolgt ihr das klar erzählte Abenteuer des Shinobi Seju, dessen Aufgabe es ist, als Leibwächter des göttlichen Erben Kuro diesen aus den Fängen von Genichiro zu befreien, der vor hat mit Kuros Drachenerbe eine Armee der Unsterblichen zu erschaffen. Bei dem ersten Versuch, dies zu verhindern, scheitert Seju aber kläglich und verliert seinen linken Arm.

Ninjapunk 1477

Dank Kuros Segen (oder Fluch) ist dies aber erst der Anfang eurer Geschichte und so erwacht ihr erneut zum Leben und dürft euch sogar über einen mehr als würdigen Ersatz eurer verlorenen Gliedmaße freuen. So hat euch ein ehemaliger Shinobi-Meister kurzerhand eine knochige Ninja-Armprothese an den Stumpf geschraubt, die euch eine Vielzahl neuer Möglichkeiten beschert. So könnt ihr euch per Greifhaken-Schuss nun zu weit entfernten Stellen oder sogar Hausdächern ziehen und eure Prothese im Spielverlauf mit einigen Gadgets wie etwa Flammenwerfern, Giftmessern oder stahlverstärkten Sonnenschirmen ausstatten.

Ach, hier bin ich!?!

In der darauffolgenden Rettungsmission erfahrt ihr viel über die Welt und die Geschichte von Kuro, Seju und Genichiro und müsst dafür nicht einmal lange Itembeschreibungen durchlesen. Die interessante Story rund um Kriege und Mächte wird nämlich in viele kleine Teile aufgeteilt, aber im Grunde gut verständlich erzählt und bis auf einige wenige optionale Routen verfolgt ihr durchwegs einen klar vorgegebenen Verlauf durch die Geschichte. Dark Souls-typisch bleibt nur der stark vertikale Levelaufbau, welcher dank des Greifhakens sogar noch steiler designt werden konnte und mit vielen Abkürzungen bereits besuchte Gebiete mit neuen zu einem überraschend kompakten Komplex verschränkt.

Immer auf die Haltung achten

Die größte Änderung findet sich neben der fehlenden Möglichkeit, neue Rüstungen oder Schwerter auszurüsten, aber im Kampfsystem. So gibt es keine Ausdauerleiste und der nun Sekiro (einarmiger Wolf) genannte Held kann Attacken, Rollen und Sprünge aneinanderreihen wie ihm der Sinn steht. Relevant ist nur noch die Lebensleiste, sowie die neue Haltungs-Leiste. Diese definiert, wie stabil jeweils ihr und euer Gegner steht und daher auch, ob ihr in der Lage seid, Angriffe abzuwehren. Um die Haltung des Gegners zu destabilisieren, muss dieser entweder mit Angriffen eingedeckt oder wiederum seine Attacken pariert werden. Habt ihr euren Gegner endgültig aus dem Gleichgewicht gebracht, könnt ihr diesen mit einem mehr als blutigen Todesstoß dann endgültig in die ewigen Jagdgründe befördern. Einzige Ausnahme sind Zwischen- und Endbosse, die teils zwei bis drei Finisher verlangen, bevor sie endlich das Zeitliche segnen.

Von hinten ist’s immer besser

Da ihr aber ein Shinobi seid, könnt und solltet ihr jedoch vor allem auf Schleichangriffe setzen. Indem ihr euch aus großer Höhe auf den Gegner stürzt oder von hinten an diesen heranpirscht, erspart ihr euch das Haltungsspiel und geht direkt zum finalen Massakrieren. From Software-typisch sind die frontalen Schwertkämpfe andernfalls nicht nur adrenalingeladen, sondern auch knallhart und so empfiehlt es sich, diese Abkürzung so oft es geht zu nutzen. Denn selbst im späteren Spielverlauf können euch einfache Fußsoldaten schnell über den Jordan befördern, wenn ihr nur einen Moment unaufmerksam seid.

Zeit für die zweite Runde

Doch seinem Namen gerecht werdend stirbt Schattenkrieger Sekiro nicht nur einmal und so könnt ihr bis zu zweimal direkt an der Stelle eures Ablebens von den Toten zurückkehren und euch gnadenlos an eurem Mörder rächen. Erst danach gilt es tatsächlich als Bildschirm-Tod und ihr landet mit einem, in diesem Fall unwiederbringlichen, Verlust an Geld und Erfahrungspunkten bei dem letzten besuchten Götzen.

Leuchtgötzen

Diese von demselben Shinobimeister, der euch euren neuen Arm angeschraubt hat, errichteten Statuen versuchen nicht einmal irgendetwas anderes als die aus Dark Souls bekannten Leuchtfeuer zu sein. So könnt ihr hier die Welt resetten, in einem im Spielverlauf immer tiefer gehenden Skilltree in neue aktive und passive Fertigkeiten investieren, sowie eure Heiltränke wieder auffüllen

Kampf mit der Riesenschlange? Die Frisur hält!

Grafisch bewegt sich der Titel auf einem soliden Niveau, weiß aber vor allem durch das unbeschreibliche Level- und Gegnerdesign zu begeistern. Was hier an pompösen Szenenbildern in feudalen Festungen, Bambusheinen, Schlachtfeldern und Schneebergen geboten wird, ist schlicht und ergreifend episch. Da werden auch gerne mal etwas detailarmere Bodentexturen und Haarsträhnen, die wirken, als wären sie mit einem halben Kilo Haarspray gefestigt, verziehen.

Fazit:

Wertung: - 9.5

9.5

From Softwares Hattori Hanzo

Die Erwartung an ein neues Franchise der Dark Souls-Macher sind bei einem Souls-Fan wie mir natürlich sehr hoch. Freudig kann ich jedoch berichten, dass Sekiro nicht nur gar kein Souls-like ist, sondern tatsächlich eine fantastische neue Erfahrung. Dank eines perfekt ausgeklügelten, innovativen Kampfsystems, fairen, aber gnadenlos intensiven Herausforderungen, befriedigenden Belohnungen in Form von Gadgets und Moves sowie beeindruckender, fernöstlicher Atmosphäre ist der Titel nämlich gleichzeitig genau das, was ich wollte und trotzdem etwas erfrischend Neues. Wegen der klarer erzählter Geschichte und dem deutlich feingeschliffenen Upgrade-Systemen dürfen diesmal auch Spieler einen Blick riskieren, die mit der Souls-Reihe eher nichts anfangen konnten, aber trotzdem Herausforderungen mögen.

Genre: Action Adventure
Entwickler: From Software
System: PC, Xbox One, PS4
Erscheint: Erhältlich
Preis: ca.  60 Euro

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