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Review: Rise of the Tomb Raider

Mit dem Tomb Raider-Reboot im Jahr 2013 wollte Crystal Dynamics Lara Croft in die Gegenwart holen. Die Geschichte einer jungen Überlebenden sollte erzählt werden, die nach und nach zu der Heldin wird, als die wir sie kennen. Die Story um die psychischen (und physischen) Konsequenzen, die sich für Lara durch den Kampf ums nackte Überleben und die Notwendigkeit zu töten ergaben, biss sich allerdings mit der Dezimierung unzähliger Gegnerhorden im nächsten Atemzug. Die Fortsetzung Rise of the Tomb Raider schien sich im Ankündigungstrailer auf der E3 2014 ebenfalls mit den Folgen der traumatischen Erlebnisse zu befassen, im Spiel selbst ist davon allerdings nichts mehr zu erkennen.

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Das Bestreben, das Spiel abgesehen von den übernatürlichen Elementen einigermaßen realistisch zu halten, wurde über Bord geworfen. Der kaltblütige Massenmord an Dutzenden von Gegnern wird ganz einfach nicht mehr thematisiert, Lara sogar in einer Szene als beinahe blutdürstig dargestellt. Der brutalen Geschichte des Vorgängers mit einer traumatisierten jungen Frau, die nach einem Schiffbruch einfach nur überleben muss, folgt ein stereotyper Schatzjäger-Plot. Auf der Suche nach einem vage definierten mystischen Artefakt, das in einer verschollenen antiken Stadt vermutet wird, liefert sich Lara ein Wettrennen mit einer fanatischen Sekte namens Trinity. Um die Angelegenheit noch persönlicher zu gestalten hängt das Schicksal ihres verstorbenen Vaters mit der Organisation zusammen, deren Mitglieder als Kanonenfutter für eine Art weiblichen Rambo dienen.

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Frau Croft vermag es nämlich trotz ihrer zierlichen Statur, schwer bewaffnete Männer mit militärischem Training sowohl aus dem Hinterhalt als auch bei direkter Konfrontation zu überwältigen. Dabei sind nach und nach verbesserbare Waffen wie Pfeil und Bogen, Shotgun, Pistole und Maschinengewehr genauso effektiv wie lautlose Angriffe aus einem Gebüsch. Tatsächlich steht es dem Spieler in vielen Situationen frei, laut und direkt oder leise und schleichend vorzugehen. Es fühlt sich zwar großartig an, arglose Gegner durch Löcher in der Eisdecke ins Wasser zu ziehen und zu überwältigen, ist aber von Realismus weit entfernt. Noch dazu nimmt sich Rise of the Tomb Raider sehr ernst. Keine Spur von der Leichtigkeit und Selbstironie eines Uncharted, dafür bietet das Spiel weit mehr Freiheiten als die Konkurrenz aus dem Hause Sony.

Nach einem stark linearen Intro wird man in eine semi-offene Welt entlassen, die wie im Vorgänger in mehrere Bereiche unterteilt ist, welche mit dem voranschreitenden Plot freigeschaltet werden. Ebenfalls in der Tradition des ersten Teils entfaltet sich die Handlung im Wesentlichen an einem Ort, in diesem Fall einer abgelegenen Region Sibiriens. Trotz der auf den ersten Blick eintönigen Landschaft gibt es zahlreiche optisch unterschiedliche Gebiete zu entdecken. Ein verlassenes russisches Gulag, eine verschollene Stadt voller Schätze, ein geheimes Tal und verwinkelte Höhlensysteme sorgen für einen wachen Entdeckergeist.

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Die Gebiete sind nicht nur schön anzusehen, sondern bergen auch eine Menge Gefahren in Form von Soldaten oder wilden Tieren und versteckte Geheimnisse. Uralte Artefakte wollen genauso entdeckt werden wie optionale Tempel, die knifflige Rätsel bieten und zusätzliche Fähigkeiten freischalten. Einige können nur mithilfe bestimmter Werkzeuge betreten werden, die man erst im späteren Verlauf erhält und laden zum Erkunden auch nach dem Ende der Handlung ein. Belohnt wird die zusätzliche Mühe mit großartig gestalteten Orten wie einer Grabkammer, die am Rande eines gewaltigen Wasserfalls in den Stein geschlagen wurde.

Trotz der Freiheiten mangelt es auch nicht an der einen oder anderen linearen Fluchtsequenz, in der ganz in der Tradition von Uncharted oder Hollywood-Action-Krachern die Umgebung in zahllosen Feuerbällen aufgeht. Mehr Zeit wird allerdings mit Klettern und der Frage verbracht, wieso jahrhundertealte Steinmauern plötzlich beginnen einzustürzen, wenn sich eine zierliche Frau an ihnen entlanghangelt. Positiv fällt aber auf, dass einem vermasselten Sprung weitaus seltener Horror-Todesszenen folgen als im ersten Teil.

Obwohl der Gedanke an Mikrotransaktionen in einem Spiel wie Rise of the Tomb Raider absurd klingen mag, versuchen Crystal Dynamics und Square Enix, mit Kartenpacks mehr Geld aus den Käufern des Spiels herauszupressen. Wie auch in Halo 5: Guardians enthalten mit mit Ingame- Währung und echtem Geld erwerbbare Kartenpackungen einzelne Karten, die bestimmte Effekte haben. Anders als beim Microsoft-Shooter allerdings nicht im Mehrspielermodus (Tomb Raider hat keinen), sondern im Herausforderungsmodus. Bereits absolvierte Spielpassagen können unter Zeitdruck und mit zusätzlichen Modifikationen noch einmal gespielt werden, um sich in Bestenlisten mit Freunden zu messen. Hier kommen die mit der Benutzung verbrauchten Karten ins Spiel. Sie können eingesetzt werden, um das Spiel schwieriger (Erhöhung der Punktzahl) oder leichter (Verringerung der Punktzahl) zu gestalten. Die Mechanik ist komplett überflüssig, passt nicht zum Spiel und wirft ein unnötig schlechtes Licht auf Entwickler und Publisher.

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Review Overview

Wertung - 8

8

Rise of the Tomb Raider ist eine gelungene Fortsetzung des Reboots aus dem Jahr 2013. In vielen Aspekten wirkt es runder als der Vorgänger und führt an interessantere Schauplätze, die technisch mithilfe spektakulärer atmosphärischer Effekte äußerst ansprechend umgesetzt wurden. Lediglich die simple Handlung und die komplette Abwesenheit von Reflexion was das Töten angeht können als Rückschritt betrachtet werden. Es wirkt, als würden die Entwickler vor dem eigenen Anspruch, mit einem Spiel zu unterhalten aber auch eine tiefgehende Handlung zu präsentieren, kapitulieren. Das ist schade, denn nicht umsonst war der Reboot gerade wegen einigen Darstellungen nicht unumstritten. Was bleibt ist ein echtes Tomb Raider, das euch feine Action-Kost bietet, aber einige Chancen verpasst.

Die Xbox 360-Fassung
Für dieses Review wurde die Xbox One-Version des Spiels herangezogen. Die zeitgleich erscheinende Xbox 360-Fassung macht allerdings in den kürzlich aufgetauchten Gameplay-Videos einen verhältnismäßig tollen Eindruck. Obwohl aufgrund der älteren Technik optische Abstriche gemacht werden mussten, sind die Versionen inhaltlich gleich.
Genre: Action
System:
 Xbox 360, Xbox One, PC (Anfang 2016), PS4 (Herbst 2016)
Entwickler: Crystal Dynamics
Erscheint: 13. November
Preis: ca. 65 Euro

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