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Review: Ready Player One

Nerd-Kultur erobert das Mainstream-Kino. Ready Player One geizt nicht mit Anspielungen, kann aber auch Geek-Noobs überzeugen.

Ernest Cline hat im Jahr 2010 ein Stück zeitgenössischer Kunst geschaffen, welches diesen März für das Mainstream-Kino von Steven Spielberg adaptiert wurde. Das Ergebnis ist eine Zeitreise durch die 1980er Jahre, die charmant vor sich hinplätschert und mit Sicherheit ihr Publikum finden wird.

Es ist alles nur ein Spiel

Den Hintergrund werden viele von euch bereits kennen. Im Jahr 2045 hat sich die Welt verändert und nicht zum Guten. Wirtschaftskrise und Ressourcenmangel zwingen die Menschen in eine fiktive Realität zu fliegen – die Oasis. Eine Mischung aus diversen VR-Fantasien der jüngeren Vergangenheit und Second Life (wer erinnert sich noch?).

Erfunden wurde Oasis von James Donovan Halliday, der jedoch das Zeitliche segnet und mit seinen Abschiedsworten eine virtuose VR-Schnitzeljagd entfacht. Wer drei Schlüssel in der Oasis findet, der erbt das Vermögen von Halliday und bekommt die Macht über die Oasis. Hauptcharakter Wade Watts (gespielt von dem noch eher unbekannten Tye Sheridan) nimmt das Rennen gegen eine böse Cooperation auf, die sich an der Oasis bereits erfolgreich bereichert und mit dem Sieg um die Schlüssel weiter an Macht gewinnen will.

5 Freunde müsst ihr sein

Im Laufe des Films, der primär in der Oasis spielt, findet Wade eine Handvoll Freunde und natürlich ein Love-Interest, mit der er in beiden Welten zu flirten beginnt. Dadurch ergibt sich in den knapp 2,5 Stunden eine Grunddynamik, die aber weniger durch besonders witzige Dialoge entsteht, sondern vielmehr durch die inszenierte Action und natürlich die vielen Anspielungen an die Popkultur der 1980er Jahre.

Und hier kommt jener Punkt ins Spiel, mit dem der Film versucht das Publikum emotional zu binden. Ständig sieht man bekannte Figuren durchs Bild laufen, sei es Goro aus Mortal Kombat, ein Ninja-Turtle, Charaktere aus Batman, Overwatch oder Halo. Es wird mit alten Konsolen/Computern hantiert, der passende Soundtrack eingespielt und ein DeLorean als Rennwagen benutzt. Wenn dann auch noch ein Roboter wie einst der Terminator mit der Daumen-hoch-Geste in Lava versinkt, lächelt man sich noch tiefer in den Kinosessel.

Zwei Welten

Der ständige Wechsel zwischen der realen Welt und der Oasis ist technisch stark umgesetzt. Abgesehen von den ständigen Nerd-Anspielungen ist der Film visuell höchst abwechslungsreich. Egal ob King Kong eine Rennstrecke mit seinen Fäusten zerbröselt oder der Film „The Shining“ zu neuem Leben erweckt wird, man spürt praktisch immer, welche Liebe zum Detail in die Inszenierung geflossen ist. Der etwas zu lange Schlusskampf fällt dann gegenüber dem Rest des Films ein wenig ab.

Was der Film nicht kann ist überraschen. Irgendwie hat man immer das Gefühl man weiß, was als nächstes passiert – und meist behält man recht.

Kinostart: 6. April 2018

Fazit

Wertung - 8

8

Ich bin ehrlich gesagt hin- und hergerissen, was Ready Player One betrifft. Ohne ein begeisterter Leser der Romanvorlage zu sein, habe ich die über zwei Stunden durchaus genossen. Die Besetzung gibt sich Mühe in beiden Welten zu überzeugen, auch wenn sie abseits der Oasis wenig Zeit hat sich zu entfalten. Die Action stimmt und die ständigen Anspielungen auf die guten alten 1980er Jahre wärmen auch mein Herz. Am Ende fehlt meiner Meinung nach einzig der letzte Kick, der den Film zu etwas Außergewöhnlichem machen hätte können. Zu vorhersehbar, zu kindlich erzählt wirkt für mich die Geschichte, um in mir das Verlangen zu erwecken, den Film noch einmal sehen zu müssen. All jene unter euch, die sich den jugendlichen Blick erhalten haben, werden den Film aber sicher sehr genießen können.

Alexander Amon

Alexander Amon war jahrelang Chefredakteur beim Gaming-Magazin consol.AT, ist noch immer leidenschaftlicher Gamer und außerdem Ressortleiter bei Red Bull Games. Neben dieser Kolumne ist er hier auf SHOCK2 auch regelmäßig als einer der beiden Gameminds im gleichnamigen Podcast zu hören.

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